Die Geschichte des Museums ist typisch für das Elsass, das ständig mal deutsch und dann wieder französisch war. Etwa um 1800 herum (also nach der französischen Revolution von 1789) wurde Strassburg auserkoren, eine der 15 Regionen zu verkörpern, die ein Kunstmuseum bekommen sollten. Napoleon verfügte, dass dem Louvre
gut vierzig Gemälde entnommen wurden, die man dann nach Strassburg sandte. Einen prächtigen Sitz für das neue Museum hatte man ja schon ausgewählt: das stattliche «Palais Rohan» direkt neben der Kathedrale.
Frontseite des «Palais Rohan» vom Fluss Ill
aus gesehen.
Unter den ausgewählten Kunstwerken waren grosse Namen wie Giotto, Rubens, Perugino, Correggio und einige Franzosen wie de Champaigne.
Im Krieg von 1871 wurde das Museum Opfer von preussischen Kanonen – es wurde dem Erdboden gleichgemacht. Und in der Folge unter dem ersten deutschen Kaiser Wilhelm I als deutsches Museum wieder aufgebaut. Mit französischem Geld, denn als Verlierer des Krieges mussten die Franzosen auch noch gewaltige Entschädigungszahlungen leisten.
Mit dem Aufbau wurde der berühmte Sammler Wilhelm von Bode (1845-1929) beauftragt. Klar, dass sich dieser nicht weiter auf französische Künstler konzentrierte, sondern mehr auf deutsche und niederländische. 1890 konnte das deutsche Museum eröffnet werden.
Aber schon 1918, nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, wurden die Karten neu gemischt. Jetzt waren wieder die Franzosen am Drücker und der französische Museumsdirektor Hans Haug sorgte dafür, dass wieder auf französische Kunst gesetzt wurde, auch auf elsässische.
1940 bis 1944 war zwar das Elsass auch kurz wieder «deutsch» (unter den Nazis), aber das hatte keine grosse Auswirkung auf den Sammlungsbestand. In der Folge kamen mehrere Sammlungen als Schenkungen dazu (so etwa ein Legat von Ann Oppenheimer) und weitere französische Werke wurden eingekauft.
Eingang zum Musée des Beaux-Arts und Hof
des Palais Rohan.
Das Musée des Beaux-Arts im «Palais Rohan» ist kein Louvre. Es hat nicht den Anspruch, die ganze
Kunstgeschichte zu repräsentieren. Aber einige Perlen finden sich hier schon. Wie z.B. ein prächtiges Werk
von Giotto Bondone aus dem Jahr 1315, schöne Frauenporträts von Raffael und von El Greco, dann auch
Landschaften von Holländern und Niederländern und von Canaletto, dazu die «Belle Strasbourgoise» und eine stolze Jeanne d‘Arc von Dante Gabriel Rossetti. Die Sammlung enthält auch noch neuere Werke, aber die meisten wurden ausgelagert: ins >Musée de l'Art Moderne et Contemporain.
Titelbild (Ausschnitt)
William Bouguereau (1825-1905).
La Vierge consolatrice, 1877.
Musée des Beaux-Arts Strasbourg.
>Musée de l'Art Moderne de Strasbourg
Palais Rohan
Palais Rohan mit Blick auf die Kathedrale Strassburg.
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Palais Rohan, prächtiger Sitz des Museums
Das Museum haust zwischen dem Fluss Ill und der berühmten Strassburger Kathedrale – im Palais Rohan aus dem 18. Jahrhundert. Dieses war einst die Residenz des Fürstbischofs von Strassburg, Kardinal Armand-Gaston de Rohan-Soumise. Erbaut wurde es in den Jahren 1732-1741 im Rokoko-Stil.
1805 nutzte dann Kaiser Napoleon das Palais als seine persönliche Residenz – bis zu seinem Sturz 1815.
Im preussisch-französischen Krieg von 1870/71 zerstörten deutsche Kanonen das Gebäude. Unter dem ersten deutschen Kaiser, Wilhelm I, wurde es wieder aufgebaut – als deutsches Museum, aber mit französischem Geld, den so genannten «Kriegs- Entschädigungszahlungen».
1890 wurde das Museum wieder eröffnet – unter deutscher Führung. Der neue Direktor war der berühmte Sammler Wilhelm von Bode (1845-1929), der als Begründer des modernen Museumswesens gilt. Das Bode-Museum auf der >Berliner Museumsinsel ist nach ihm benannt.
