Ausstellung «Kosmos Kubismus» im

Kunstmuseum Basel vom 30.3. bis 18.8.2019

 

Kubismus –
von Picasso bis Léger


Die Ausstellung bietet die einmalige Chance, sich von der Entwicklung des Kubismus ein umfassendes Bild zu machen. Sie zeigt rund 130 Werke, die den ganzen Weg abdecken, den diese Kunstrichtung in ihrer relativ kurzen Phase – von 1907 bis 1914 – gegangen ist. Die Präsentation geht noch weiter zurück. Bis zum 1906 verstorbenenen Paul Cézanne, der schon früh die Lehre vertrat, dass sich «alle Formen der Natur auf Kugel, Kegel und Zylinder zurückführen lassen». Das muss für künftige Kubisten wie eine Steilvorlage gewirkt haben. >mehr

 

 

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Die Ausstellung in Basel, die auf neun Säle verteilt ist, entstand in Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou Paris. Grundstock bildet die Basler Sammlung aus der Schenkung von Raoul La Roche. Dazu kommen seltene und bedeutende Werke aus internationalen Museen und Privatsammlungen.

 

Dass man auf Braque und Picasso trifft, ist keine Überraschung. Spannend wird es aber bei Werken von Künstlern, deren Namen nicht so geläufig sind. Albert Gleizes, Jean Metzinger, Henri le Fauconnier... auch diese haben dem Kubismus ihren Stempel aufgedrückt – mit eindrücklichen Werken.

 

 

 

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Albert Gleizes (1881-1953).
«Les Joueurs de football», 1912-13.
National Gallery of Art, Washington.

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt):

Pablo Picasso (1881-1973).
Bildnis Daniel-Henry Kahnweiler, 1910.
Art Institute of Chicago.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Pablo Picasso (1881-1973).
Nu assis, 1909-1910. Tate London.

 

Was ist Kubismus?

 

Ein Stil, der die Kunst im frühen 20. Jahrhundert revolutionierte und etwa von 1907 bis 1914 seinen Zenith hatte. Er brach mit allem, was die traditionelle Malerei beinhaltete. Erste wichtige Schritte hatten ja die >Impressionisten, die >Fauvisten und die >Expressionisten schon getan, aber nun stellte man alles Bisherige in Frage:

 

Zunächst die Abbildung der Welt, wie sie uns erscheint. Und dann die Perspektive. Nun wurde alles möglich: Man konnte eine Figur gleichzeitig frontal und/oder im Profil darstellen; man konnte alles fragmentieren, in Würfel aufteilen (Kuben) und wieder zusammensetzen. Mit dem Kubismus kam eine ganz neue «Denkordnung» auf. Für viele gilt deshalb der Kubismus als die revolutionärste Veränderung der Kunst im 20. Jahrhundert – mit Folgen für alle nachfolgenden >Stilrichtungen.

 

 

 

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Henri Matisse (1869-1954), Jury-Mitglied des Salons. >mehr

 

Woher stammt der Ausdruck?

 

Henri Matisse war 1908 Mitglied der Jury im Pariser «Salon d'Automne» und berichtete etwas spöttisch über ein Gemälde von Georges Braque, das nur aus «petits cubes» bestehe. Dann doppelte der Kunstkritiker Louis Vauxelles in einem Bericht zum «Salon des Indépendents» im Jahr 1909 nach: «Monsieur Braque réduit tout, sites, figures, maisons à des schémas géométriques, à des cubes». Weder Braque noch Picasso bezeichneten sich je als Kubisten, aber der Begriff machte die Runde, ein neuer Stil war geboren.

 

 

 

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Pablo Picasso. Buste de femme. Studie zu «Les Demoiselles d'Avignon», 1907. Centre Pompidou Paris.

 

Wer hat den Kubismus begründet?

 

Cézanne? Braque? Picasso? Die Antworten sind vielfältig. Immerhin ist sich die Kunstwelt in einem Punkt einig: Den Grundstein für den Kubismus hat >Pablo Picasso mit mit seinem grossformatigen Gemälde «Les Demoiselles d'Avignon» von 1907 gelegt. Das Bild misst 2.4 x 2.3 Meter.


>Mehr über «Les Demoiselles d'Avignon»

 

An der Ausstellung in Basel ist das Werk nicht zu sehen, es hängt im MoMA in New York. Die Ausstellung zeigt dafür diese Studie zu den «Demoiselles»: die «Buste de femme» von 1907.

 

 

   

 

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Georges Braque «Grand nu»,
1907. Centre Pompidou Paris.

