Ausstellung «Nordlichter – von Edvard Munch
bis Hilma af Klint» in der Fondation Beyeler,
Riehen/Basel. Vom 26.1. bis 25.5.25

 

 

Mehr als Nordlichtstimmung


Ja, es gibt sie, die stimmungsvollen Bilder der berühmten «Aurora borealis», und auch imposante Werke des grossen Nordlers Edvard Munch sind zu sehen. Aber wirklich beeindruckend sind andere. Das Tolle an Ausstellungen ist ja, dass man immer wieder Neues entdecken kann. Hier sind es vor allem die kanadischen Maler:innen.

 

 

Ausstellungsplakat

 

 

Die in der Ausstellung präsentierten kanadischen Gemälde beindrucken durch ihre Vielfältigkeit an malerischen Stilen. Da gibt es rein impressionistische Naturmalereien eines J.E.H. Macdonald oder expressionistische Kreationen eines Tom Thomson, die halbabstrakten Waldansichten einer Emily Carr und die plakativen Modernen des Lawren S. Harris
– alles sehr eindrücklich.

 

 

J.E.H. Macdonald (1873-1932).
Seeufer, Algoma, 1921.
The Thomson Collection,

Art Gallery of Ontario.

 

 

Tom Thomson (1877-1917).
Tamarack-Lärchen, 1915.
McMichael Canadian Art Collection.

 

 

Emily Carr (1871-1945). Wald in
British Colombia, 1931-32.

Vancouver Art Gallery.

 

 

Lawren S. Harris (1885-1970).

Lake Superior III, 1923-24.

The Thomson Collection, Art

Gallery of Ontario.

 

 

 

Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit zwischen

der Fondation Beyeler und des Buffalo AKG

Art Museum, Buffalo, New York, entstanden.

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Anna Boberg (1884-1935).
Nordlichter, Studie aus Nordnorwegen.

Nationalmuseum Stockholm.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lawren S. Harris (1885-1970). Mountain forms, 1926. Privat.

 

Lawren S. Harris (1885-1970). Lake Superior, 1923.
The Thomson Collection, Art Gallery of Ontario.

 

 

 

 

 

Emily Carr (1871-1945). Wald-landschaft Nr. 2, 1935. National Gallery of Canada, Ottawa.
 

Emily Carr (1871-1945). Sonnenlicht im Wald, 1934. Privatsammlung Toronto.
 

 

Fantastische kanadische Künstler:innen

 

Es sind Namen, die man in Europa kaum kennt.
Tom Thomson, J.E.H. Macdonald, Lawren Harris, Emily Carr... Was aber nicht heisst, dass sie nicht berühmt sind, im Gegenteil: in Kanada sind sie Stars. Einige von ihnen gehörten der Gruppe der Modernen an, der «Group of Seven», die 1920 in Toronto gegründet wurde und sich zum Ziel setzte, die kanadische Natur in modernem Stil zu zeigen. Gleichzeitig versuchte die Gruppe, eine eigenständige kanadische Maltradition zu etablieren – dies in Abgrenzung zur europäischen Avantgarde. Sie bestand bis 1933.

 

Besonders beeindruckend sind die plakativen Werke eines gewissen Lawren S. Harris (1885-1970), Mitbegründer der «Group of Seven». Harris gilt als Schlüsselfigur der kanadischen Kunst, insbesondere durch seine visionäre Darstellung der kanadischen Wildnis und seinen Beitrag zur Entwicklung einer eigenständigen nationalen Kunstbewegung.

 

Harris wurde 1885 in Brantford, Ontario, in eine wohlhabende Familie geboren, was ihm finanzielle Unabhängigkeit ermöglichte. Er studierte von 1904 bis 1908 Kunst in Berlin und liess sich von Impressionismus, Post-Impressionismus und der >Berliner Secession inspirieren. Nach Reisen durch Europa kehrte er nach Kanada zurück und begann, der kanadischen Kunst neue Impulse zu verleihen.

 

 

Bemerkenswert sind auch die Werke der kanadischen Malerin Emily Carr (1871-1945). Sie gilt als Pionierin der modernen Kunst in Kanada und wurde stark von den indigenen Kulturen sowie der Natur von British Columbia inspiriert.

 

Carr stammt aus Victoria (British Columbia), begann aber ihre künstlerische Ausbildung in San Francisco und setzte sie später in London und Paris fort.

 

Dort kam sie mit >Post-Impressionisten in Kontakt und fand dann zu ihrem eigenen Stil, der noch gewisse impressionistische Züge zeigt: dynamisch gesetzte Pinselstriche, aber bereits Farben, die nicht mehr der Natur entsprechen.

 

Zu Lebzeiten wurde sie nicht gross verehrt und ihre Bilder stiessen auf Unverständnis (wie das ja auch in Paris bei den Impressionisten der Fall war) – aber heute gilt sie als Mutter der modernen Kunst Kanadas. Ihre Werke sind zum festen Bestandteil der kanadischen Kunstgeschichte geworden.

 

 

>Weitere Werke kanadischer Künstler

 

 

 

Edvard Munch (1863-1944). Sternennacht, 1922-24. Munch-Museet, Oslo.

 

Edvard Munch (1863-1944). Zugrauch. Munch-Museet, Oslo.
 

 

Edvard Munch (1863-1944)

 

Eine prächtige Auswahl von Munchs Landschaften füllt einen grossen Saal in der Ausstellung. Die meisten stammen aus dem Munch-Museum in Oslo.

 

Das berühmte Bild Sternennacht (hier ein Ausschnitt) entstand in Ekely. Dort lebte Munch von 1916 bis zu seinem Tod 1944.

