Ausstellung «Power of Nature»
Galerie Kunst-Zürich-Süd Adliswil, 4.–27.9.2025
Wenn sich sechs Künstlerinnen mit der Kraft der Natur befassen, dann kommt eine bemerkenswerte Fülle an Varianten ans Licht. Wie stellt man die Kraft der Natur im Bild dar? Welchen Einfluss übt diese Kraft auf das Bild aus? Und wie beeinflusst sie die Künstlerin?
Ausstellung September 2025
Bei einer der ausstellenden Künstlerinnen führt diese geheimnisvolle Kraft überhaupt erst zur Liebe zur Natur. Eine andere ist so überwältigt von ihrer Pracht, dass sie unentwegt ihre schönsten Seiten und ihre exklusivsten Momente im Bild festhalten muss. Eine dritte Künstlerin reichert die Schönheit der Natur noch mit künstlerischen Mitteln an, kombiniert sie mit eigenen Fantasien. Eine weitere findet die Natur – aus der Sicht der Kunst – etwas «allzu natürlich», also schafft sie Abhilfe mittels Reduktion und Abstraktion. Und eine der Ausstellenden sucht bewusst verborgene Ecken auf, wo sie graue, unscheinbare Pflänzchen findet und diese dann – mit fotografischem Geschick – zu blendenden Stars macht. Und dann gibt es noch jene Künstlerinnen, die die Natur in ihrer ganzen Herrlichkeit erkennen – so, wie sie ist. Und bilden sie dann ab, manchmal noch ein bisschen herrlicher.
Die sechs Künstlerinnen der September-
Ausstellung 2025 vor der Galerie Adliswil
(Foto Blazenka Kostolna)
Vernissage 4. September 2025
>Marcello Weiss' Film:
Die Künstlerinnen stellen sich vor.
Ausstellung September 2025.
>Ausstellungen in der Galerie
Adliswil seit Februar 2025
Titelbild (Ausschnitt)
Caroline Hauger (1967).
Fotografie Stellisee mit Matterhorn,
Fine Art print auf Seidenstoff,
105x140cm
Caroline Hauger als Cessna-Pilotin.
Matterhorn mit Mond. Fotografie, Fine Art Print auf Seidenstoff, 105x140cm.
Felswand in den Glarner Alpen. Foto, Fine Art Print auf Seidenstoff, 90x120cm.
Viola I Stiefmütterchen.
|
Caroline Micaela Hauger (1967)
Im Herzen ist sie Alpinistin. Sie hat schon 20 (!) Viertausender bestiegen – darunter den Montblanc und das Matterhorn. Dazu den Kilimandscharo und den Elbrus – die Kamera stets dabei. Eines Tages kommt in ihr der Wunsch auf, ihre Berg- und Traum-welten von oben zu erleben. Also entschliesst sie sich, Pilotin zu werden. Jetzt sieht sie die Alpenwelt aus einer neuen Perspektive. Zwingend wäre ein Flugbrevet allerdings nicht gewesen, denn ihre hoch professionellen Fotos aus der Luft lassen sich kaum 'so nebenbei' schiessen, während sie ihre Cessna steuert. Bei der Suche nach spektakulären Airviews ist sie nur Co-Pilotin ...und lässt sich fliegen.
Atemberaubende Bilder schiesst sie aber auch vom Boden aus. Spitzenfotos wie Matterhorn mit Mond entstehen nicht 'einfach so' beim Wandern, sondern bedingen Übernachtungen und geduldiges Warten im Biwak, bis der exklusive Moment mit den ersten Sonnenstrahlen am frühen Morgen für wenige Minuten eintritt. Solch sensationelle Naturfotos haben Seltenheitswert und sind an internationalen Fotoausstellungen begehrt.
Caroline Hauger kommt 1967 in Köln zur Welt, verbringt aber ihre Kindheit in Küsnacht. An der Uni Zürich studiert sie Germanistik, Publizistik und Kunst. Dann arbeitet sie als Journalistin und Fotografin bei den Ringier-Medien und ist daneben als Freelancer für zahlreiche weitere Zeitschriften und fotoaffine Magazine tätig.
In der Ausstellung «Power of Nature» zeigt die Künstlerin auch einige ihrer Arbeiten auf Leinwand, gemalt in Öl. So eine Serie von Stiefmütterchen in kleinformatigen Gemälden.
>weitere Werke von Caroline Hauger (PDF)
|
Hellen Rojas Orellana (1986).
Hellen Rojas (1986). Der Schlüssel zur Natur. Öl auf Malplatte, 50x50cm..
Hellen Rojas (1986). Dschungel der Träume (Tochter Noelia). Öl auf Malplatte, 50x70cm.
|
Hellen Rojas (1986)
Die aus Peru stammende Hellen Rojas Orellana ist künstlerisch ausserordentlich produktiv. In der Galerie Adliswil stellt sie dieses Jahr bereits zum zweiten Mal aus (>März 2025).
In ihrem Oeuvre spielen Schlüssel eine bedeutende Rolle. In der letzten Ausstellung stand der Liebesschlüssel im Zentrum, diesmal ist es der Schlüssel zur Natur.
