Hat er auch Bilder gemalt, die den Menschen in seiner ganzen Schönheit zeigen? Vielleicht.
Aber berühmt geworden ist er für seine seltsam verzerrten Körper und Gesichter. Und vor allem für seine provokanten Abbildungen von nackten Männern und Frauen.
Egon Schiele
Seine Begabung als Maler war offensichtlich. Schon mit 16 schaffte er die Aufnahme in die Wiener Akademie der bildenden Künste. Dort hielt er es aber nur zwei Jahre aus, – die Akademiemalerei und der Jugendstil waren nicht sein Ding. Statt dessen gründete er mit ein paar Kollegen die «Wiener Neukunstgruppe». Hier gab es niemanden mehr, der ihm Grenzen setzte.
Und als 1907 Gustav Klimt zu seinem Fan und Förderer wurde, da war er beflügelt. Er richtete sich sein eigenes Atelier ein, in der Nähe des Wiener Praters.
Einen Namen machte er sich an der Internationalen Kunstschau 1909 der Wiener Neukunstgruppe. Er erhielt nicht nur gute Kritiken, sondern lernte auch wichtige Kunstsammler kennen, für die er einige Aufträge ausführen konnte. Damit kam er gerade so über die Runden.
1911 zog er von Wien weg. Mit seinem Lieblingsmodell Walburga Neuzil «Wally» liess er sich in Krumau an der Moldau nieder (heute Tschechien, ca. 200 km von Wien entfernt). Dort konnte er in Ruhe arbeiten und war sehr produktiv. Aber es gab Stunk: Die Gemeinde goutierte seinen anstössigen Lebensstil nicht. Wilde Ehe mit Wally!
Er zog mit ihr weiter, nach Neulengbach westlich von Wien. Dort kam es noch dicker: Er wurde verdächtigt, Minderjährige missbraucht zu haben und kam in eine dreiwöchige Untersuchungshaft. Er wurde zwar freigesprochen, aber das Gericht verurteilte ihn wegen «Verbreitung unsittlicher Zeichnungen», was ihm drei Tage Gefängnis einbrachte.
Zurück in Wien wurde er 1913 Mitglied im Bund der österreichischen Künstler, protegiert von Gustav Klimt, der Präsident dieses Bundes war.
Den Weltkrieg 1914-1918 überstand er ohne Schaden, obwohl er eingezogen wurde. Allerdings erhielt er Pöstchen weit ab vom Schuss. Im Verwaltungsdienst in einem Lager für kriegsgefangene russische Offiziere, als Schreiber. Und als Organisator von Ausstellungen im Heeresmuseum. In dieser Zeit konnte er sogar künstlerisch tätig sein.
Ironie des Schicksals: Er überstand den Weltkrieg in guter Gesundheit, aber dann erwischte ihn 1918 die Spanische Grippe, die gerade in Wien wütete. Zuerst starb seine Frau Edith, im sechsten Monat schwanger, dann drei Tage später er selbst, am 31. Oktober 1918.
Die schönsten Sammlungen seiner Werke findet man in den Wiener Museen. Im >Leopold-Museum, im >Belvedere und in der >Albertina.
Titelbild (Ausschnitt)
Egon Schiele (1890-1918).
Selbstportrait mit Lampionfrüchten, 1912.
Leopold Museum, Wien.