Griechische Mythologie
Eine spannende Geschichte. Sie stammt aus Homers «Ilias» und spielt im 8./7. Jahrhundert v. Chr.
Die Ilias erzählt vom Krieg um Troja.
An der Hochzeit des Peleus und der Thetis sind alle Götter eingeladen. Nur Eris nicht, die Göttin der Zwietracht. Diese ist deshalb beleidigt. Sie wirft einen goldenen Apfel unter die Hochzeitsgäste. Er trägt die Aufschrift «Für die Schönste». Drei Göttinnen halten sich für die Schönste – Athene, Hera und Aphrodite. Die drei zanken sich um den Apfel.
Eigentlich müsste ja Zeus den Streit schlichten, schliesslich ist er der höchste Gott. Aber er zieht sich aus der Affäre und bittet den Götterboten Hermes um Beistand. Dieser legt das Urteil über die drei Göttinnen in die Hand eines Gewöhnlichsterblichen: Der junge Prinz Paris, Sohn des trojanischen Königs Priamos, soll die Entscheidung treffen, wer die Schönste ist.
Die drei Göttinen versuchen, Paris zu bestechen. Hera verspricht ihm die Herrschaft über die Welt, Athene bietet ihm die Weisheit an. Aphrodite hingegen lockt ihn mit der Liebe der schönsten Frau der Welt. Paris entscheidet sich für Aphrodite. Und hofft, damit Helena zu bekommen, die Allerschönste unter den Sterblichen.
Blöd nur, dass diese schon verheiratet ist, und zwar mit Menelaos, dem mächtigen König von Sparta. Aphrodite muss natürlich ihr Versprechen halten, und so kommt es zum berühmten «Raub der Helena», der schliesslich der Anlass für den Trojanischen Krieg wird.
Jacques Louis David (1748-1825).
Die Liebe der Helena und Paris, 1788.
Musée du Louvre, Paris.
Titelbild (Ausschnitt)
Peter Paul Rubens (1577-1640).
Urteil des Paris, 1597.
National Gallery London.
Peter Paul Rubens (1577-1640), 1632.
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Wer ist Paris?
Ein Prinz. Der Sohn des Trojanischen Königs Priamos und der Hekabe. Er hat nicht weniger als 50 Geschwister und Halbgeschwister, darunter den berühmten Hektor und die Kassandra. Seine Mutter Hekaba träumt vor der Geburt des Paris, sie gebäre eine Fackel, die Troja in Brand stecken werde. Priamos ist von diesem Traum nicht begeistert, er lässt das frisch geborene Kind auf dem Berg Ida aussetzen.
Der Junge kehrt aber gesund zurück – eine Bärin hat ihn gesäugt (!). Agelaos, ein Sklave des Königs, zieht ihn bei sich auf dem Feld und bei Hirten auf.
Paris wird Schäfer (Rubens zeigt das auf seinem Bild von 1632) und heiratet als Mann die Nymphe Oinone, eine Tochter des Flussgottes Kebren.
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Francesco de Rosa (1580-1654). Das Urteil des Paris, 1645. Akademie Wien. |
Wer sind die drei Schönen?
Hera ist die Gattin und gleichzeitig die Schwester von Zeus. Sie gehört zu den zwölf olympischen Gottheiten, den Olympioi.
Athene ist die Göttin der Weisheit, der Strategie und des Kampfes, der Kunst, des Handwerks und der Handarbeit. Und zudem die Schutzgöttin und Namensgeberin der griechischen Stadt Athen.
Aphrodite ist die Göttin der Liebe, der Schönheit und der sinnlichen Begierde.
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Niklaus Manuel Deutsch, 1517.
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Der Zankapfel der Zwietracht
Der Ausdruck Zankapfel hat sich bis in die heutige Zeit gehalten. Am Ursprung steht Eris, die Göttin der Zwietracht.
Aus Ärger, nicht zur Hochzeit des Peleus und der Thetis eingeladen worden zu sein, wirft Eris einen goldenen Apfel mit der Aufschrift «Für die Schönste» unter die Hochzeitsgäste. Nun entsteht ein Streit um den Apfel – den Zankapfel.