Lange blieb das Museum aber nicht deutsch. Nach dem Ersten Weltkrieg von 1914-18 waren wieder die Franzosen am Drücker und setzten einen Museums-Kurator namens Hans Haug (1890-1965) ein, der alles wieder umkrempelte. Haug bevorzugte nun französische und elsässische Künstler. Am liebsten hatte er Stillleben.
Heute beherbergt das Palais Rohan drei Museen: Ein archäologisches, ein kunstgewerbliches und das Musée des Beaux Arts.
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Highlights der Sammlung |
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Giotto di Bondone (1266-1337). La Cruxifixion, 1315. Musée des Beaux-Arts, Strasbourg. |
Giotto di Bondone (1266-1337)
Dieses 45 x 33 cm kleine Gemälde (Tempera auf Holz) kam 1890 in die Sammlung und dürfte eines ihrer ältesten Werke sein: es wurde 1315 gemalt.
Giotto gilt zwar als der Begründer der neuen westlichen Malerei, die die flache byzantinische Kunst ablöst, aber von Tiefe ist in diesem Werk noch nicht viel zu erkennen. Dafür zeigen die abgebildeten Figuren bereits Emotionen – auch das ein Merkmal des Künstlers.
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Raffael (1483-1520). Portrait de jeune femme. Musée des Beaux-Arts, Strasbourg. |
Raffaello Santi (1483-1520)
Einer der Renaissance-Stars – bekannt für seine brillanten Madonnenbilder. Aber auch mit Portraits machte er sich einen grossen Namen. Wer ist die abgebildete Schöne? Lange glaubte man, es sei seine Geliebte «La Fornarina», aber einiges deutet darauf hin, dass es «nur» eine Dame aus der römischen Gesellschaft ist. Die vor die Brust geführte Hand deutet nämlich darauf hin, dass es sich um eine Mutter handelt.
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Sandro Botticelli (1444-1510). La Vierge à l'enfant avec deux anges, 1468. Musée des Beaux-Arts Strasbourg. |
Sandro Botticelli (1444-1510)
Dieses Werk Jungfrau mit Kind und zwei Engeln entstand vermutlich für eine Kirche oder für die private Andacht. Es misst stattliche 107 x 75 cm (Öl auf Holz) und kam erst 1908 in die Sammlung des Museums.
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Simon Vouet (1590-1643). Loth et ses filles, 1633. Musée des Beaux-Arts Strasbourg. |
Simon Vouet (1590-1643)
>mehr über Lot und seine Töchter
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Nicolas de Largillierre (1656-1746). La Belle Strasbourgeoise, 1703. Musée des Beaux-Arts, Strasbourg.
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Nicolas de Largillierre (1656-1746)
Der in Paris geborene Portraitkünstler verbrachte seine Studienzeit in den Niederlanden und in England. Dort erhielt er von James II den Auftrag, den König und die Königin zu malen.
Largillierre war ab 1705 Professor und später Direktor der Pariser Kunstakademie.
Wer ist die hier abgebildete Schöne? Weil sie eine für jene Zeit typische Bekleidung der Strassburger Oberschicht trägt, heisst das grosse Gemälde (es misst 138 x 106 cm) La Belle Strasbourgeoise. Aber wer sie ist, weiss man nicht.
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William Bouguereau (1825-1905). La Vierge consolatrice, 1877. Musée des Beaux-Arts Strasbourg.
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Die monumentale Trösterin
Das Gemälde misst 204 x 148 cm und ist nicht das, was man auf den ersten Blick zu erkennen glaubt: Es steckt keine biblische Geschichte dahinter, sondern eine höchst persönliche des Künstlers. Im Jahr 1877 stirbt seine Gattin mit nur 40 Jahren und kurz darauf auch ihr gemeinsamer kleiner Sohn. Bouguereau malt das Bild zu ihrem Andenken.
Er gibt das Werk dann in den >Salon de Paris, wo es begeisterte Kritiken erhält. Daraufhin kauft es der französische Staat für sein «Museum lebender Künstler». Ins Musée des Beaux-Arts Strasbourg gelangt es erst 1962.
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Fotogalerie Musée des Beaux-Arts Strasbourg |
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>Musée de l'Art Moderne de Strasbourg
>Reisetagebuch Strassburg-Saarbrücken-Trier (2024)
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