Museum Rosengart Luzern


Eine der weltweit grossartigsten Sammlungen mit Werken von Pablo Picasso, Paul Klee und weiteren Modernen – untergebracht in einem noblen Gebäude im Neu-Empire-Stil, in dem bis 1999 die Schweizerische Nationalbank ihren Luzerner Sitz hatte.

 

 

Museum Sammlung Rosengart Luzern

 

 

Schon 1978 schenken die Rosengart der Stadt Luzern mehrere Meisterwerke von Picasso – zum Anlass des 800-Jahre-Jubiläums der Stadt.

 

Damit wird der Grundstein zum Luzerner Picasso Museum gelegt. In den Folgejahren kommen weitere Schenkungen dazu. Die inzwischen mehr als 300 Werke starke Kollektion wird in der privaten Wohnung von Angela Rosengart untergebracht. Dort bleibt sie zunächst noch.

 

1992 – sieben Jahre nach dem Tod ihres Vaters – gründet Angela Rosengart die «Stiftung Rosengart». Sinn und Zweck dieser Stiftung: Die Sammlung soll erhalten bleiben und der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich sein.

 

 

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Dr. h.c. Angela Rosengart im Interview
mit der NZZ, «Standpunkte», 2008.

>Film, YouTube, 54 Minuten

 

 

Dann, 2000, kann Angela Rosengart das von der Nationalbank verlassene Gebäude an der Pilatusstrasse in Luzern erwerben. Was für ein Prachtsbau! Die Stiftungsgründerin lässt es zu einem Museum umbauen und überführt ihre komplette Sammlung in das neue Haus.

 

Die Eröffnung des «Museums Sammlung Rosengart» findet 2002 statt. Heute ist dort ihre gesamte Kollektion zu sehen, inklusive jener Werke, die früher im «Luzerner Picasso Museum» gehängt waren.

 

Auf drei Etagen sind über 200 Werke ausgestellt. Das Untergeschoss gehört Paul Klee, das Parterre Pablo Picasso, und im ersten Stock sind Werke von weiteren zwanzig Künstlern der klassischen Moderne zu sehen.

 

 

 

>Angela Rosengart, die Stifterin (PDF)

 

>Sammlung Werke von 25 Meistern (PDF)

 

>Interview mit Angela Rosengart, NZZ 2021 (PDF)

 

>Website Sammlung Rosengart

 

 

 

 

Titelbild

Die Palette von Marc Chagall aus
dem Jahr 1958, ein Geschenk an die
Rosengarts.

 

 

 

 

Quellen: Informationen und Fotos stammen
aus dem Museum «Sammlung Rosengart»,
der Website und der Broschüre Sammlung
Rosengart und aus dem Buch «Am Anfang

war das X-chen» von Angela Rosengart
und Martina Kral.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Angela Rosengart im Alter von 26 Jahren. Portrait von Pablo Picasso, 1958.

 

Angela Rosengart, Portrait von Pablo Picasso, 1964.

 

 

Eine wahrhaftige Kunstliebhaberin

 

Angela Rosengart ist die Tochter des Kunsthändlers Siegfried Rosengart (1894-1985). Sie tritt 1948 als 16-jährige Lehrtochter in Papas Geschäft ein und wird 1957 Teilhaberin. Nach Vaters Tod 1985 übernimmt sie die Geschäftsführung. Sie liebt besonders die Klassische Moderne und pflegt Freundschaften mit mehreren Künstlern, vor allem mit Pablo Picasso. Der grosse Meister porträtiert sie fünfmal.

 

Angela Rosengart ist eine aussergewöhnliche Kunsthändlerin. Eine, die ihre Werke am liebsten alle behalten möchte. So entsteht im Laufe der Jahre eine einmalig reichhaltige Sammlung, die sie lange in ihrer eigenen Wohnung hängt.

 

Erst mit der Gründung des Museums im Jahr 2002 trennt sie sich schweren Herzens von ihren «Kindern», wie sie ihre Werke nennt, und überführt sie in ihr Museum «Sammlung Rosengart».

 

Nun kann sie dort in Luzern ihre komplett erhaltene Sammlung jederzeit besuchen – und mit ihr ein breites Publikum.

 

2003 verleiht ihr die Philosophische Fakultät der Universität Zürich den «Doctor honoris causa».

 

 

Paul Klee
(1879-1940).
X-chen, 1938.

 

Startschuss zur Sammlung – mit Paul Klee

 

Angela Rosengart ist zarte 16 und Lehrtochter im Geschäft ihres Vaters. Dieser bereitet gerade eine Klee-Ausstellung vor. Angela hilft beim Vermessen, Registrieren, Einrahmen. Da entdeckt sie ihr Lieblingsbild, das «X-chen», ist ganz verliebt in diese Figur von >Paul Klee.

