Er ist Antwerpens berühmtester Sohn.
Und Flanderns Superstar.
Peter Paul Rubens, 50-jährig.
Rubenshaus Antwerpen.
In Antwerpen besucht er die Lateinschule und macht eine Lehre als Kunstmaler. 1598 wird er in die Malergilde zu Antwerpen aufgenommen.
Auf Italienreisen ab 1600 faszinieren ihn die Werke von Tizian, Veronese, Mantegna. Der Herzog von Mantua wird auf den jungen Künstler aufmerksam und macht ihn zu seinem Hofmaler. Seine nächsten Reisen führen ihn nach Rom und Madrid.
1608 erfährt er von der schweren Krankheit seiner Mutter und kehrt nach Antwerpen zurück. Hier findet er im Bürgermeister Nicolaas Rockox seinen wichtigsten Mäzen. Und Auftraggeber. Rubens darf das Antwerpener Rathaus mit seinen Werken schmücken und malt für das Privathaus des Bürgermeisters das berühmte Gemälde «Samson und Delila».
1610 wird er als Hofmaler der burgundischen Erzherzöge Albrecht und Isabella vereidigt. Nun macht er sich an den Bau seines prächtigen neuen Wohnsitzes in Antwerpen, das er nach eigenen Plänen im Stil eines italienischen Palazzo errichten lässt – samt Gartenanlage mit allem Drum und Dran. Das mehrstöckige Haus bietet nicht nur Platz für seine Sammlung, es beherbergt auch seine Werkstatt. Rubens Name ist inzwischen so gut, dass er nicht mehr alle Schüler aufnehmen kann, die zu ihm kommen wollen. Die Rubenswerkstatt wird zum Unternehmen.
Rubens ist aber mehr als ein Künstler.
Er reist auch als Diplomat im Dienste der Erzherzogin Isabelle. In Madrid lernt er so den König von Spanien kennen (>Felipe IV). Dieser ist nicht nur von Rubens Malkünsten beeindruckt, sondern auch von dessen diplomatischem Geschick.
1629 schickt König Felipe IV Rubens als Gesandten nach London, um dort über einen Frieden zwischen Spanien und England zu verhandeln. Das macht dieser so gut, dass 1630 ein Friedensvertrag unterzeichnet werden kann. Der englische König (Charles I) schlägt ihn daraufhin zum Ritter – was für eine Karriere, vom Maler zum Ritter!
Sein künstlerisches Schaffen besteht vornehmlich aus biblischen und mythologischen Themen aus der Antike. Berühmt ist er aber vor allem für seine «fleischlichen» Gemälde, die füllige nackte Frauen zeigen. Was dem damaligen Schönheitsideal und vermutlich auch seinem eigenen Geschmack entspricht. Diesen Stil zieht er so konsequent durch, dass man heute noch von einer «Rubensfigur» spricht, wenn man eine etwas übergewichtige Dame höflich umschreiben möchte.
Rubens schafft in seinem Leben etwa 1500 Werke, von denen allerdings ein beachtlicher Teil in seiner Werkstatt entstanden ist und mithin auch durch Schülerhände mitbearbeitet wurde.
1640 stirbt Rubens nach längerem Leiden im Alter von 63 Jahren – an Gicht. 200 Jahre später, 1840, widmet man ihm in Antwerpen eine Bronzestatue auf dem Groensplaats. Und sein «Rubenshaus» ist heute eine der grössten Touristenattraktionen Antwerpens.
Titelbild (Ausschnitt)
Peter Paul Rubens (1577-1640).
Helena Fourment mit ihrem erstgeborenen
Sohn Frans, 1632. Alte Pinakothek München.
Der Palazzo des Meisters, heute ein Museum.
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Il Palazzo – das Rubenshaus in Antwerpen
Als Rubens 1610 offiziell zum Hofmaler der Herzöge Albrecht und Isabella ernannt wird, kann er sich an den Bau seines Palazzo machen. Die Pläne zu diesem Renaissancepalast entwirft er selbst – nach Ideen, die er sich auf seinen Italienreisen geholt hat. 1611 zieht er dort ein. Den grössten Teil seines Lebens verbringt er in diesem Haus – bis zu seinem Tod am 30. Mai 1640.
Zum Künstlerhaus gehört auch eine grosse Werkstatt. Dort bildet er Lehrlinge aus, die bei der Fertigung vieler seiner Werke mitarbeiten. Sein erfolgreichster Lehrling ist >Anthonis van Dyck.
In dieser Zeit ist es üblich, dass Gemälde gleichzeitig von zwei oder mehreren Künstlern gemalt und gezeichnet werden. Der grosse Meister gibt den Werken oft nur noch den letzten Schliff. So garantiert er die Qualität der Arbeiten, die aus seiner Werkstatt stammen.
Das Museum. Erst 1937 kauft die Stadt Anwerpen das Gebäude und baut es zum Museum aus. Seit 1946 ist es dem Publikum zugänglich.
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Adam und Eva. 1598-99. Rubenshaus Antwerpen. |
1598: Frühwerk Adam und Eva
Aus Rubens früher Phase sind nur wenige Werke erhalten geblieben. Dies ist eines davon es hängt im Rubenshaus Antwerpen.
Das Bild ist noch vor seiner ersten Italienreise entstanden und trägt noch die Züge seines Lehrmeisters Otto van Veen (1557-1629). Die Figuren wie auch die Landschaft sind noch ziemlich statisch dargestellt und präzis gemalt. Nach der Rückkehr aus Italien lockert sich sein Malstil.
