Ausstellung «vonWegen»
Kulturort Weiertal vom 22. Mai bis 4. September 2022

 

Von Wegen? von wegen!


Ein hübsches Wortspiel. Es vermittelt, dass die Ausstellung im prächtigen Park des Kulturortes Weiertal keinesweg nur aus «Wegen» besteht, sondern aus einer Fülle von Ideen zum Thema Weg, auch im übertragenen Sinn. Woher kommen wir? wohin gehen wir? welchen Weg schlagen wir ein? wo warten Hindernisse auf uns? Der weitläufige Park wird mit spannenden Kunstprojekten bespielt, die sich neunzehn Künstlerinnen und Künstler ausgedacht haben.

 

Nein, die ganz grosse Frage der Menschheit «Wo kommen wir her?» kann natürlich die Ausstellung nicht beantworten – das wäre etwas gar viel verlangt. Aber sie bietet jede Menge Anregungen und Denkanstösse. Einige sind grundsätzlicher oder philosophischer Natur, andere sprechen die Sinne an, wieder andere befassen sich mit höchst aktuellen Problemfragen in internationalen Dimensionen.

 

So zum Beispiel die Installation der Zürcherin Eva Wandeler (1969) unter dem Titel «Floating Borders». Die auf dem Wasser des Parkweihers schwebenden und sich ständig verändernden «Grenzlinien» wirken zwar idyllisch, enthalten aber durch die russische Invasion in die Ukraine eine bedrohliche aktuelle Botschaft: die Grenzen sind (wieder) fliessend geworden.

 

 

Die Künstlerin und ihr Werk

 

 

 

Wie kamen die neunzehn Projekte zustande?

Die vier KuratorInnen stammen aus dem KünstlerInnen-Kollektiv «tac22». Es sind dies Nico Lazúla, Ruedi Staub, Marion Strunk und Eva Wandeler. Diese vier bilden den harten Kern der Veranstaltung. Jedes der vier Kuratorenmitglieder «organisierte» je vier weitere KünstlerInnen, bis schliesslich neunzehn Projekte standen.

 

 

KünstlerInnen (alphabetisch):

Anna Maria Balint, Peter Baracchi, Eva Bertschinger, Notta Caflisch, Brigit Edelmann, Alex Hanimann, Pascal Lampert, Nico Lazúla, Aldo Mozzini, Victorine Müller, Ursula Palla, Stefan Rohner, Venice Spescha, Ruedi Staub, Marion Strunk, , Andrea Suter, Navid Tschopp, Eva Wandeler, Katharina Anna Wieser, Wink Witholt, Andrea Wolfensberger.

 

Die Gesamtleitung liegt in den Händen von
Maja von Meiss. >www.galerieweiertal.ch

 

 

 


Die Veranstaltung läuft vom
22. Mai bis 4. September 2022.
Öffnungszeiten Do-Sa 14-18 Uhr, So 11-17 Uhr.
Eintritt Fr. 10.–, Saisonkarte Fr. 25.–

Anfahrt: In Navi eingeben
Rumstalstrasse 55 Winterthur

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Brigit Edelmann (1980 St.Gallen)

und Stefan Rohner. Nicht wenden, 2022.

Kulturort Weiertal.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Notta Caflisch (1979 Chur). For They Ran Much Faster Than I Could Go, 2022.

 

 

 

For They Ran Much Faster Than I Could Go

 

Converse-Turnschuhe auf einem Schaufelrad, das an die Mississippi-Dampfer erinnert. Es ist eine Metapher für die universalen Probleme, die im 19./20. Jht durch die Industrialisierung und die damit verbundene Hegemonialpolitik entstanden sind. Und ein Seitenhieb auf die heutige ignorante Konsum- und Spassgesellschaft, die die Ressourcen des Planeten ohne Rücksicht ausbeutet. Und gleichzeitig ein Plädoyer für ein nachhaltigeres Konsumverhalten.

 

 

Brigit Edelmann (1980 St.Gallen) und Stefan Rohner. Nicht wenden, 2022.

