Er ist Maler, Bildhauer, Grafiker, Keramiker und Filmregisseur. Wo ist er künstlerisch einzuordnen? Von sich selbst sagt er: «Ich habe drei Jahre gebraucht, um mich von Cézannes Einfluss zu lösen. Meine Befangenheit (vom Impressionismus) war so stark, dass ich bis zur Abstraktion gehen musste, um sie los zu werden.»
Bekannt ist er für seine kubistischen Werke, aber vor allem für seinen eigenen unverkennbaren «Stil Léger», der danach folgt: Plakative Farben, runde Formen und kräftige Konturen. Ein Vorläufer der Pop-Art.
Fernand Léger, ca. 1916.
>Fotoquelle Mario Naves
WikiCommons.
Fernand Léger kommt am 4. Februar 1881 in Argentan in der Normandie zur Welt, in bäurischem Umfeld, seine Eltern züchten Rinder. Ab 1903 arbeitet er als Zeichner in einem Architekturbüro. Dann besucht er die Schule für dekorative Künste in Paris und die >Académie Julian.
In Paris lässt er sich im Quartier Montparnasse nieder, wo er sich mit anderen jungen Künstlern und Dichtern dieser Zeit anfreundet. 1907 kommt er am Salon d'Automne mit Paul Cézanne in Kontakt, dessen impressionistische Werke ihn begeistern. Diese prägen Légers Frühwerk.
1910 schliesst er sich der locker organisierten
>Puteaux-Gruppe an, die sich mit dem Kubismus auseinander setzt. Der berühmte Pariser Galerist und Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler «entdeckt» Léger und nimmt ihn unter Vertrag. Kahnweiler ist es auch, der den Kubismus populär macht und dem neuen Kunststil zur internationalen Akzeptanz verhilft.
Im Ersten Weltkrieg 1914-18 wird Léger bei einem Senfgas-Angriff schwer verwundet und überlebt nur knapp. Der Krieg beeinflusst seine Kunst, es beginnt danach seine «période mécanique», die durch die Kriegsmaschinerie inspiriert ist. 1924 dreht er den Experimentalfilm «Le ballet mécanique».
La baigneuse, 1932.
Fernand Léger (1881-1955).
Musée Fernand Léger, Biot.
1937 werden in der Nazi-«Aktion» >Entartete Kunst
sechs Werke Légers aus deutschen Museen beschlagnahmt.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zieht Léger in die Vereinigten Staaten und lehrt dort als Dozent an der Yale University in Connecticut und am Mills College in Oakland, Kalifornien. Erst 1945 kehrt er wieder nach Paris zurück.
Neben zahlreichen Gemälden schafft er auch monumentale Kunst für öffentliche Gebäude. So ein Wandgemälde für die UNO in New York, dann Mosaiken und Glasfenster für diverse französische Kirchen.
1945 tritt er der Kommunistischen Partei Frankreichs bei und setzt sich für die neuen Künste ein. Er leitet mehrere Malschulen in Montrouge und Montmartre und bildet künftige Talente aus. Zum Beispiel die französisch-amerikanische Künstlerin >Louise Bourgeois, der er den Tipp gegeben haben soll, Bildhauerin zu werden.
Two Women Holding Flowers, 1954.
Fernand Léger (1881-1955).
Tate Modern London.
Auf der Biennale von São Paulo erhält Léger Anfang 1955 den Malerpreis – kurz danach stirbt er am 17. August 1955 in Gif-sur-Yvette (etwa 60 km südwestlich von Paris) im Alter von 74 Jahren.
Das Nationalmuseum Fernand Léger, das von seiner zweiten Ehefrau in Biot bei Antibes gegründet wurde, beherbergt heute mehr als 300 Werke des Künstlers.
>Website Musée Fernand Léger, Biot/Antibes
Titelbild (Ausschnitt)
Fernand Léger (1881-1955).
La partie de campagne, 1954.
Ludwig Museum Köln.
Fernand Léger (1881-1955). Le jardin de ma mère, 1905. Musée Fernand Leger, Biot. Foto Gérard Blot.
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Frühphase – von Cézanne beeinflusst
Viele seiner Frühwerke im impressionistischen Stil sind verschollen – es heisst, der Künstler selbst habe zahlreiche davon eigenhändig zerstört.
Offenbar ist er im Impressionismus nicht «zuhause», obwohl ihn dieser Stil zu Beginn seiner Karriere begeistert. Vor allem die Werke >Paul Cézannes nimmt er als grosses Vorbild und lässt sich davon stark beeinflussen.
Allerdings nur für ein paar Jahre. Dann findet er den Zugang zum >Kubismus, der ab 1907 gross in Mode kommt.
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Fernand Léger (1881-1955). Nu dans la forêt, 1909-11. Kröller Müller Museum, Otterlo.
Fernand Léger (1881-1955). La Femme en bleu, 1912. Basel Kunstmuseum. |
Kubismus: Nu dans la forêt, 1909
Wer als Künstler in sein will in dieser Epoche, muss sich mit dem Kubismus befassen. So wie dies arrivierte Grössen wie Picasso oder Braque tun. Légers «Nackte im Wald» von 1909-11 wird 1911 im >Salon des Indépendants ausgestellt. Es gilt als Légers erstes grosses Werk, das seinen Bruch mit dem Impressionismus belegt.