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Urteil des Paris, 1597-99. National Gallery, London.
Urteil des Paris, 1632-35. National Gallery, London.
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1599: Das Urteil des Paris
Die National Gallery London besitzt gleich zwei Rubens zu diesem Thema.
Das erste Werk stammt aus der Frühphase des Künstlers (1597-1599) und zeigt die drei Frauen schlank und sportlich.
Als Rubens das gleiche Motiv 30 Jahre später wieder malt, scheint sich sein Frauengeschmack gewandelt zu haben: diesmal bildet er die Damen bedeutend fülliger ab. Mit Rubensfiguren eben.
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Kreuzabnahme, 1602. Siegerland-museum Siegen.
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1602: Der erste grosse Auftrag, Mantua
Als Hofmaler des Herzogs von Mantua fertigt er diese Kreuzabnahme für die Privatkapelle der Herzogin von Mantua, Eleonora de Medici Gonzaga (1567-1611).
Das Motiv der Kreuzabnahme beschäftigt den Künstler immer wieder. Er malt mehrere Versionen davon.
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Samson und Delila, 1609. National Gallery, London.
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1609: Samson und Delila
Nach der Rückkehr aus Italien erhält Rubens den Auftrag für dieses Gemälde. Es wird eines seiner berühmtesten Werke werden. Auftraggeber ist der Antwerpener Bürgermeister Nicolaas Rockox, der das Bild für sein Privathaus bestellt.
Rockox wird Rubens wichtigster Mäzen und verhilft ihm zu weiteren Aufträgen für das Ratshaus von Antwerpen. In Rockox' Haus lernt Rubens auch Isabella Brant kennen, die er 1609 heiratet.
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Erzherzog Albert VII, 1615. National Gallery London.
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1610: Hofmaler bei Herzog Albrecht VII
Albrecht ist ein Sohn von Kaiser Maximilian II und Maria von Spanien. Er kommt als Habsburger in Wien zur Welt, wird aber am Hof von Felipe II in Spanien erzogen. Er wird Kardinal und Bischof, tritt dann aber die geistlichen Ämter ab, heiratet die Tochter von Felipe, Isabella, und wird Generalgouverneur der südlichen Niederlande.
Er ist ein wichtiger Mäzen Rubens und macht diesen 1610 zu seinem Hofmaler.
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Die Grablegung, 1615-16. Courtauld Gallery London.
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1615: Grablegung Christi
Seit vier Jahren arbeitet nun Rubens in seinem Palazzo in Antwerpen. Dort hat er auch seine Werkstatt installiert, in der biblische Szenen wie diese hier in Serie gefertigt werden.
Beim Motiv der Grablegung folgt man der Regel, dass es zwei oder drei Männer sind, die Jesus ins Grab legen, währenddem die Frauen das Geschehen interessiert beobachten.
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Salome mit dem Haupt Johannes des Täufers, 1624. Kunsthaus Basel.
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1624: Salome mit dem Haupt des Johannes
Eine schaurige Geschichte. Tatort ist die Geburtstagsfeier des Herodes. Die bildschöne Salome führt einen Tanz auf, der Herodes entzückt. Sie darf einen Wunsch äussern. Ihre Mutter, Herodias, rät ihr, den Kopf von Johannes des Täufers zu verlangen. Herodes lässt Johannes enthaupten und überreicht Salome den Kopf auf einer Schale. Kunstmuseum Basel.
>mehr über Salome und Johannes
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Helena Fourment mit zwei Kindern, 1635-36. Louvre Paris. |
1635: Helena Fourment mit zwei Kindern
Vier Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau, Isabella Brant, – der Meister ist inzwischen schon 53 Jahre alt – heiratet er 1630 die erst 16-jährige Helena Fourment, die zuvor auch sein Modell war.
Mit Helena Fourment hat er fünf Kinder. Das Gemälde zeigt die junge Mutter mit ihren Kindern Clara Johanna und Frans. |
Die drei Grazien, 1635. Museo del Prado, Madrid. |
1635-1639: Die drei Grazien
Rubens ist nicht der einzige, der dieses Sujet aufgreift. Kaum einer der grossen Meister kann der Verlockung widerstehen, drei nackte Frauen zu malen, ohne von der Kirche behelligt zu werden.
Die Kirche greift nicht ein, weil es sich ja um griechische Mythologie handelt. Das Gemälde zeigt die Göttinnen der Anmut, auch Chariten genannt. Ihre Namen sind Euphrosyne (Frohsinn), Thalia (Festfreude) und Aglaia (die Glänzende).
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Andromeda, 1638. Gemäldegalerie Berlin.
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1638: Andromeda mit den Tränen
Selbst griechische Figuren malt Rubens in seinem eigenen Stil als füllige Frauen – weit weg von den klassisch-griechisch perfekten Marmorstatuen.
Wer ist Andromeda? Die Tochter von Kassiopeia, der Selbstüberschätzung (Hybris) vorgeworfen wird. Poseidon schickt zur Strafe eine Flut und dazu das Seeungeheuer Ketos. Um dieses zu beruhigen, soll ihm Andromeda geopfert werden. Sie wird an einen Felsen geschmiedet.
Zum Opfer kommt es aber nicht, weil Perseus das Ungeheuer besiegt. Zum Dank bekommt er Andromeda zur Frau. Rubens Gemälde zeigt die angekettete und tränenüberströmte Frau.
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Fotos / Diashow
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