 

 

Nicht wenden

 

Diese Kunstinstallation ist erlebbar. Man darf sie betreten, auf ihr aufsteigen – und oben angelangt kommt man kurz ins Stocken: wie geht es weiter? Wieder zurück oder rüberspringen? Vielleicht überlegt man sich dabei, wie gut man es doch hat, dass man mobil und agil ist, im Gegensatz zu Mitmenschen, die mit einer körperlichen Behinderung leben müssen.

 

Marion Strunk (1949 Bonn). Gegenbewegung, 2022.

 

Gegenbewegung

 

Ein Gartenhäuschen komplett mit rotem Faden umwickelt. Da gibt es kein Hinein und kein Hinaus mehr – es symbolisiert Stillstehen. Aber dahinter steckt eine weitere Botschaft: Stillstehen muss nicht Stillstand bedeuten, sondern eher die Chance auf Nachdenken und Überdenken einer verfahrenen Situation. Aus dieser können sich neue Möglichkeiten ergeben. Für die Umwicklung des Häuschens war fast ein Kilometer roter Faden nötig.

 

Nico Lazúla
(1968 Basel) und
Ruedi Staub (1948 Röthenbach). Passageway (Leftovers), 2022.

 

Passageway (Leftovers_12)

 

«Passageway» heisst dieses chaotisch aufgetürmte Holzwerk..., weil man es passieren kann. Durch einen extrem schmalen Gang von zwei Seiten. Wer klaustrophobisch fühlt, wird sich etwas beengt vorkommen – die im Innern farbige Holzkonstruktion kann aber auch das Gefühl von Geborgenheit auslösen. Verwendet wurden Abfall-Latten aus einer Sägerei. Aus Altem entsteht Neues. Auch wenn es nur ein Kunstwerk ist.

 

 

Victorine Müller (1961 Grenchen).
E pur si muove, 2022.

 

E pur si muove

 

Wohin des Weges? scheinen diese Figuren den Passanten zu fragen. Dabei hätten sie eigentlich genug mit sich selbst zu tun, so offensichtlich wie sie sich gegenseitig den Rücken kehren und sich von einander abwenden. Sind sie selbst im Dilemma, wie es mit ihnen weiter gehen soll, und wohin? Wollen sie sich trennen oder den gemeinsamen Weg weiter gehen? Vielleicht auch für Aussstellungsbesucher ein geeigneter Ort zum Sinnieren.

 

 

Andrea Wolfensberger (1961 Zürich). Eine Beziehungsweise. Rufe der Waldkäuzchen, 2022.

 

Beziehungsweise. Rufe der Waldkäuzchen.

 

Ein echter optischer Hingucker ist diese Skulptur – aber eigentlich soll sie Klänge symbolisieren, die schon lange aus unseren Wäldern verschwunden sind. Es ist eine Hommage an jene Vögel, die das Artensterben nicht überlebt haben. Die Künstlerin lässt in dieser orgelpfeifen-ähnlichen Konstruktion Vogelstimmen wieder aufleben. Sie hat sie aus dem Internet heruntergeladen.

 

 

Eva Wandeler (1969 Zürich). Floating Borders, 2022.

 

Floating Borders

 

Grenzen sind fliessend und verändern sich ständig – das ist die Botschaft dieser Installation. Die Länge des Bandes entspricht exakt der Ausdehnung des Weihers. Die spiegelnd auf dem Wasser schwebenden Glieder dieser künstlichen Grenzmarkierung werden permanent verschoben – durch natürliche Einflüsse: Strömung des Teiches, Wind, Pflanzen, Enten, Besucher.

 

 

Katharina Anna Wieser (1980 Zürich). Trog, 2022.

 

 

 

Trog – Ready Made aus Antikem

 

Der Trog im Vordergrund wird mit mehreren Steinobjekten ergänzt und bildet so ein statisches Ensemble – ein Ready Made. Der Bezug zum Weiertal ergibt sich so: Das Weiertal ist eine von Gletschern geprägte Landschaft, in der das Eis zahllose Findlinge deponiert hat. Tröge stammen von Menschen und spielten für diese lange eine wichtige Rolle. In diesem Werk werden sie nun ihrer einstigen Funktion enthoben und in ein Kunstwerk überführt.

 

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Fotos der Ausstellung

 

 

>Rückblick: 7. Biennale Weiertal 2021

 

>Rückblick: 6. Biennale Weiertal 2019