Der Palazzo heisst nicht nur «vecchio» weil er alt ist – erbaut vor mehr als 700 Jahren – sondern auch weil die Herrscherfamilie der Medici ihn im 16. Jahrhundert verlassen hat, um in einen neuen Palast, den Palazzo Pitti, umzuziehen.
Palazzo Vecchio auf der Piazza della
Signoria, Florenz.
Aber vorher spielte die ganz grosse Geschichte hier. Vor allem mit Cosimo I de Medici. Dieser zog 1540 hier ein, um seine Macht zu demonstrieren, nachdem er nun als Grossherzog über die gesamte Toscana herrschte. Dass es dabei prunkvoll zugehen musste, versteht sich. Cosimo beauftragte zwei Architekten, aus der alten Trutzburg ein repräsentables Regierungsgebäude zu machen: Giovanni Battista del Tasso und Giorgio Vasari. Vor allem >Vasari hat dem Palazzo seinen Stempel aufgedrückt, und das fast zwanzig Jahre lang, von 1555 bis zu seinem Tod 1574.
Auch ein anderer grosser Name spielt hier eine gewichtige Rolle – noch bevor die >Medici hier einzogen. Girolamo >Savonarola, der Bettelmönch, der kurzzeitig das Diktat über Florenz an sich gerissen hatte (1494-1498). Er war es, der im Palazzo einen gewaltigen Raum einrichtete. Den «Salone dei Cinquecento», Saal der 500. Eigentlich wollte er ja eine Art Republik einrichten, und 500 Bürger sollten als Ratsmitglieder über die Geschicke der Stadt befinden. Der Plan scheiterte – aber das ist eine andere Geschichte.
Vasari war es dann, der unter den Medici aus dem «Bürgersaal der 500» einen Prunksaal machte. Mit prachtvollen Gemälden an den Wänden und an der Decke, mit Statuen der damaligen Topstars Michelangelo und Giambologna. Heute, da der Palazzo ein Museum ist, bleibt nur noch das Staunen.
Die Gattin von Cosimo I, Eleonora (deren Kapelle im Palazzo Vecchio heute noch zu bewundern ist), hatte dann das alte Gemäuer satt. Sie kaufte von der Familie Pitti einen wegen Geldmangels nicht zu Ende gebauten Palast (den Palazzo Pitti, der auf der anderen Seite des Arno liegt) und liess diesen zum neuen Sitz der Medici umbauen. So ab 1550 residierten die Medici dann im neuen Palast ausserhalb des Stadtzentrums. Und der alte trägt seither den Namen «Palazzo Vecchio».
Loggia dei Lanzi auf der Piazza della
Signoria, Florenz. Giambolognas «Raub
der Sabinerinnen».
Piazza della Signoria
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Palazzo Vecchio, die Trutzburg
Als solche war sie auch gedacht. Die Burg wurde 1299 erbaut und war lange Sitz der Regierung von Florenz. Sie steht auf der Piazza della Signoria (Signoria heisst Regierung) – im Herzen der Stadt. Zum Palazzo wurde der Bau durch die >Medici.
Der Turm ist 85 Meter hoch und enthält eine winzige Gefängniszelle, in welcher 1498 der Bettelmönch >Savonarola eingesperrt war, während er auf seine Hinrichtung wartete.
Diese wurde öffentlich auf der Piazza della Signoria vollzogen. Zuerst wurde er gehängt, dann verbrannt. Das alte Gemälde zeigt diesen denkwürdigen Moment.
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Prunksaal für Grossherzog Cosimo I.
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Salone dei Cinquecento – Saal der 500
Savonarolas Idee: Der gewaltige Saal hätte 500 Ratsmitgliedern Platz bieten sollen. Aber statt einer Republik richtete Savonarola eine Diktatur ein – und scheiterte grandios. 1498 war seine Zeit um.