Légers Kubismus unterscheidet sich von jenem, wie ihn Picasso und Braque verstehen. Die gewünschte Dreidimensionalität kommt nicht im gleichen Masse auf wie bei den beiden Meistern. Das entgeht den Kunstkritikern nicht. Louis Vauxcelles schreibt, Légers Stil müsse man eher als «Tubisme» bezeichnen.
La Femme en bleu wird 1912 am «Salon d'automne» in Paris ausgestellt und von den Kritikern für seine «seltene Kraft» gelobt. Obwohl alle Mühe haben, im Bild eine blaue Frau zu erkennen. Aber offenbar ist der Kubismus zu dieser Zeit bereits angekommen und akzeptiert.
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Fernand Léger (1881-1955). Frau mit Katze, 1921. Kunsthalle Hamburg. |
Figuratives im Vormarsch
Wie die meisten Künstler dieser Zeit löst sich jetzt auch Léger vom «klassischen» Kubismus.
Ab 1920 entstehen Gemälde, die zwar noch gewisse kubistiscche Elemente enthalten, wie abgesetzte und zu Kuben aufgelöste Körperteile. Aber die Bilder nähern sich jetzt einer Art «Realismus»: es werden Figuren und Gegenstände sicht- und erkennbar. Hier im Bild ganz deutlich eine Frau, eine Katze und ein aufgeschlagenes Buch. |
Fernand Léger (1881-1955). Nature morte au masque de plâtre, 1927. Fondation Beyeler, Riehen-Basel. |
Abstraktion als «Entwicklungshilfe»
Seinen eigenen Angaben zufolge beginnt Léger
Auch Werke seiner «période mécanique» aus den 1920er-Jahren helfen ihm, vom Impressionsmus weg zu kommen.
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Fernand Léger (1881-1955). Les acrobates, 1933. Sammlung Fondation Beyeler, Riehen-Basel.
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Légers neuer, eigenwilliger Malstil
Die Werke aus den 1930er-Jahren kommen
Die Motive findet der Künstler im Alltagsleben, in Zirkussen und bei Freizeit und Sport. Einige dieser Werke sind Vorboten der Pop-Art, an denen sich später die Künstler der 60er-Jahre orientieren.
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Fernand Léger (1881-1955). Les quatre cyclistes, 1943-48. Musée Fernand Léger, Biot. |
Die bunten Radfahrerinnen
Während der Zweite Weltkrieg in Europa tobt, lehrt Léger ab 1940 in den USA an der Yale University in Connecticut und am Mills College in Oakland. Dort, in Kalifornien, trifft er auf junge nonkonformistische Studentinnen in knallbunten Outfits, die ihn zu einer Gemäldeserie mit dem Titel «Les Cyclistes» inspirieren.
Der Künstler friert die Radfahrerinnen in frontaler Pose ein und verteilt Farbflecke auf der ganzen Leinwand. Diesen Effekt der fleckigen Farbgebung soll der Künstler in den Strassen von New York entdeckt haben: in Form von blinkenden Reklamen.
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Maquette für ein Mosaik an der Kirche «Notre Dame de toute Grace» auf dem Plateau d'Assy. 1947. Musée Fernand Léger,Biot. |
Mosaik für l'Eglise Notre Dame d'Assy
Den ersten grossen Auftrag für ein Wandgemälde erhält er von den Dominikanerbrüdern Pater Régamay und Couturier für die Fassade der neuen Kirche von Plateau d'Assy am Fuss des Mont Blanc. Der ikonografische Aufbau ist den Litaneien der Jungfrau gewidmet. Wie bei einem mittelalterlichen Tympanon ist das Gesicht der heiligen Maria an die Spitze gesetzt, rund um garniert sind die Symbole der Litaneien. Die neue Kirche wird am 4. August 1950 geweiht.
Diese Arbeit löst zahlreiche Aufträge für Léger aus, auch für die UNO in New York, für Gaz de France und für Kirchen in Audincourt (Doubs) und Courfaivre (Schweizer Jura).
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Fernand Léger (1881-1955). Grande Fleur qui marche, 1952).
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Bildhauerei und Keramik
Nach der Gestaltung von Flachreliefs und Wandgemälden im öffentlichen Raum widmet sich Léger auch der Bildhauerei.
Die «Walking Flower» ist eine seiner ersten Skulpturen. Keramik ist für ihn ein ideales Material, weil er schon länger mit dem Gedanken trägt, Farbe in die Landschaft zu bringen. Keramik ist ein sehr widerstandsfähiges Material und ermöglicht Installationen im Freien. Der Künstler verwendet in seinen Keramik-Skulpturen eine Palette leuchtender Farben. «Farbe ist ein lebensnotwendiger Stoff wie Luft und Feuer», meint er dazu.
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Fernand Léger (1881-1955). |
La partie de campagne, 1954
Dieses plakative Werk ensteht etwa ein Jahr vor dem Tod des Künstlers. Auffallend daran ist, dass sich bei dieser Party nackte Frauen um einen voll bekleideten Mann versammeln. Die Idee dazu kommt einem irgendwie bekannt vor...
...ist nicht >Edouard Manet mit einem solchen Sujet berühmt geworden? («Le déjeuner sur l'herbe»). Damals, 1863, führte die nackte Dame beim Picknick mit den zwei (bekleideten) Herren noch zu einem handfesten Skandal.
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Fotos / Diashow
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