Englands Star unter den abstrakten Bildhauern. Berühmt wird er mit seinen Bronzeskulpturen, die auf der ganzen Welt verstreut in Parks und Museen ausgestellt sind. Seine Lieblingssujets sind liegende Frauenfiguren.
Henry Moore kommt am 30. Juli 1898 in Castleford (Yorkshire) in einer Bergwerksfamilie zur Welt. Das Los eines Bergmannes wollen die Eltern ihrem Sohn ersparen. Henry darf deshalb Pädagogik studieren und ist auch kurz als Volksschullehrer tätig. Aber eigentlich will er schon seit seiner Kindheit Bildhauer werden.
Henry Moore, 1975.
Foto Allen Warren,
WikiCommons.
Seine Künstlerkarriere muss allerdings noch warten, denn mit 18 wird er als Soldat eingezogen. Im Ersten Weltkrieg wird er verletzt, übersteht aber den Krieg.
Direkt nach Friedensschluss beginnt er 1919 ein Kunststudium am Leeds Collage of Art. Sieben Jahre später wird er dort Dozent. Dann wechselt er an die Chelsea School of Art, wo er bis 1939 als leitender Dozent für Bildhauerei arbeitet.
Seine erste Einzelausstellung bekommt er 1928 in der Warren Gallery in London. Zu dieser Zeit hat er sich bereits von den traditionellen Lehren verabschiedet und konzentriert sich auf abstrakte Bildhauerei. Immer wiederkehrende Sujets seiner Plastiken sind so genannte «Reclining Figures» (also Liegende).
Reisen nach Frankreich und Italien weiten seinen künstlerischen Horizont. Zurück in London wird er Mitglied der Künstlergruppe «Seven and Five Society», 1937 tritt er in den Kreis der britischen Surrealisten ein.
1946 findet seine erste grosse Retrospektive im Museum of Modern Art in New York statt. Moore wird mit zahlreichen Ehrungen und Preisen bedacht.
In seinen späten Schaffensjahren steigert Moore seine Plastiken ins Monumentale. Für diese bevorzugt er als Aufstellungsort «open air» im öffentlichen Raum. Davon profitieren ungezählte Städte, Museen und Parks auf der ganzen Welt.
Henry Moore stirbt 1986 in Much Hadham bei Cambridge im Alter von 88 Jahren.
Titelbild (Ausschnitt)
Henry Moore (1898-1986).
Reclining Figure, 1951. Bronze doré.
Jardin des Tuileries, Paris.
Reclining Figure, 1929. Brown Horton Stone. Leeds City Art Gallery. |
1929: Eine der ersten «Liegenden»
Eine von Moore's ersten Skulpturen. Sie weist sehr vereinfachte Formen auf, wie sie in ausser-westlichen Schnitzereien vorkommen. Solche Formen hat der Künstler beim Studium im British Museum entdeckt. Die Figur ist relativ klein: 54 cm hoch und 82 cm breit. Sie ist aus rötlich-braunem Sandstein geformt, der aus den Steinbrüchen bei Oxfordshire stammt.
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Recumbent Figure, 1938. Tate Britain London.
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1938: Recumbent Figure – die grosse Liegende
Diese liegende Figur aus Sandstein kommt bereits wesentlich abstrakter daher. Auftraggeber ist ein Architekt, der das Werk für seine modernistische Villa in Sussex bestellt. Heute ist es in der Tate Britain in London zu sehen. Es misst 132 x 74 cm und wiegt stolze 520 Kilo.
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Im U-Bahn- |
1940: Das Shelter Book
Im Zweiten Weltkrieg wird Henry Moore – der auch ein begnadeter Zeichner ist – zum «Official War Artist» berufen. Sein Hauptthema sind in dieser Zeit die Londoner, die vor den Bomben der Deutschen in der U-Bahn Schutz suchen.
In seinem «Shelter Book» (Schutzraum-Buch) dokumentiert er mit über sechzig Zeichnungen schutzsuchende Menschen. Mit diesem Werk macht sich der Künstler auch in der breiten Öffentlichkeit einen Namen.
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Family Group, 1949. Tate Britain London.