 

Ekely war ein riesiges Anwesen am Stadtrand von Oslo, ein ehemaliges Gelände einer Gärtnerei. Munch erwarb es im Alter von 53 Jahren, als er bereits ein etablierter und wohlhabender Künstler war. Hier lebte er wie ein Gutsherr, hier konnte er in Ruhe und Abgeschiedenheit arbeiten. In dieser Phase war Munch besonders produktiv.

 

 

>mehr über Edvard Munch

 

 

Prinz Eugen (1865-1947). Wo der Wald sich lichtet, 1892. Prins Eugens Waldemarsudde, Stockholm.

 

Prinz Eugen
(1865-1947). Orlangensee, 1891. Prins Eugens Waldemarsudde, Stockholm.

 

 

Die Entdeckung: Prinz Eugen von Schweden

 

Wer weiss schon, dass Prinz Eugen ein Maler war! Mit ganzem Namen hiess er Eugen Napoleon Nikolaus. Er war der jüngste Sohn des schwedischen Königs Oskar II. Dazu war er Herzog von Närke.

 

In erster Linie war er ein Kunstmäzen, machte sich aber auch als Maler einen Namen. Hauptsächlich widmete er sich der Landschaftsmalerei. Zudem schuf er Altargemälde für die Kirche von Kiruna und Fresken im Stockholmer Rathaus.

 

Seine künstlerische Ausbildung erhielt er bei
Wilhelm von Gegerfelt, einem schwedischen Marine- und Landschaftsmaler. Dann bei Puvis de Chavannes, dem französischen Symbolisten. In Paris studierte er bei bei Léon Bonnat, der auch ein Lehrer von Edvard Munch war.

 

1905 erwarb Prinz Eugen von Schweden das Schloss Waldemarsudde. Es wurde sein Wohnsitz und liegt malerisch auf der Halbinsel Djurgarden. Heute ist es ein Kunstmuseum – eines der schönsten in Stockholm und ganz Schweden. Waldemarsudde beherbergt eine umfangreiche Sammlung schwedischer Kunst sowie Werke nordischer Künstler wie Edvard Munch, aber auch internationale Werke von Pablo Picasso oder Auguste Rodin. Und natürlich zahlreiche Gemälde von Prinz Eugen selbst.

 

Es gibt noch einen berühmten Prinz Eugen, aber
das ist kein Maler, sondern ein habsburgischer Feldherr: >Prinz Eugen von Savoyen

 

 

 

Hilma af Klint (1862-1944). Sonnenaufgang, 1907. The Hilma af Klint Foundation.

 

 

 

 

Hilma af Klint (1862-1944). Gemälde aus der Serie Painting for the Temple, 1906-15. Foto Art Gallery of New South Wales, Sydney.
(In der Ausstellung nicht gezeigt)

 

 

 

 

Hilma af Klint (1862-1944)

 

Die schwedische Malerin gilt eigentlich als Pionierin der abstrakten Kunst – aber in der Ausstellung ist sie mit einem Wald bei Sonnenuntergang vertreten.

 

Sie wurde 1862 auf Schloss Karlberg in Solna in eine wohlhabende Familie geboren – ihr Vater war ein Marineoffizier. Sie studierte ab 1882 an der Königlichen Kunstakademie in Stockholm. Zunächst widmete sie sich der naturalistischen Malerei, sie malte Porträts und Landschaften. Später wandte sie sich der abstrakten Malerei zu und war Mitglied einer spirituellen Künstlergruppe, die sich «Die Fünf» nannte. Viele ihrer Werke spiegeln komplexe symbolische Systeme wider, die das Unsichtbare und das Spirituelle darstellen sollen.

 

Ihr Hauptwerk The Paintings for the Temple umfasst 193 Gemälde, erstellt zwischen 1906 und 1915. Diese grossformatigen Werke waren visionär und ihrer Zeit weit voraus. Sie malte abstrakte Kompositionen bereits vor Künstlern wie Wassily Kandinsky oder Piet Mondrian.

Hilma af Klint verfügte testamentarisch, dass ihre Werke erst 20 Jahre nach ihrem Tod gezeigt werden sollten, da sie glaubte, dass ihre Zeitgenossen sie nicht verstehen würden. Nach ihrem Tod hinterliess sie ein umfangreiches Œuvre von über tausend Gemälden.

Ihre Werke wurden erstmals 1986 in der Ausstellung The Spiritual in Art: Abstract Painting 1890–1985 öffentlich präsentiert. Diese fand in Los Angeles, Chicago und Den Haag statt. Seitdem hat Hilma af Klint internationale Anerkennung erfahren und bekam eine Retrospektive im Guggenheim Museum in New York im Jahr 2018.

 

 

Anna Boberg (1884-1935). Nordlichter, Studie. Nationalmuseum Stockholm.

 

 

 

Anna Boberg (1884-1935)

 

Die schwedische Malerin ist vor allem für ihre Darstellungen der arktischen Landschaften der Lofoten in Norwegen bekannt. Sie war eine vielseitige Autodidaktin und hatte keine formale künstlerische Ausbildung, abgesehen von einem kurzen Aufenthalt an der >Académie Julian in Paris.

 

1901 besuchte Boberg erstmals die Lofoten in Nordnorwegen und kehrte regelmässig dorthin zurück, um winterliche Szenen und das Polarlicht zu malen.

 

Zuhause in Schweden kamen ihre Polarlichtbilder nicht besonders gut an, aber in Paris und in den USA waren sie hoch geschätzt. Die amerikanische Presse bezeichnete sie einmal sogar als «Schwedens grösste Künstlerin».

 

 

 

 

 

Ausstellung Beyeler «Nordlichter» 2025

 

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