Jan Provost (1465-1529)

 

Fest steht, dass Jan Provost ein flämischer Maler war,
der 1493 in die Lukasgilde Antwerpen eintrat und 1529 in Brügge starb. Sein Geburtsjahr dagegen ist unsicher (1462 oder 1465?). Und bei fast allen der ihm zugeschriebenen Werke ist nicht eindeutig geklärt, ob er wirklich der Autor ist. Eine Ausnahme gibt es: Eine 1525 gemalte Tafel des «Jüngsten Gerichts» für das Brügger Rathaus. Diese stammt definitiv von Jan Provost.

 

Jan Provost kommt 1462/65 in Mons zur Welt (niederländisch und deutsch: Bergen). Mons ist die Hauptstadt einer wallonischen Provinz in Belgien. 1491 zieht Provost nach Valenciennes und bekommt dort eine Ausbildung beim Maler Simon Marmion. 1493 reist er nach Antwerpen, wo er sich in die Lukasgilde eintragen lässt.

 

Zwischen 1498 und 1505 unternimmt er (wahrscheinlich) eine Pilgerreise nach Jerusalem.

 

Anerkennung als Maler erhält er dann in Brügge. Dort wird er als Künstler gefeiert, vor allem für seine biblischen Arbeiten. Auch in der Malerzunft spielt er eine bedeutende Rolle in führenden Positionen.

 

1520 beauftragt man ihn mit Dekorationen zur Feier des triumphalen Einzugs von >Kaiser Karl V in Brügge. Im selben Jahr kehrt er nach Antwerpen zurück, wo er >Albrecht Dürer auf dessen Reise durch die Niederlande trifft. Provost ist vermutlich der «Jan Prost van Prück», bei dem Dürer während seines Antwerpen-Aufenthalts wohnt. Provost soll Dürer Modell gestanden haben für Porträts, die dort entstanden.

 

Provosts wichtigstes Werk ist das Jüngste Gericht (Groeningemuseum, Brügge), das zwischen 1524 und 1526 für den Stadtrat von Brügge gemalt wurde. Es gilt als eines der herausragendsten Beispiele für den Übergang von der Gotik zur Renaissance in den Niederlanden. Und es ist das einzige Werk, von dem mit Sicherheit davon ausgegangen werden kann, dass es von Ja Provost stammt.

 

Provosts Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass er die niederländische Tradition einer akribisch detaillierten Darstellung mit der erzählerischen Technik der Renaissancemalerei verbindet.

 

Neben Quentin Massys (1466-1530) ist Jan Provost der bedeutendste Maler der Frührenaissance in den Niederlanden. Nach dem Tod seiner ersten Frau im Jahr 1506 heiratet er noch drei Mal.

 

Er stirbt im Januar 1529 im Alter von etwa 65 Jahren in Brügge. Zwei seiner Söhne treten in seine Fussstapfen: Adriaen wird Maler und Thomas Glasmalermeister, beide waren in Brügge tätig.

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Jan Provost (1465-1529) zugeschrieben.

Das Jüngste Gericht, 1505.
Hamburger Kunsthalle.

 

 

 

 

Jan Provost (1465-1529). Das Jüngste Gericht, 1525. Groeningmuseum Brügge.

 

Detail: Geistliche am Höllenschlund.

 

 

 

Ein echter Provost

 

Bei vielen Jan Provost zugeschriebenen Werken ist unsicher, ob sie auch wirklich von ihm stammen. Bei diesem Gemälde steht seine Autorenschaft aber ausser Zweifel: Es ist ein «Jüngstes Gericht», das er nachweislich 1525 für das Schöffenzimmer im Brügger Rathaus malte (Schöffen=ehrenamtliche Richter).

 

Um die Erlöserrolle Christi zu betonen, lässt der Künstler Jesus mit dem Finger auf seine Wunde zeigen – als symbolische Geste seines Opfers.

Besonders bemerkenswert an diesem Gemälde ist aber, dass Jan Provost Geistliche nicht nur am Himmelstor malt, sondern auch am Eingang
zur Hölle
.

 

Das gefiel dem streng katholischen Kaiser
>Karl V
gar nicht – er akzeptierte keine Kritik am Klerus. Also liess er diese Stellen übermalen. Erst 1956 wurde die Übermalung bei einer Restauration des Werkes wieder entfernt.

 

>mehr über das Jüngste Gericht

 

 

 

Jan Provost (1465-1529). Kreuzigung, 1501-05. Groeningemuseum Brügge.

 

 

 

Jerusalem mit eigenen Augen gesehen?

 

Mittelteil eines Triptychons. Provost malt diese Kreuzigung vermutlich für die Brügger Jerusalemkapelle. Hier kam die Bruderschaft der Jerusalempilger zusammen, der er selbst auch angehörte.

 

Während die Malerkollegen seiner Zeit Jerusalem meist aus der Fantasie heraus darstellten, sah Jan Provost die Stadt höchstwahrscheinlich mit eigenen Augen (vermutlich auf einer Reise zwischen 1498 und 1505). Die Darstellung Jerusalems (links im Bild) könnte also auf Provosts eigenen Beobachtungen beruhen. Rechts zeigt der Künstler Konstantinopel – mit ziemlich viel Fantasie.

 

 

Jan Provost (1465-1529). Martyrium der hl. Katharina, 1501-05. Groeningemuseum Brügge.

 

 

 

Martyrium der heiligen Katharina

 

Provost stützt sich bei dieser Komposition auf einen Holzschnitt von >Albrecht Dürer. Ursprünglich war der Flügel Teil eines Triptychons, dessen Mitteltafel die Kreuzigung (oben) war und dessen linker Flügel im Museum Boijmans-Van Beuningen in Rotterdam aufbewahrt wird.

 

Wer ist die heilige Katharina von Alexandrien? Im Mittelalter gehört sie zu beliebtesten Heiligen. Häufig wird sie mit dem gebrochenen Marterrad mit Nägeln dargestellt, an das sie gebunden wurde. Als ein Blitz das Folterinstrument zerstörte, soll sie enthauptet worden sein.

 

Jan Provost (1465-1529). Beweinung Christi, 1490. Kunsthaus Zürich.

 

 

Beweinung Christi

 

Lange wurden Landschaften  nur im Zusammenhang mit Bibeldarstellungen gemalt – wie in diesem Beispiel. Im Hintergrund Jerusalem.

 

Provost zeigt in diesem Gemälde gleichzeitig mehrere Geschichten: Christus hängt noch am Kreuz, wird aber gleichzeitig am Grab beweint. Als weitere Elemente packt der Künstler den Tempel von Jerusalem und die ferne Stadt dazu. Dunkle Wolken verstärken die düstere Stimmung der Kreuzigung.

 

 

 

Jan Provost (1465-1529), Triptychon Anbetung der Könige, mit Jakobus und Sebastian, 1500-1510. Kunsthaus Zürich.

 

 

 

Anbetung der Könige

 

Dieses Triptychon «Anbetung der Könige zwischen Jakobus und Sebastian» gehört zur Sammlung des Kunsthauses Zürich (Legat Walter und Annemarie Boveri 1996). Ob es wirklich von Provost stammt, ist unsicher – früher wurde es Jan Mostaert (1470-1556)
zugeschrieben. Die Mitteltafel misst nur 27 x 19 cm, die Seitentafeln je 27 x 7.5 cm. Gefertigt ist es in Tempera auf Eichenholz.

 

>mehr über dieses Werk

 

>mehr über die heiligen drei Könige

 

>mehr über den heiligen Jakobus

 

>mehr über den heiligen Sebastian