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1949: Bronzeskulptur «Family Group»
Moores Tochter Mary wird 1947 geboren – nach mehreren Fehlgeburten, die seine Frau Irina erleidet. Das freudige Ereignis führt dazu, dass jetzt eine Reihe von Mutter und Kind- und Familien-Kompositionen entstehen.
Die «Family Group» von 1949 ist in der
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Reclining Figure, 1951. Tate Britain.
Reclining Figure, 1951. Bronze doré, Jardin des Tuileries, Paris.
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1951: Reclining Figures.
1949 bestellt der Arts Council beim Künstler eine Bronzeskulptur für das Festival of Britain 1951. Moore erstellt zunächst kleine Modelle, dann einen Gips-Abdruck und schliesslich die Fullsize-Version in der Grösse von 2.3 Metern Länge.
Das Gipsmodell ist in der Tate Britain ausgestellt. Je ein Guss in Bronze steht heute in der Leeds City Gallery und im >Jardin des Tuileries in Paris.
Ein dritter Bronzeguss fand 2012 an einer Auktion bei Christie's für über 19 Mio englische Pfund einen (unbekannten) Käufer.
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King and Queen, 1952-53. Tate Britain London.
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1952-53: König und Königin
Die Skulptur wird zwar in der Epoche der Krönung von Königin Elisabeth II erschaffen, aber mit dem modernen englischen Monarchenpaar hat sie wenig zu tun.
Die Darstellung zeigt vielmehr ein antikes göttlich-königliches Paar. Der Stil des Bronzewerks ist eine Mischung aus Abstraktion und Naturalismus: Die Köpfe sind sehr abstrakt geraten, währenddem die Hände und Füsse durchaus naturalistisch ausgebildet sind.
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Draped Reclining Woman,1957-58. Staatsgalerie Stuttgart. |
1961: Draped Reclining Woman
Eher selten, aber manchmal zeigt Moore seine liegenden Frauen auch bekleidet. Einer von sechs Bronzegüssen steht heute im Eingangsbereich der >Staatsgalerie Stuttgart.
Ursprünglich wurde er für eine Schau «Kunst am Bau» vor dem Landtag ausgestellt. Die Bevölkerung reagierte ablehnend. Also platzierte man das Werk auf der Rückseite des Kunstgebäudes. Erst 1984 gelangte es an den heutigen prominenten Platz vor der Stuttgarter Staatsgalerie.
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Henry Moore in Zürich |
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Grosse liegende Frauenfigur, 1957. Kunsthaus Zürich. |
1957: Die grosse Liegende
1955 wird Moore beauftragt, eine Skulptur für den Hauptsitz der UNESCO in Paris zu schaffen. Vom Gipsmodell (heute in der Art Gallery of Ontario) werden sieben Bronzegüsse gefertigt.
Neben der Tate London, dem Carnegie Museum of Art in Pittsburgh, dem Chicago Art Institute und dem Steelijk Museum in Amsterdam erhält auch das Kunsthaus Zürich einen Abguss dieses 730 kg schweren Werkes. Es ist ein Geschenk von Walter und Werner Bär an das Museum.
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Reclining Figure, 1975-77. Kunsthaus Zürich.
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1975: Reclining Figure
Sie ist nicht mehr so abstrakt wie die «Grosse Liegende», aber als naturalistisch kann man sie auch nicht bezeichnen. Die eine Schulterpartie ist weiblich, die andere stark männlich ausgeprägt. Auffallend ist auch der kleine Kopf, der nicht zu den Proportionen des Körpers passt.
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Sheep Piece, 1969. Öffentliche Kunst in Zürich, |
1976: Weidende Schafe am Zürichsee
Moore kann nicht nur liegende Frauen. Das zeigt er mit der 1969 geschaffenen abstrakten Skulptur «Sheep Piece», die ein weidendes Schaf darstellen soll. Begonnen hat er die Arbeit mit einer Maquette von gerade mal 14 cm. Sie endet in einem Monument, das fast 6 Meter misst.
Es wird vier Mal in Bronze gegossen: Für die Henry Moore Foundation in Perry Green, für Kansas City, für den Donald M. Kendall Sculpture Garden in New York und für Zürich. Seit der Moore-Ausstellung von 1976 steht die imposante Plastik an der Seepromenade am Zürichhorn.
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Fotos / Diashow
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