Als 1540 die Medici und Grossherzog Cosimo I in diesem Palast einzogen, wurde der Saal prunkvoll umgebaut. Der Künstler und Kunsthistoriker >Giorgio Vasari erhielt den Auftrag für den Umbau. Er schlug vor, die Decke um sieben Meter anzuheben.
>Michelangelounterstützte ihn bei diesem Vorhaben, indem er sich beim Grossherzog für Vasaris Pläne stark machte. An den Gemälden selbst beteiligte sich Michelangelo nicht, aber er trug mit Bildhauerarbeiten zum Werk bei.
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Audienzsaal. |
Der Audienzsaal der Grossherzogs
Noch so ein Prunksaal. Man kann sich gut vorstellen, wie eingeschüchtert die zur Audienz Geladenen gewesen sein mussten. Hier konnte der Grossherzog seine ganze Machtfülle eindrücklich zur Schau stellen.
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Apotheose
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Die Vergöttlichung von Cosimo I
Bescheidenheit war nicht sein Ding. In diesem Gemälde von Giorgio Vasari und Giovanni Battista Naldini lässt sich der Herrscher gottgleich darstellen. So heisst das Bild aus dem Jahr 1563 denn auch: Apotheose Cosimos I.
Cosimo sitzt wie Gott auf einer Wolke, ein Engel bringt die Herzogskrone, ein anderer das Abzeichen vom Goldenen Vlies, das er von Kaiser Karl V bekommen hatte. Sein purpurfarbener Umhang verstärkt die göttliche Ausstrahlung noch.
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Eleonora-Kapelle. «Manna fällt vom Himmel», von Bronzino
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Bronzino in der Kapelle der Eleonora
Eleonora de Toledo war die Gemahlin von Cosimo I. Ihre Kapelle im Palazzo liess sie von ihrem Lieblingsmaler Bronzino (1503-1572) ausstaffieren. Dieser hat hier mehrere Meisterwerke hinterlassen.
Das Bild links heisst «Manna fällt vom Himmel» und stammt von 1540-1545. Die Geschichte dahinter: Das Volk Israel ist 40 Jahre lang in der Wüste unterwegs. Um es nicht verhungern zu lassen, schickt Gott Manna, das Himmelsbrot.
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Porträt von Eleonora de Toledo, Francescos Mutter. |
Das Privatgemach des Francesco I de Medici
Francesco, geboren 1541, war der älteste Sohn von Cosimo und Eleonora. 1574 wurde er selber Gross-Herzog. Neben dem «Saal der 500» pflegte er sein «Studiolo», in dem er kleine Kostbarkeiten aufbewahrte. Decke und Wände sind mit Gemälden von Alessandro Allori geschmückt. Hinter den Bildern der unteren Reihe sind Kästen verborgen, in denen Francesco Kleinode wie Schmuck, Vasen, Medaillen etc aufbewahrte. Das Porträt zeigt Francescos Mutter, Eleonora de Toledo.
Übrigens: Francesco ist der Gründer der
PS: Der kleine Raum ist fensterlos, heisst: Die Gemälde konnte man nur im Kerzenlicht betrachten. Und, noch bedeutsamer: Die Künstler mussten sie auch bei Kerzenlicht malen! Das muss man sich mal vorstellen... Die miesen Lichtverhältnisse des Mittelalters gelten natürlich für den ganzen Palazzo. Überall nur kleine Fenster. Auch am Tag muss es hier sehr, sehr finster gewesen sein...
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Die Loggia dei Lanzi
Dieses «Freilichtmuseum» auf der Piazza della Signoria zeigt eine Reihe berühmter Skulpturen. Cellinis Perseus mit dem abgetrennten Kopf der Medusa oder Giambolognas Raub der Sabinerinnen sind schöne Beispiele. Cosimo I stellte die Loggia den Bildhauern als Arbeitsstätte zur Verfügung.
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Kunst im Palazzo Vecchio
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