Ausstellung Zurich Art Prize 2023,
«Damian Ortega – Essay on Exchange»

Haus Konstruktiv Zürich, 26.10.23 bis 14.1.2024

 

Damian Ortega (1967)


Der Zurich-Art-Prize-Gewinner 2023 zeigt unter dem Ausstellungstitel «Essay on Exchange» skulpturale Werke. Es sind tausende von Kleinskulpturen, die der Künstler von Hand aus Ton gefertigt hat – zum Teil nur für diese Ausstellung.

 

 

 

 

Das verwendete Tonmaterial stammt aus dem mexikanischen Oaxaca, einer Region mit grosser Tradition in der Fertigung von Töpferwaren.

 

Ortega kommt 1967 in Mexiko-City zur Welt. Seine Künstlerkarriere beginnt er als politischer Karikaturist. Parallel dazu fertigt er Skulpturen, Installationen und Videos. Als eines seiner wichtigsten Vorbilder bezeichnet er den mexikanischen Künstler >Diego Rivera.

 

Zu seiner Ausstellung im Museum Haus Konstruktiv in Zürich sagt der Künstler: «Die Stücke entstanden in einer Phase des Experimentierens und des intuitiven Spiels. Die Keramik wurde auf unterschiedlichste Art modelliert und gebrannt – bis sie anfing, ihre eigenen Bilder und Verbindungen zu entwickeln».

 

 

Keramikteilchen an Schnüren

 

 

Unterwasser-Videoproduktionen

 

 

Spektakulär sind Ortegas Videoproduktionen.

Auf den ersten Blick glaubt man Seeschlangen, Rochen und Quallen im Ozean zu erkennen – dabei sind es Abfallprodukte, die im Wasser schweben: Plastiktüten, Getränkeflaschen, Gummireifen. Einige dieser künstlichen Meereswesen sind so gekonnt gefertigt, dass sie wie lebende Kreaturen wirken. Man könnte ihnen ewig zuschauen, wie sie das Meer durchpflügen – alles von einem träumerischen Sound unterlegt. Ortega präsentiert an der Ausstellung in Zürich zwei verschiedene «Meer»-Videos zu je 25 Minuten Spielzeit.

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Damian Ortega (1967). Mutter Erde, 2018.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Damian Ortega,
der Gewinner des Zurich Art Prize 2023.

Foto 2016, NotimexTV,
WikiCommons.

 

Was ist der Zurich Art Prize?

 

Der Zurich Art Prize wird jährlich vom Museum Haus Konstruktiv zusammen mit der Zurich Insurance Group verliehen – seit 2007. Er ist mit insgesamt 100'000 Franken dotiert: Davon 80'000 als Budget für die Produktion einer Einzelausstellung im Haus Konstruktiv und 20'000 Franken für den Künstler.

 

Honoriert werden Werke, die sich «an Schnittstellen zwischen dem kulturellen Erbe der konstruktiv-konkreten und konzeptuellen Kunst einerseits und gegenwärtigen Tendenzen andererseits bewegen».

 

Damian Ortega (1967) ist mit seiner Produktion «Essay on Exchange» der 16. Gewinner dieser Auszeichnung und des Preises. Er lebt und arbeitet in Mexiko-City.

 

 

Damian Ortega (1967). Das Kosmische Ding, Biennale Venedig 2003.

 

 

 

 

 

2003: Furore mit dem zerlegten VW-Käfer

 

Ortega startet seine Künstlerkarriere 1998 mit verschiedenen Gruppenausstellungen. Am Institute of Contemporary Art in Philadelphia bekommt er 2002 eine Einzelausstellung.

 

Seinen künstlerischen Durchbruch erzielt er 2003 an der 50. Biennale di Venezia mit einer speziellen Installation. Er nennt sie Cosmic Thing. Das «Kosmische Ding» besteht aus einem alten VW-Käfer Jahrgang 1983, den der Künstler komplett in seine Einzelteile zerlegt und diese dann an dünnen Drähten an der Decke aufhängt. Das Kunstwerk macht Furore und Damian Ortega international bekannt.

 

 

   

Ausstellung im Haus Konstruktiv: Zurich Art Prize 2023

 

Damian Ortega (1967). Mutter Erde, 2018.

 

The Mother Soil – Mutter Erde

 

Hauptobjekt ist ein grosser Tonklumpen mit Öffnung. Aus dessen Inneren hat der Künstler unzählige von kleineren Klumpen herausgeholt und auf dem Boden platziert. So wie sie hier ausgebreitet sind, ist nur schwer vorstellbar, dass sie alle einst im Bauch des Gefässes Platz fanden. Für den Künstler geht es in erster Linie um die Darstellung der Wertschöpfung: Aus dem Rohmaterial im «Bauch der Erde» wird Keramik und Kunst.

 

 

 

Damian Ortega (1967). Human Corn, 2023.

 

Der Maiskörner-Mann

 

Ausgangslage sind Maiskörner und Kakaosamen als Bestandteile eines Tauschsystems (Titel der Ausstellung: «Essay on Exchange»). Erst in Verbindung mit einem Arbeitsprozess bringen die Körner und Samen den Wert einer Ware hervor – dann, wenn sie zu Kakao, Schokolade, Brot oder zu Tortillas verabeitet sind.

 

Auch der menschliche Körper besitzt einen solchen Wert: als Arbeitskraft, die verkauft und gehandelt wird. Der «Corn Man» ist ein Mensch mit einem auf Arbeit beruhenden Tauschwert.

 

 

 

Damian Ortega (1967). The Gun, 2023.

 

 

K(eine) zerlegte Pistole

 

Hat sich da der Künstler auf seinen Grosserfolg mit dem >zerlegten VW-Käfer bezogen, den er 2003 an der Biennale Venedig präsentierte?

 

Vielleicht, aber mit umgekehrten Vorzeichen. Denn diesmal ist es kein Produkt, das in Einzelteile zerlegt wird. Sondern eines aus vielen Teilen – es sind Tonteilchen – gefertigt. Würde man sie zusammen setzen, müsste sich eine Pistole daraus ergeben. Allerdings keine tödliche.

 

 

Damian Ortega (1967). Abacus, 2023.

 

 

Stammt das Wagenrad vom Abakus?

 

Ein ziemlich abenteuerliches Gedankenspiel des Künstlers. Sie geht so: Am Anfang steht ein Tonklumpen, den man von Hand zu einer Kugel formen kann. Drückt man diese Tonkugel langsam flach, entsteht daraus ein Rad...

 

Vielleicht hat die Form der Teilchen im Abakus-Rechner den Künstler auf diese Idee gebracht. Sein Werk heisst «When the Abacus became a wheel». Storytelling nennt er das.

 

 

Damian Ortega (1967). iCloud, 2023.

 

 

Mit Tonkügelchen ins digitale Zeitalter

 

Eine wunderbar filigrane Installation, die da von der Decke hängt. Es sind keine Perlen, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte, sondern kleine Tonkügelchen, in mühsamer Arbeit an dünnen Angelschnüren befestigt.

 

Mit dieser luftigen Skulptur schlägt der Künstler einen Bogen vom Erdmaterial Ton zum virtuell-digitalen Zeitalter. Er sieht in seinem Kugelgebilde einen schwebenden Datenspreicher – deshalb nennt er sein Werk auch «iCloud».

 

 

 

>YouTube-Film über die Ausstellung

 

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