Ausstellung «Hodler, Klimt und die Wiener Werkstätte»
Kunsthaus Zürich, 21. Mai bis 29. August 2021

 

 

Wiener Werkstätte –
die Wiege zum Art Deco

 

 

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Schwerpunkt der Ausstellung ist die Zürcher Filiale der Wiener Werkstätte, die 1917 an der Bahnhofstrasse eröffnet wurde. Von besonderem Interesse ist der Leiter der Zürcher Werkstatt von 1917 bis 1919, ein gewisser Dagobert Peche...

 

 

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Zürcher Filiale an der Bahnhofstrasse 1,
1917. Foto ©MAK Museum für
angewandte Kunst Wien.

 

 

Kann man mit einer Ausstellung über Dagobert Peche Publikum anlocken? müssen sich die Organisatoren gefragt haben. Und sie fanden: eher nicht. Zügige Namen wären schon besser. Was lag also näher, als zwei Nationalhelden mit einzubeziehen.

 

Zum Beispiel >Gustav Klimt, die Leitfigur des Wiener Jugendstils. Der hat zwar mit der Wiener Werkstätte nur am Rande zu tun, outet sich aber immerhin als Verfechter identischer Ziele: Die Annäherung von Kunst und Handwerk.

 

Oder >Ferdinand Hodler. Der Schweizer Superstar hat ja zu Wien eine besondere Beziehung. Denn hier tut er einen grossen Karriereschritt, als er 1904 an der Ausstellung der Wiener Secessionisten teilnehmen darf. Einen Bezug zur Wiener Werkstätte ergibt sich dann 1913, als er sich in Genf eine herrschaftliche Wohnung leisten kann und diese vom Wiener Werkstätte-Gründer Josef Hoffmann einrichten lässt.

 

Die Ausstellung zeigt anhand zahlreicher Handwerkskunst-Exponate die Bedeutung der Wiener Werkstätte für die Entwicklung des Designs im 20. Jahrhundert. Die Werkstätten in Wien, Zürich, Berlin und New York stehen für den Übergang vom Jugendstil zum Art Deco.

 

 

 

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Ferdinand Hodler (1853-1918).
Ausstellungsplakat Wiener Secession 1904.

Museum für Gestaltung, Zürich.

 

 

 

 

 

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Titelbild (Ausschnitt)

Josef Hoffmann (1870-1956).
Vase mit Herzblattranke, 1912.
Museum für Gestaltung Zürich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Josef Hoffmann (1870-1956). Samowar, 1903. MAK Museum für angewandte Kunst Wien.

 

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Koloman Moser (1868-1918). Becher, 1906. Silber, Bernstein. MAK Museum für angewandte Kunst Wien.

 

Wiener Werkstätte – gegründet 1903

 

Gründungsmitglieder sind der Designer und Architekt Josef Hoffmann (1870-1956), der Maler und Kunsthandwerker Koloman Moser (1868-1918) sowie der Kunstmäzen Fritz Waerndorfer (1868-1939). Die Werkstätte sollte sich in der Folge zu einem wichtigen Motor für die Entwicklung der modernen Designbewegung erweisen.

 

Die Gründer sind der Ansicht, dass man durch künstlerisches Handwerksdesign das Leben im Alltag verschönern könnte. Sie entwerfen schöne Gebrauchsdinge, Möbel und Innenausstattung bis in den Theaterbereich und ebnen schliesslich den Weg zum Art Deco.

 

1916 – mitten im Ersten Weltkrieg – beginnen die Exporte aus Wien zu stocken. Man beschliesst, in Zürich eine Filiale zu eröffnen, die für dringend benötigte Devisen sorgen soll. Der Architekt und Designer Dagobert Peche wird mit dem Aufbau der Zürcher Filiale an der Bahnhofstrasse 1 und der Ausgestaltung der Verkaufsräume betraut. Er leitet die Filiale von 1917 bis 1919 und kehrt dann nach Wien zurück. Die Zürcher Filiale besteht bis 1926, geht dann aber in Konkurs.

 

 

 

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Dagobert Peche (1887-1923) und Josef Hoffmann (1870-1956), Fauteuil. Musées d'Art et d'Histoire Genève.

 

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Dagobert Peche (1887-1923). Stoff-Design, 1919. MAK Museum für angewandte Kunst Wien.

 

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Dagobert Peche (1887-1923). Brosche Gold, Perle, 1918. MAK Museum für angewandte Kunst Wien.