Das Ölgemälde Schlüssel zur Natur ist ihr neuestes Werk – sie hat es für diese Ausstellung «Power of Nature» geschaffen. Bei der Detailbetrachtung fällt sofort die feine Linienführung auf. Die scharfen Abgrenzungen würden zwar eher auf Acrylmalerei hindeuten, aber es handelt sich um ein Ölbild auf Malplatte. Auf die Frage, wie diese feinen Linien mit Ölfarbe zustande kommen, antwortet die Künstlerin: «Mit ganz viel Geduld».
Ihrer Tochter Noelia widmet die Künstlerin gleich zwei Werke mit dem Titel Dschungel. Im ersten bildet sie Noelia mit geschlossenen Augen meditierend ab (oder im Traum aus einem Buch lesend?), während vier fliegende Kolibris das Mädchen umschwärmen.
Im zweiten Bild scheint das Mädchen mit einem farbigen Ara zu kommunizieren, der diesem eine Blume überbringt. Typisch für die Künstlerin, für die ein stets wiederkehrendes Thema die Liebe ist – zwischen Menschen, Tieren und der Natur.
>weitere Werke von Hellen Rojas (PDF)
>Website der Künstlerin (hellart.ch)
|
Erika Schnell (1931)
Erika Schnell (1931). Wiesland, Acryl, 120x100cm.
Erika Schnell (1931). Sauer und süss, Aquarell, 40x40cm.
Verkauft!
|
Erika Schnell (1931)
Ihr Energiegefäss scheint unerschöpflich zu sein, auch noch mit bald 94 Jahren. Wie ein Wirbelwind stürmt sie durch die Galerieräume, rückt Tische, dirigiert und organisiert die in zwei Stunden anstehende Vernissage der Ausstellung «Power of Nature». Eine Gastgeberin mit Leib und Seele.
Erika Schnell kommt 1931 in Berlin in der damaligen DDR-Zone zur Welt. Dort besucht sie eine Schule für Gestaltung. 1956 zieht sie in die Schweiz und nimmt Malstunden beim Adliswiler Künstler Jean Mühlhaupt. Sie wohnt (und malt) jetzt seit 60 Jahren in Adliswil.
Ihre Liebe zur Natur hat einen spektakulären Hintergrund: Ihr Ehemann Paul erhält 1985 zwei Dutzend Rebstöcke geschenkt. Mit diesen steigt das Paar in den Weinbau ein und produziert tatsächlich einen echten «Adliswiler». Das kleine Grundstück bringt immerhin 200 Flaschen... Später werken die beiden auf ihrem Weingut im Tessin.
Ein Nebenprodukt dieser Arbeit im Freien: Sie prägt Erikas Blick für die Schönheit der Natur und ihre Freude daran. Das kommt heute in ihren lieblichen Bildern von Wiesen, Feldern, Blumen und Beeren gut zum Ausdruck. Früher malte sie mit Öl, inzwischen bevorzugt sie Aquarell und Acryl, verwendet aber auch gerne Pastellkreide.
Noch bevor die Vernissage beginnt, hört man eine freudig-aufgekratzte Erika: «Ich hab' grad ein Bild verkauft!». Ihre Mit-Künstlerinnen beglückwünschen sie, alle gönnen ihr den schönen Moment. «Sauer und süss» heisst das Bild.
>weitere Werke von Erika Schnell (PDF)
|
Bettina Marion Ulrich (1964).
Bettina Marion Ulrich (1964). Abendglühen, Acryl/Mischtechnik auf Leinwand, 70x50cm.
Skulptur Meditation. Weisser Marmor, Höhe 39cm. |
Bettina Marion Ulrich (1964)
Kein Wunder, ist die 1964 in Einsiedeln geborene Künstlerin zur Denkerin geworden – sie hat Philosophie studiert. Und später ihre eigene Kunst-Philosophie entwickelt: «Bewegung hat weder Anfang noch Ende». Was das bedeutet, lässt man sich am besten von ihr selbst erklären.
In ihrem ersten Beruf nimmt sie u.a. eine Führungsposition in einem pädagogischen Unternehmen ein. 1989 etabliert sie sich als freischaffende Künstlerin. 1993 bekommt sie ihre erste Ausstellung in Wien. Seit 2020 ist sie hauptberuflich als Künstlerin unterwegs.
In der Ausstellung «Power of Nature» in Adliswil zeigt sie Acrylgemälde, Softpastelle und Skulpturen. Einigen ihrer Werke ist gemein, dass sie zwischen Figuration und Abstraktion oszillieren. Man glaubt Dinge zu erkennen – ist sich aber nicht ganz sicher. Wie beim Acrylgemälde Abendglühen. Der Titel ist etwas verwirrlich – sind da nicht eher Segel zu sehen, die sich im Wasser spiegeln? Mit solchen Verschlüsselungen kommuniziert die Künstlerin ganz bewusst mit dem Publikum, sie lässt ihm Freiräume bei der Interpretation.
