Damit das gleich gesagt ist: Hinter «Leopold» steckt für einmal nichts Kaiserliches. Und keiner der vielen Habsburger Herzöge/Könige/Kaiser gleichen Namens. Sondern ein Privatmann. Rudolf Leopold (1925-2010) war ein Wiener Augenarzt und Kunstsammler.
Am liebsten sammelten er und seine Frau Elisabeth – auch eine Augenärztin – Bilder des ganz jung verstorbenen Expressionisten Egon Schiele (1890-1918). Dieser war irgendwie in Vergessenheit geraten. Das änderte sich 1955, als Leopold in Amsterdam eine Ausstellung mit Schiele-Werken und weiteren österreichischen Modernen organisierte. Es folgten Ausstellungen in Wien, London, New York. Und nun waren die österreichischen Modernen plötzlich wieder hoch im Kurs.
1994 brachte Rudolf Leopold seine 5'266 Werke umfassende Sammlung in eine Stiftung ein. Oder genauer: Er verkaufte sie zu einem Drittel des Schätzwertes an die Republik Österreich – das waren etwa 160 Mio Euro. Dafür ernannte man ihn zum «museologischen Direktor» (so etwas wie ein künstlerischer Leiter) auf Lebzeiten. Und für sein Engagement verlieh man ihm 1997 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Er verstarb 2010 und ruht in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Grinzinger Friedhof.
Das Leopold-Museum im Museumsquartier
von Wien.
Das Leopold-Museum konnte 2001 eröffnet werden. Es umfasst weit über fünftausend Kunstwerke, darunter die weltweit grösste Sammlung an Schiele-Werken. Dazu Klimt, Kokoschka, Moser, Gerstl und weitere österreichische Moderne. Mit rund 350'000 Eintritten pro Jahr ist es das meist besuchte Museum des Wiener Museumsquartiers.
Titelbild:
Egon Schiele (1890-1918)
Liegende Frau, 1917.
Leopold-Museum, Wien.
Highlight des Leopold-Museums: Egon Schiele |
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Egon Schiele, |
Egon Schiele (1890-1918) und Gustav Klimt
Klimt war bereits 45-jährig, als sich die beiden trafen. «Habe ich Talent?» fragte ihn Schiele. «Ja, viel zu viel» soll Klimt geantwortet haben, und:
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Egon Schiele, Bildnis Wally
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Schieles Muse Wally Neuzil
Sie war sein Modell und Lebensgefährtin. Dieses Bild wurde 1998 in New York bei einer Ausstellung beschlagnahmt, weil es als Nazi-Diebesgut eingestuft war. Es kam zu einem Vergleich zwischen der US-Regierung und dem Leopold-Museum: Gegen Bezahlung von 19 Mio Dollar an die rechtmässigen Erben kam das Bild wieder nach Wien zurück und gehört nun definitiv dem Museum. |
Gustav Klimt, (1862-1918). Sitzender |
Gustav Klimt: Ein Männerakt...?
Wer hat schon so was gesehen! Ein Männerakt von Klimt! Von ihm kennt man doch nur Abbildungen von nackten Frauen.
Die Erklärung ist einfach: Der «Sitzende Männerakt nach rechts» stammt vom erst 21-jährigen Klimt, der in seiner frühen Phase noch nach akademischen Regeln malte. Malen musste.
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Werbeinserat.
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Koloman Moser (1868-1918)
Seine Malerausbildung holte er sich an der Akademie der bildenden Künste in Wien, später bei Franz Matsch an der Kunstgewerbeschule. Das erklärt, warum er auch als Werbegrafiker arbeitete. Bekannt ist Koloman Moser vor allem, weil er zur Klimt-Gruppe gehörte, die die Kunstschau Wien organisierte. 1904 gestaltete Moser in der >Wiener Secession eine grosse Ausstellung für Ferdinand Hodler.
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Oskar Kokoschka (1886-1980)
Das Leopold-Museum zeigt auch eine grössere Zahl von Kokoschka-Werken. Dieses Gemälde heisst «Die Spitzenklöpplerin» und stammt aus 1933.
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Richard Gerstl (1883-1908)
Er hätte unter Österreichs Modernen ein richtig Grosser werden können – wie seine im Leopold-Museum gezeigten Werke belegen.
Aber er verstrickte sich als 25-jähriger in eine Liebesaffaire. Mit der Gattin seines Freundes Arnold Schönberg (Musiker und Maler). Als die Sache aufflog, nahm er sich das Leben.
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Fotos / Diashow
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Sonderausstellung |
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Ausstellung zum 100-jährigen
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