 

Dagobert Peche (1887-1923) – der Designer

 

Er wird zwar erst 1915 fester Mitarbeiter der 1903 gegründeten Wiener Werkstätte, prägt aber mit seinen Ideen deren Entwicklung zum Art Deco. Er stellt die bisherige Maxime auf den Kopf, wonach an erster Stelle die Funktion stehen soll. Für ihn gilt: künstlerischer Ausdruck vor Funktion.

 

Dagobert Peche wird 1887 in Salzburg geboren. Er beginnt ein Studium an der Technischen Hochschule in Wien, wechselt aber schon bald zu den bildenden Künsten und besucht ab 1911 die Kunstakademie.

 

Einer der Mitbegründer der Wiener Werkstatt, Josef Hoffmann (1870-1923), holt ihn dann 1914 als Designer in die Werkstatt nach Wien. Zwei Jahre später – mitten im Ersten Weltkrieg – überträgt man ihm den Auftrag für die Neugründung einer Filiale in Zürich, deren Leitung er von 1917 bis 1919 innehat.

 

In Zürich gestaltet er nicht nur das Verkaufslokal, sondern beschreitet auch neue Wege bei der Produkte-Positionierung. Während «zuhause» in Wien die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges spürbar sind, kann er sich in Zürich frei entfalten und seinen entwerferischen Fantasien freien Lauf lassen. Zumal sein Credo lautet, dass die Schönheit eines Produktes über der Funktion stehen soll.

 

Offenbar sehen das auch viele Kunden so, die nach den Schrecken des Krieges Lust auf schöne Dinge haben. Auch in Berlin und New York entstehen Filialen der Wiener Werkstätte – und alle laufen gut. Bis 1929 die Weltwirtschaftkrise die Umsätze einbrechen lässt. 1932 gehen die Werkstätten in Konkurs. Peche erlebt das nicht mehr, er stirbt kurz nach seinem 36. Geburtstag schon im April 1923.

 

 

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Gustav Klimt (1862-1918). Porträt Hermine Gallia, 1904. National Gallery London.

 

Gustav Klimt (1862-1918)

 

Der berühmteste Wiener Künstler ist die Leitfigur des Wiener Jugendstils. Worin besteht seine Beziehung zur Wiener Werkstätte? Er vertritt wie diese die Ansicht, dass man das Verhältnis zwischen Malerei und Kunstgewerbe verbessern müsste. An der Wiener Kunstschau 1908 erklärt er, dass «auch jene, die fähig sind, Geschaffenes fühlend nachzuerleben, Künstler sind». Damit stützt er die Idee der Werkstättegründer.

 

Zur Werkstätte selbst ergibt sich insofern ein Bezug, als Klimts Mäzene, Hermine und Moriz Gallia, Kunden der Wiener Werkstätte werden. Das Ehepaar Gallia erteilt dem Werkstättemitglied Josef Hoffmann den Auftrag, ihre Wiener Wohnung einzurichten.

 

 

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Ferdinand Hodler (1853-1918). Der Tag, 1904-06. Kunsthaus Zürich.

 

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Ferdinand Hodler (1853-1918). Die Wahrheit, 1903. Kunsthaus Zürich.

 

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Ferdinand Hodler (1853-1918). Der bewunderte Jüngling, 1903. Kunsthaus Zürich.

 

Ferdinand Hodler (1853-1918)

 

An Wien erinnert sich Hodler gerne, denn dort feiert er seinen internationalen Durchbruch, nachdem ihn die Wiener Secessionisten zur Teilnahme an deren Ausstellung von 1904 eingeladen haben. Man stellt ihm den grossen Mittelsaal zur Verfügung, in dem er erstmals seine bisher geschaffenen Hauptwerke an einer Ausstellung zeigen kann. Ein voller Erfolg. Hodler wird gelobt, er erhält eine glänzende Presse und kann wichtige Verkäufe tätigen. Diese Wiener Ausstellung wird für ihn zu einem Meilenstein seiner Künstlerkarriere.

 

Während seines Wiener Aufenthalts lernt er nicht nur Gustav Klimt kennen, sondern auch den Werkstätte-Gründer Josef Hoffmann. Hodler wohnt in einer Villa, die von diesem ausgestattet wurde.

 

Als Ferdinand und Berthe Hodler 1913 in eine herrschaftliche Wohnung am Quai du Mont-Blanc 29 in Genf ziehen, wird Josef Hoffmann mit der Gestaltung der Empfangsräume beauftragt. Er entwirft auch das neoklassizistische Mobiliar (Bild oben) und nimmt einige architektonische Eingriffe an der Wohnung vor. Die Hodlers werden damit zu einem guten Werbeträger für die Wiener Werkstätte.

 

 

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Fotos Ausstellung Wiener Werkstätte

 

 

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