 

Papa ermuntert sie, mit dem Besitzer zu sprechen: «Vielleicht macht er dir einen guten Preis». Zaghaft fragt sie den Besitzer, was er denn dafür verlangen würde. Dieser fragt zurück: «Was verdienst du denn im Monat?». «50 Franken». «Wärst du denn bereit, einen ganzen Monat für dieses Bild zu arbeiten?». Natürlich ist sie das. Und kauft das Bild.

 

Viele Jahre später sagt Angela Rosengart: «Das war der Startschuss, der mich zur unersättlichen Sammlerin machte».

 

 

Pablo Picasso (1881-1973).
Buste de femme, Jacqueline, 1963.

 

Die Beziehung zu Jacqueline Picasso

 

Der Kontakt zum Jahrhundertkünstler fällt für Angela Rosengart in die Epoche, in der Picasso mit Jacqueline zusammen lebt. Ab 1953 ist sie sein Modell, seine Muse und Lebensgefährtin, aber auch seine Managerin und Sekretärin. 1961 heiratet er sie, und sie bleibt bei ihm bis zu seinem Tod 1973.

 

>mehr über Picassos Frauen

 

Für Angela Rosengart ist Jacqueline immer wieder die Ansprechperson, wenn sie Wünsche an Picasso hat. Dabei schätzt sie das diplomatische Geschick und das Einfühlungsvermögen dieser jungen Frau. Als Picasso sie 1952 kennenlernt, ist er bereits 71 Jahre alt und Jacqueline ist erst 26.

 

 

Pablo Picasso (1881-1973). Jacqueline, 1956.

 

Picasso als Werber für die Galerie Rosengart

 

1956 planen die Rosengarts eine Ausstellung mit den Spätwerken von Picasso. Sie fragen den Künstler an, ob er ihnen eine Illustration für das Plakat und für die Einladungskarte machen könnte.

 

Picasso macht es tatsächlich. Er fertigt dieses reizende Porträt von seiner Lebensgefährtin Jacqueline an – es ist eine Kohlezeichnung – und stellt es den Rosengart für die Bewerbung der Ausstellung zur Verfügung.

 

 

Die Palette von Marc Chagall (1887-1985), Geschenk 1958.

 

Marc Chagalls Palette – als Geschenk

 

Chagall arbeitet 1958 gerade an einem Werk, als die Rosengarts den Künstler in seinem Pariser Atelier besuchen. Dieser ist mit seiner Arbeit unglücklich: «Ich weiss einfach nicht, ob das Bild fertig ist, oder ob ich daran noch weiterarbeiten soll...».

 

Dann führt er die Gäste an die Staffelei. Siegfried Rosengart, bekannt für sein gutes Auge für Qualität, erklärt: «Bitte hören Sie sofort auf, das Bild ist so schön wie es jetzt ist. Wenn Sie daran weitermachen, könnten Sie es verderben!».

 

>Marc Chagall ist erleichtert, nimmt die Palette und drückt sie Siegfried Rosengart in die Hand – zum Zeichen, dass er dessen Rat befolgen werde.

 

 

Henri Matisse (1869-1954). Laurette au turban blanc, 1916.

 

 

Wo ist der gesuchte Matisse?

 

Auf einer Einkaufstour in New York sind die Rosengarts auf der Suche nach einem bestimmten Bild von >Henri Matisse. Angela Rosengart glaubt, dass es sich im Besitz der Sammlung Colin befindet. Doch dort ist es nicht. Durch Zufall erfährt sie, dass der Besitzer nicht Colin heisst, sondern Sidney Cohn – sie hat die Namen verwechselt.

 

Schliesslich kann sie ihr gesuchtes Gemälde erwerben, es ist «Laurette au turban blanc» aus dem Jahr 1916. Nur: Als sie es sieht, ist der weisse Turban gelblich-grau. Eine Restauration bringt die Farben wieder ans Tageslicht, und jetzt stimmt auch der Titel.

 

 

Amedeo Modigliani (1884-1920). Cariatide, 1913-14.

 

Amedeo Modigliani, Cariatide

 

1949 besuchen die Rosengarts in Paris die Witwe des Dichters Leopold Zborowski, der einen engen Kontakt zu >Amedeo Modigliani pflegte. Hana Zborowska ist ein Modell von Modigliani. Sie kann aber vom späten Ruhm des Künstlers nicht profitieren und lebt in bitterer Armut.

 

Immerhin besitzt Hana noch eine frühe Modigliani-Zeichnung. Die Rosengarts kaufen sie ihr ab und haben danach das gute Gefühl, nicht nur ein tolles Werk erworben zu haben, sondern auch noch etwas zur besseren Lebensqualität von Hana Zborowska beigetragen zu haben.

 

 

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Fotogalerie Museum Rosengart Luzern

 

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