Ausstellung 2025 «Sammlung Looser – Arte Povera
und Abstraktion. Penone, Twombly, de Kooning».
Eigentlich ist es keine Ausstellung im herkömmlichen Sinn, eher eine Art «Neu-Hängung» von Kunstwerken, die im Rahmen der Sammlung Hubert Looser permanent im Neubau des Kunsthauses Zürich zu sehen sind – im Chipperfieldbau. In der Hängung 2025 sind grosse Amerikaner ausgestellt: Twombly, de Kooning, Chamberlain, aber auch Werke der Arte Povera («arme Kunst») von Giuseppe Perone und Lucio Fontana.
Ausstellungsplakat.
Zu Beginn seiner Sammeltätigkeit kauft Looser auch Schweizer Kunst von Surrealisten wie Brignoni oder Seligmann und abstrakten Expressionisten wie Disler oder Schaffner.
Um 1990 herum zieht er sich als Unternehmer aus dem Geschäftsleben zurück und konzentriert sich auf seine Sammlertätigkeit. Nun erwirbt er auch Kunstwerke internationaler Künstler – die meisten sind amerikanischen Ursprungs: Willem de Kooning, Tony Smith, Donald Judd, Ellsworth Kelly, Cy Twombly. Aber auch Europäer wie Pablo Picasso, Lucio Fontana, Fabienne Verdier, Giuseppe Penone und Anselm Kiefer.
2009 bringt Looser die wichtigsten Arbeiten in seine Stiftung ein – in die schon 1988 gegründete Fondation Hubert Looser – und setzt sich das Ziel, die Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 2012 wird die Sammlung erstmals im Kunstforum Wien gezeigt, dann 2013 im Kunsthaus Zürich.
Etwa zu dieser Zeit trifft Looser mit dem Kunsthaus Zürich eine Vereinbarung: Er stellt dem Kunsthaus einen Teil seiner Sammlung als Dauerleihgabe zur Verfügung – etwa 70 ausgesuchte Werke. Mit der Eröffnung des Erweiterungsbaus im Jahr 2021 gelangen diese in den Chipperfieldbau und sind seither dem Publikum zugänglich.
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Willem de Kooning (1904-1997).
Head III, 1973. Bronze. Fondation
Hubert Looser, Kunsthaus Zürich.
Willem de Kooning (1904-1997).
Untitled XI, 1982. Fondation
Hubert Looser, Kunsthaus Zürich.
Titelbild (Ausschnitt)
Willem de Kooning (1904-1997).
Untitled IX, 1977. Fondation
Hubert Looser, Kunsthaus Zürich.
Hubert Looser.
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Hubert Looser – Exot unter den Sammlern
Während andere auf grosse Namen europäischer Künstler aus sind, konzentriert er sich auf weniger berühmte Zeitgenössische und vor allem auf Amerikaner. Ein besonderes Auge wirft er auf Surrealisten, Abstrakte und Skulpturen. Weil seine angepeilten Künstler (damals) noch keine Superstars sind, kann er deren Werke noch zu erschwinglichen Preisen erwerben. Es sind grosse Namen darunter, die heute zu Millionenbeträgen gehandelt werden, wie >Willem de Kooning, Cy Twombly, Ellsworth Kelly, John Chamberlain und weitere.
Wer ist Hubert Looser? Er wird 1938 in eine Zürcher Unternehmerfamilie geboren. Sein Vater ist der Gründer der heute noch bekannten Heizungsfirma ELCO. Den jungen Hubert Looser zieht es zunächst in die weite Welt. Paris, London, Mexiko, Japan. Dann studiert er in den USA und kehrt mit etwa 25 in die Schweiz zurück. Das Familienunternehmen ELCO weitet er nach Frankreich, Belgien und Luxemburg aus. Später formt er aus aus mehreren Firmen eine Holding und bringt diese 1983 an die Börse. Um 1990 herum verkauft er seine Firmenanteile und widmet sich vornehmlich der Kunst.
1988 gründet er die Fondation Hubert Looser. Um seine Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, bietet er sie dem Kunsthaus Zürich als Dauerleihgabe an. Seit der Eröffnung des von David >Chipperfield geplanten Erweiterungsbaus im Jahr 2021 ist nun ein beachtlicher Teil der Sammlung Looser dort zu sehen.
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Giuseppe Penone (1947). Respirare l'ombra, 2005. Fondation Hubert Looser, Kunsthaus Zürich.
Giuseppe Penone (1947). Grand geste végétal No1, 1983. Fondation Hubert Looser, Kunsthaus Zürich.
Giuseppe Penone (1947). Ombra di terra, 2003. Bronze und Terrakotta. Fondation Hubert Looser, Kunsthaus Zürich. |
Die Arte Povera des Giuseppe Penone
Was ist Arte Povera? Eine italienische Bewegung der späten 1960er- und 1970er-Jahre, die vornehmlich von Künstlern aus Rom und Norditalien begründet wurde. Der Begriff, wörtlich «arme Kunst», wurde 1967 durch den Kunstkritiker und Kurator Germano Celant geprägt, nachdem dieser in seiner Heimatstadt Genua eine Ausstellung mit Arbeiten von italienischen Künstlern unter dem Titel «Arte Povera» organisiert hatte.