Auch die prächtige Marmorskulptur Meditation ist eine Mischung aus Figuration und Abstraktion. Während der Körper nahe bei der Natur liegt, kommen Gesicht und Haar der Frau raffiniert abstrakt-reduziert daher.
>weitere Werke von Bettina Ulrich (PDF)
|
Andrea Wedel (1968).
Andrea Wedel (1968). Now We Are Free und Time, Aquarell auf Acryl auf Leinwand, je 50x150cm.
Andrea Wedel (1968). Holding Back The Years (2), Mohnblüten hinter Glas, 20x20cm. |
Andrea Wedel (1968)
Sie kommt 1968 in Basel zur Welt und wächst im Kanton Zürich auf. Nach der Matura ist sie in der Werbung und im Personalwesen tätig. Dann macht sie ein Kunststudium und bildet sich in Kursen weiter. 2006 beginnt sie mit der Malerei. Heute arbeitet sie in ihrem eigenen Atelier in Adliswil – und in einem weiteren am Starnberger See in Bayern.
Ihre Malereien heben sich von allem Herkömmlichen ab. Erstens basieren ihre Werke auf fotografischen Vorlagen aus der Natur. Diese bearbeitet sie am Computer, reduziert, verfremdet, experimentiert. Das malerische Ergebnis sind geheimnisvolle «Pflanzen» – mit der Fantasie der Künstlerin komponiert.
Zweitens vermalt Andrea nicht etwa Aquarell oder Acryl – sondern Aquarell auf Acryl. Der Trick dabei sind stark verdünnte Farben, damit das funktioniert. Hat sie das selbst erfunden? «Keine Ahnung», sagt die Künstlerin, «ob das jemand sonst noch macht». Die Recherche hat ergeben: Ja. Zum Beispiel >Gerhard Richter. Dieser experimentierte in den 1980er-Jahren mit Aquarell auf Acryl und auch auf Öl. (Quelle: Werkverzeichnis Gerhard Richter im Archiv Dresden).
Drittens geht Andrea auch bei den Bildträgern ganz eigene Wege. So verwendet sie neben Leinwand oder Papier auch Holz und Beton oder bettet ihre Werke zwischen Glas – ganz nach dem Motto 'bloss nicht gewöhnlich'. Dazu sagt sie: «Blumenbilder fand ich immer bünzlig, deshalb liess ich mir etwas Neues einfallen». Experimentieren, das ist ihr Ding.
>weitere Werke von Andrea Wedel (PDF)
|
Claudia Winteler (1962).
Claudia Winteler (1962). Stürmische Ostsee. Fotografie. Fineart Hahnemühle auf Alu-Dibond, 80x60cm.
Claudia Winteler (1962). Verborgen im Wald, Einbeere. Fotografie. Fineart Hahnemühle auf Alu-Dibond, 45x60cm.
|
Claudia Winteler (1962)
Claudia Winteler kommt 1962 in Lachen SZ zur Welt, wo sie auch aufwächst. Bevor sie ein Studium in Biologie mit Schwerpunkt Botanik beginnt, ist sie 18 Jahre lang als Heilpädagogin für Jugendliche mit Handicap tätig. Heute ist sie neben ihrer Arbeit als Fotografin und Gartenlehrerin im >Botanischen Garten Zürich für diverse Kurse zuständig. Zudem arbeitet sie im Zürcher Museum >Mühlerama im Bereich Bildung und Vermittlung und organisiert dort Workshops und Führungen.
Ihre Natur-Fotografien sind spektakulär. Dabei stösst sie erst 2018 und nur zufällig zur Fotografie – als sie ihren Gatten kennen lernt, einen professionellen Fotodesigner. Zusammen publizieren sie in der Zeitschrift «Natura Helvetica» Artikel und Fotografien der Schweizer Pflanzenwelt. Als ihr Mann 2021 plötzlich verstirbt, muss sie sich allein mit der komplexen Fototechnik auseinander setzen. Sie tut das als Autodidaktin und bildet sich weiter.
Mit grossem Erfolg, wie man in der Ausstellung «Power of Nature» in Adliswil erkennen kann. In ihrem Werk Stürmische Ostsee versteht sie es meisterhaft, die Belichtungszeit so zu steuern, dass die Bewegungen der Wellen förmlich greifbar werden.
Bei Verborgen im Wald kommt Claudia Wintelers Leidenschaft für die Fotografie in spezieller Form zum Tragen: Sie sucht nicht nach der exklusivsten oder exotischsten Pflanze, sondern gibt auch einfachen Gewächsen eine Bühne. Wie dieser Einbeere, die im Dunkel des Waldes ihr Dasein fristet. Als echte Foto-Künstlerin lässt sie das unscheinbare Pflänzchen mit spärlichem Restlicht regelrecht aufblühen.
>weitere Werke von Claudia Winteler (PDF)
>persönlicher Flyer der Künstlerin
|
>Ausstellungen in der Galerie Adliswil seit Februar 2025
>mehr über Galerie Kunst-Zürich-Süd
|