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Bronzino (1503-1572). Allegorie des Triumphes der Venus, Detail. 1540-45. National Gallery, London.
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Aphrodite – die Siegerin
Sie ist die Göttin der Liebe, der Schönheit und der sinnlichen Begierde – kein Wunder, sieht Paris in ihr die Schönste. In der römischen Mythologie heisst sie Venus.
Eigentlich ist sie mit Hephaistos verheiratet, dem Gott des Feuers und der Schmiedekunst. Das hindert sie allerdings nicht daran, diesen mit Sterblichen wie Adonis oder mit Göttern zu betrügen.
Einer davon ist der Kriegsgott Ares, mit dem sie Eros (röm. Amor) zeugt.
Ihr Gatte Hephaistos ertappt sie beim Liebesakt in flagranti und fängt die zwei in einem Netz aus Blitzen.
Als Hephaistos die zwei Gefangenen seinen Mitgöttern so präsentiert, erhebt sich unter diesen das laute und lange, sprichwörtliche «homerische Gelächter». Bei den Sterblichen kommt dieses als Donner an.
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«Urteil-des-Paris»-Versionen von 1517 bis 1904, diverse Künstler |
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Kunstmuseum Basel |
1517: Niklaus Manuel genannt Deutsch
Stammt aus der Berner Patrizierfamilie Manuel. Kommt 1484 in Bern zur Welt, wo er 1530 auch stirbt. Er ist nicht nur Maler, sondern auch Dichter und Reformator. 1522 nimmt er an einem Kriegszug in die Lombardei teil, wo er an der Hand verwundet wird. Ab 1528 ist er Mitglied des Kleinen Rates von Bern. Künstlerisch ist er von Albrecht Dürer und von der italienischen Renaissance beeinflusst.
>mehr über Niklaus Manuel Deutsch
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National Gallery London |
1597: Peter Paul Rubens (1577-1640)
In der National Gallery in London hängen gleich zwei Werke von Rubens mit dem Titel «Urteil des Paris». Das Sujet war ziemlich beliebt bei den Künstlern, weil man nackte Frauen darstellen konnte ohne sich dem Vorwurf der Pornografie auszusetzen. Denn schliesslich handelt es sich ja um ein moralisch einwandfreies Thema aus der griechischen Antike...
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National Gallery London |
1632: Peter Paul Rubens (1577-1640)
Währenddem Rubens die Darstellung von 1597 noch im antiken Stil realisiert (Paris als Königssohn und muskulös wie Herkules...), zeigt diese 35 Jahre später entstandene Version den Prinzen als einfachen Schäfer – entsprechend der Erzählung Homers. Und Rubens Vorliebe für fleischige Körper ist im späteren Werk jetzt auch erkennbar.
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Privatkollektion. Foto The Yorck Project.
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1864: Paul Cézanne (1839-1906)
Nicht verwunderlich, dass der «Begründer der Moderne» auch das klassische Motiv aus der griechischen Mythologie komplett modern malt.
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Belvedere Wien |
1885: Max Klinger (1857-1920)
Der deutsche Maler und Bildhauer aus Leipzig ist einer der grossen Symbolisten. In Berlin war er ab 1892 Mitglied der königlichen Akademie der Künste und der Künstlergruppe XI. Er arbeitete auch in Paris, London, Rom und Wien.
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Museo de Malaga |
1904: Enrique Simonet (1866-1927)
Geboren in Valencia. Dort studiert er Malerei. Sein berühmtestes Bild entsteht aber 1887 in Rom – «Die Enthauptung des Heiligen Paulus». 1901 erhält er einen Lehrstuhl an der Akademie für Schöne Künste in Barcelona. Sein Werk von 1904 macht Anleihen an den Jugendstil, der um diese Zeit voll in ist.
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Museum of Art |
1908: Pierre-Auguste Renoir (1841-1919)
Einer der grossen fanzösischen Impressionisten – aber nur ein paar Jahre lang. Er sieht sich eher der klassisch-akademischen Malerei verpflichtet. Sein «Urteil des Paris» von 1908 fällt in diese Phase, die bis zu seinem Tod anhält.
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Auflistung nicht vollständig.
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