Canaletto (1697-1768)


Der Meister der venezianischen Vedutenmalerei. Aber er war nicht nur in Venedig künstlerisch unterwegs, sonden auch in England.

 

 

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Portrait Canaletto, ca. 1730.
Von Antonio Visentini (1688-1782).
Prospectus Magni Canalis Venetiarum
of 1735. WikiCommons.

 

 

Canaletto kommt 1697 in Venedig zur Welt. Sein richtiger Name: Giovanni Antonio Canal. Weil sein Vater als Bühnenbildner arbeitet, wird auch Canaletto in diesem Metier unterrichtet.

 

Mit zwanzig reist Canaletto nach Rom und stattet dort zusammen mit seinem Vater zwei Opern von Alessandra Scarlatti (1660–1725) aus. Um weitere Motive für die Bühne zu erhalten, beginnt er Rom antike Ruinen zu zeichnen.

 

1720 taucht Canalettos Name dann in der Liste der venezianischen Malergilde auf, der «Fraglia dei pittori». Für seine künstlerische Karriere ist die Bekanntschaft mit dem englischen Kunsthändler Joseph Smith entscheidend. Dieser lebt in Venedig und beauftragt ihn um 1723 mit einer Serie von sechs Ansichten rund um die Piazza San Marco. Als Ausstattung für seinen eigenen Palazzo am Canal Grande. Daraus ergibt sich eine langjährige Partnerschaft. Smith sorgt dafür, dass venezianische Veduten bei englischen Adligen auf breites Interesse stossen.

 

Bis 1725 hat sich Canaletto damit bereits einen klingenden Namen gemacht. In Smith's Palazzo sind schon vierzehn seiner Gemälde zu bewundern, – und hier gehen englische Besucher ein und aus. Smith verkauft, rahmt und verschifft die Gemälde nach England.

 

Als während des österreichischen Erfolgekriegs (1740-1748) die englischen Besucher ausbleiben, wendet sich Canaletto grossformatigen Bildern zu und hält Venedigs pompöse Empfänge von Diplomaten und Staatsgästen im Bild fest.

 

1746 reist Canaletto nach England, um weitere Auftraggeber zu finden: Zu seinen Kunden gehören jetzt auch der Duke of Richmond, Lord Brooke, der Earl of Warwick und weitere. Natürlich bleibt ihm auch Joseph Smith erhalten. Für ihn – Smith ist 1744 zum Konsul von Venedig ernannt worden – malt er Ansichten der Themse und der City of London.

 

1755 kehrt Canaletto nach Venedig zurück und malt wieder Stadtansichten und Capricci. Seine Werke geniessen inzwischen einen so hohen Bekanntheitsgrad, dass auswärtige – meist englische – Besucher die Stadt nach den Veduten des Meisters besichtigen.

 

In seiner Heimatstadt Venedig selbst ist er weniger anerkannt. Erst 1763 – da ist Canaletto bereits 66 Jahre alt – nimmt die Accademia Veneziano di Pittura ihren berühmten Stadtmaler endlich in ihre Reihen auf.

 

Er stirbt 1768 nach kurzer Krankheit in Venedig.

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)
Canaletto (Giovanni Antonio Canal, 1697-1768).

Canal Grande, 1729-30.

Royal Collection, Kensington.

 

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Canaletto 1697-1768). Piazza San Marco, Venedig, 1723. Museo Thyssen-Bornemisza,
Madrid.

 

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Dogenpalast, 1730. National Gallery London.

 

 

Venedig-Veduten im Auftrag eines Briten

 

Die ersten Aufträge für Venedigs Stadtansichten erhält Canaletto vom Fürsten Joseph Wenzel von Liechtenstein (1696–1772).

 

Ab 1723 ist sein wichtigster Auftraggeber

Joseph Smith, ein englischer Kunsthändler, der um 1744 Konsul von Venedig wird. Für ihn malt er sechs Ansichten rund um die Piazza San Marco. Smith bestellt sie für seinen Palazzo am Canal Grande.

 

In diesem Palazzo stellt der Kunsthändler die Werke aus und vermarktet sie. Englische Besucher aus gutem Haus – auch Adlige – gehen bei Smith ein und aus und kaufen die Werke bei ihm. Er rahmt und verpackt sie und verschifft sie dann an seine Kunden in England.

 

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Canaletto (1697-1768). The Bacino di San Marco on Ascension Day, 1733-34. Royal Collection, Kensington.

 

Punktgenauer, detaillierter Realismus

 

Canalettos Ansichten sind bis ins letzte Detail ausgearbeitet und bestechen durch eine perfekte Perspektive, sie wirken wie Fotos.

 

Die Fotografie gab es damals noch nicht, dafür verwendete der Künstler ein Hilfsmittel, um perspektivisch saubere Zeichnungen zu erstellen:

 

Mit der >Camera obscura. Damit konnten Gebäude oder Landschaften detailgetreu nachgezeichnet werden. Von den so erstellten Skizzen oder Zeichnungen wurden die Gemälde dann im Atelier ausgeführt.