 

 

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Georges Braque. Paysage, 1908. Kunstmuseum Basel.

 

 

Georges Braque (1882-1963)

 

1907 besuchte Braque das Atelier von Picasso. Dort sah er die eben fertig gewordenen «Demoiselles d'Avignon». Er war von dieser Arbeit wenig begeistert und fühlte sich herausgefordert. Nun malte er seinen «Grossen Akt», die «Grand nu».

 

Zusammen mit anderen Werken reichte er seine Nackedei beim «Salon d'Automne 1907» ein – aber alle seine Bilder wurden abgelehnt. Mit in der Jury sass ein gewisser Henri Matisse.

 

Nun schaltete sich der Galerist Daniel-Henry Kahnweiler ein: Er organisierte 1907 für Braque eine Einzelausstellung.

 

Sie wurde als erste kubistische Schau überhaupt bekannt und zeigte 27 Werke von Braque. Darunter Braques erste kubistische Stillleben... und natürlich seine «Grand nu». Die Leute waren geschockt, das Bild fand keinen Käufer.

 

Als Braque 1908 Südfrankreich bereiste – auf den Spuren des schon 1906 verstorbenen Paul Cézanne – enstanden dort seine ersten kubistischen Landschaften.

 

>mehr über Georges Braque

 

 

 

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Portrait de Fernande Olivier, 1909.
Städel Museum Frankfurt.

 

 

Pablo Picasso (1881-1973): Fernande Olivier

 

Das Bild enstand 1909 und fiel – Pech für die hübsche Fernande – in die Phase des Kubismus des Künstlers: Ihr Porträt könnte auch einen Mann oder eine x-beliebige Person zeigen. Es ist in verschachtelten geometrischen Formen gehalten, die Farbtöne Grün, Grau und Ocker sind reduziert und erinnern irgendwie an Werke von Cézanne und Braque.

 

Fernande war Picassos erste richtige Freundin. Er lernte sie 1905 im Pariser Künstlertreff «Bateau-Lavoir» in Montmartre kennen.

 

>mehr über Picassos Frauen

 

 

 

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Femme au cheval, 1912. Dänische Nationalgalerie, Kopenhagen.

 

 

Jean Metzinger (1883-1956). Frau mit Pferd

 

Metzinger wollte eigentlich in Paris Medizin studieren, doch dann reizte ihn die Malerei mehr. In Montmartre freundete er sich mit Robert Delaunay an und lernte Braque und Picasso kennen.

 

Zuerst als Neoimpressionist und Fauvist unterwegs, fand er 1912 zum Kubismus und war Mitbegründer der «Section d'Or» (eine kubistische Ausstellungs-Vereinigung) und Herausgeber der Publikation «Du Cubisme», die sich mit der Theorie dieser neuen Kunstrichtung befasste. Sein Werk «Femme au Cheval» von 1912 zählt zum analytischen Kubismus.

 

 

 

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L'Abondance,
1910-11.
Gemeente-
museum,
Den Haag.

 

 

Henri Le Fauconnier (1881-1946)

 

«L'Abondance», heisst dieses Werk (Der Überfluss). Es entstand 1910-11 und wurde am «Salon des Indépendents 1911» zum grossen Renner. Der Überfluss – ein akademisch-klassisches Motiv – wird hier als weiblicher Akt mit Früchtekorb dargestellt.

 

Was die Kritiker aber beeindruckte, war vor allem der kubistische Aufbau, die Aufgliederung der Figuren in kleine geometrische Elemente. Das Bild wurde für viele zum Vorbild und bis 1914 in ganz Europa von Ausstellung zu Ausstellung gereicht. Es gilt als das meistausgestellte kubistische Gemälde in dieser Zeit und fand auch Aufnahme in >Kandinskys Almanach «Der blaue Reiter».

 

 

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La femme en bleu, 1912. Kunstmuseum Basel.

 

Fernand Léger (1881-1955)

 

«La Femme en bleu». Und wo bitte ist die Frau? Die grosse blaue Fläche ist ihr Oberkörper, die kleineren blauen Elemente sind die Oberarme. Ihre Hände hat sie in den Schoss gelegt – sie könnten von einer Ritterrüstung stammen. Das Erkennen des Kopfes erfordert Fantasie... wohin schaut die Frau?

 

Das Werk wurde 1912 am «Salon d'automne» ausgestellt und von den Kritikern für seine «seltene Kraft» gelobt. Offenbar war der Kubismus zu dieser Zeit bereits angekommen und akzeptiert. Ein paar Jahre zuvor hätte es in der Presse wohl höchstens für einen Verriss gereicht.

 

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