Giuseppe Penone (1947) ist ein Hauptvertreter der Arte-Povera-Bewegung. Er lebt in Turin und unterrichtet in Paris. Sein Werk beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Mensch, Natur und Kultur. Penone verwendet oft natürliche Materialien wie Bäume und Blätter und schafft Skulpturen, die die Prozesse und Formen der Natur reflektieren.
Grand geste végétal no. 1, 1983, zeigt sich als hybride pflanzliche Skulptur. Äste, Baumrinde und Blattwerk sind zu einem skulpturalen Objekt in Bronze gegossen. Die Plastik steht vor einem wandfüllenden Konstrukt aus Lorbeerblättern mit dem Titel Respirare l'Ombra, 2005. Die getrockneten Lorbeerblätter werden von einem metallenen Gitter zusammen gehalten.
Ombra di terra, 2003. Die Installation besteht aus natürlichen Materialien, wobei Erde eine zentrale Rolle spielt, in Form von Terrakotta. Gestützt wird sie von Ästen und Zweigen aus Bronze. Was sagt die Skulptur aus? Ombra di terra (Schatten der Erde) könnte vielleicht als eine Reflexion über die Vergänglichkeit und über bleibende Spuren verstanden werden: Der Schatten steht dabei für Flüchtiges, die Erde verkörpert Dauer und Beständigkeit.
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Cy Twombly (1928-2011). Vengeance of Achilles, 1962. Fondation Hubert Looser, Kunsthaus Zürich. |
Cy Twombly (1928-2011)
Der in Lexington (Virginia) geborene US-Amerikaner Cy Twombly übersiedelte 1957 nach Italien. Sein besonderes Interesse galt der Kultur des Mittelmeers und der antiken Mythologie. Vengeance of Achilles ist eine Abstraktion des Heldenkampfes zwischen Achill und Hector.
Der Künstler zeigt in lockeren, schwungvollen Strichen den hin- und her wogenden Kampf der beiden Helden; die blutige Spitze der Lanze schliesslich in aggressiv gesetzten kräftigen roten Strichen.
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David Smith (1906-1965). Woman Music, 1944. Fondation Hubert Looser, Kunsthaus Zürich.
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David Smith (1906-1965)
Der amerikanische Bildhauer ist für seine abstrakt- expressiven Stahlskulpturen bekannt. Smith kombinierte Einflüsse des Kubismus, der Surrealisten und der modernen Industrietechnik, um spezielle Werke aus geschweisstem Metall zu schaffen.
Woman Music zeigt Smiths Fähigkeit, figurative und abstrakte Elemente miteinander zu verbinden. Zudem schafft er es, in dieser stählernen Figur sowohl Kraft als auch Anmut abzubilden. Sie trägt weibliche Formen und drückt bemerkenswert gut Bewegung und Rhythmus aus. Das Werk kann auch als Hommage an die Verbindung von Weiblichkeit und Musik verstanden werden.
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Anselm Kiefer (1945). Das Goldene Vlies, 1997. Fondation Hubert Looser, Kunsthaus Zürich. |
Anselm Kiefer (1945)
Anselm Kiefer ist ein deutscher Maler und Bildhauer. Er ist bekannt für seine monumentalen Werke, die oft historische, mythologische und literarische Themen aufgreifen.
Das Goldene Vlies aus dem Jahr 1997 bezieht sich auf die griechische Mythologie. Vielleicht auf die Geschichte von Jason und den Argonauten, die das Goldene Vlies in Kolchis suchen. Das Goldene Vlies war ein Symbol für Macht, Reichtum und göttliche Gunst.
Kiefers Goldenes Vlies könnte aber auch für die Suche nach spiritueller Erleuchtung verstanden werden. Oder für die Suche nach dem Unerreichbaren. Oder für sonst etwas.
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Willem de Kooning (1904-1997). Hostess, 1973. Bronze. Fondation Hubert Looser, Kunsthaus Zürich. |
Willem de Kooning (1904-1997)
Die Sammlung Hubert Looser besitzt mehrere abstrakte Gemälde des amerikanisch-niederländischen Künstlers, dazu auch einige Bronze-Skulpturen. In den frühen 1970er-Jahren begann de Kooning, mit Ton zu experimentieren, was zu einer Reihe von Bronzeskulpturen führte.
Hostess von 1973 ist eine dieser Skulpturen. Es handelt sich um eine abstrakt-figurative Darstellung einer (wahrscheinlich) weiblichen Person, die ziemlich verzerrt daher kommt und nicht vollständig ausgearbeitet ist.
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Werke aus der Sammlung Hubert Looser
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>Sammlungen im Chipperfieldbau des Kunsthauses Zürich
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