 

 

 

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Canaletto
(1697-1768). Westminster Abbey with Procession of Knights, 1749. Westminster Abbey, London.

 

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Interior of Henry VII Chapel, Westminster Abbey. Private Collection, Public Domain.

 

 

Fast ein Jahrzehnt in England

 

1746 reist Canaletto nach England, um neue Auftraggeber zu finden. Solche findet er in Duke of Richmond und Lord Brooke, den späteren Earl of Warwick. Auch Sir Hugh Smithson, der spätere 2nd Earl of Northcumberland gehört dazu. Canaletto malt Ansichten der Themse und auch die gerade fertiggestellte Westminster Bridge.

 

Auch sein langjähriger Partner, der Kunsthändler Joseph Smith, bleibt ihm als Auftraggeber erhalten. Für diesen entwirft Canaletto zwei panoramaartige Ansichten der City of London von der Terrasse des Somerset Houses. In einer Version blickt man in Richtung St. Paul‘s Cathedral, in der anderen nach Westminster.

 

Ausgeführt werden diese Werke aber entweder bei einem Heimaturlaub oder nach seiner Rückkehr nach Venedig. Man weiss das deshalb, weil sie auf venezianischen Leinwänden gemalt wurden.

 

Canaletto hält sich bis 1755 in England auf, also fast zehn Jahre.

 

In dieser Zeit «übernimmt» ein anderer Venezier das Geschäft mit den Venedig-Veduten. Allerdings in einem ganz anderen Malstil und nicht mehr mit der gleichen Punktgenauigkeit Canalettos. Es ist

 

>Francesco Guardi.

 

 

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Canaletto
1697-1768). Capriccio mit Ruinen, 1742-44. Royal Collection, Kensington.

 

Was ist ein Capriccio?

 

Neben Veduten malt Canaletto auch Capricci. Der Begriff stammt vom Maler und Kunsthistoriker >Giorgio Vasari. Dieser versteht darunter ein Werk, das dem Kunstverständnis seiner Zeit widerspricht. Heute bezeichnet der Begriff den spielerischen, lustvollen Regelverstoss.

 

In der Musik ist es ein Stück von scherzhaftem Charakter, das sich wenig bis gar nicht an die Normen hält. >mehr über Capriccio

 

 

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Canaletto
(1697-1768). Ponte Rialto, 1758-63. Galleria Nazionale d'Arte Antica, Roma.

 

Canalettos letzte Jahre in Venedig

 

Nach seiner Rückkehr aus England 1755 malt Canaletto weiter das, was er meisterlich versteht: Stadtansichten von Venedig.

 

Er nimmt es jetzt etwas ruhiger und drosselt seine Produktion. Seine Werke sind inzwischen schon so berühmt, dass man sie auch im Ausland kennt. Englische Besucher Venedigs orientieren sich an seinen Veduten und besuchen danach die berühmtesten Orte der Stadt.

 

 

 

 

 

 

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Bernardo Bellotto (1722-1780). Dresden mit
Elbe, 1748. Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden.

 

 

 

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Bernardo Bellotto (1722-1780). Schloss Schönbrunn,
1758-61. Kunsthistorisches Museum Wien.

 

 

Der «falsche» Canaletto

 

Es gibt noch einen Canaletto und der kommt auch aus Venedig: Bernardo Bellotto (1722-1780). Es ist ein Neffe des «richtigen» Canaletto, und dieser entdeckt Bernardos Talent, lässt ihn schon als 14-jähriger in seiner Werkstatt arbeiten. Bernardo ist so begabt, dass seine Werke nur schwer von denen seines Lehrmeisters zu unterscheiden sind.

 

1742 löst er sich und zieht nach Florenz und später nach Rom, von wo er Veduten nach Hause bringt, die er dann in Venedig als Gemälde verarbeitet.

 

1747 lässt er sich in Dresden nieder, wo er bei Kunstkenner Kurfürst >Friedrich August II unterkommt.

 

In Wien arbeitet Bellotto für zwei Hochadelige, Fürst Wenzel Anton von Kaunitz-Riedberg und Fürst Joseph Wenzel von Liechtenstein. In deren Gartenpalais integriert er Porträts seiner Auftraggeber.

 

1766 arbeitet er am Schloss in Warschau im Auftrag des polnischen Königs Stanislaw II August.

 

Ab wann Bellotto den Namen seines 1768 verstorbenen Onkels Canaletto angenommen hat, ist nicht eindeutig geklärt.

 

 

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Fotos / Diashow

 

 

 

>Venedig-Vedute aus dem Jahr 1620 von Gian Battista Arzenti

 

>Venedig-Veduten von Francesco Guardi (18. Jht)

   

 

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