Der Erzengel Michael


In der Bibel kommen tausende von Engeln vor –
Michael ist ihr Chef. Sein Titel: Erzengel. Seine Hauptjobs: Anführer der himmlischen Heerscharen, Beschützer des Volkes Israel, Kampf gegen das Böse.

 

 

Erzengel Michael vertreibt Adam und Eva aus

dem Paradies. Fresko von Masaccio (1401-1428)
in der Brancacchi-Kapelle Florenz >mehr

 

 

Michaels nobelste Funktion: Er kämpft an der Spitze der himmlischen Heerscharen gegen die Mächte des Bösen. In der Offenbarung (12:7-9) vertreibt Michael den Drachen (=Satan) aus dem Himmel. Dieser Kampf symbolisiert den Sieg des Guten über das Böse.

 

In der Kunst des Mittelalters wird Michael oft als derjenige dargestellt, der die Seelen der Verstorbenen «wiegt». Heisst: Er soll beim >Jüngsten Gericht den Ausschlag geben, ob eine Seele in den Himmel kommt oder nicht. In der Bibel kommt das aber so nicht vor –
es ist eine Fantasie der Künstler.

 

Eine wichtige Funktion hat er nach dem Sündenfall von >Adam und Eva im Garten Eden. Michael wird in der Kunst traditionell als jener Engel gesehen, der mit einem flammenden Schwert den Eingang zum Garten Eden bewacht (Genesis 3:24) und schliesslich Adam und Eva aus dem Paradies jagt. In der Bibel ist es allerdings Gott selbst, der das tut (Genesis 3:23).

 

Michael gilt auch als Erzengel der Apokalypse, also der Endzeit. In der Apokalypse der Johannes-Offenbarung spielt Michael im Endkampf zwischen Gut und Böse eine zentrale Rolle. Sein Sieg über den Drachen (=Satan) symbolisiert den Triumph des Reiches Gottes über die Mächte des Bösen.

 

Michael gilt als der Schutzpatron der Soldaten, Polizisten und allen, die in der Verteidigung des Glaubens tätig sind. Er ist auch der Patron der katholischen Kirche, der Kaufleute, Bäcker, Apotheker, Schneider, Glaser, Maler, Vergolder und Blei- und Zinngiesser, aber auch der armen Seelen, der Sterbenden und der Friedhöfe.

 

Im Mittelalter wurde Michael auch gerne als Hilfe angerufen für einen guten Tod. Und gegen Blitze und Unwetter.

 

Die katholische Kirche feiert das so genannte
«Erzengel-Fest» am 29. September (auch Michaelis genannt).

 

Das Fest wurde 493 von Papst Gelasius I auf Initiative Ludwigs des Frommen eingeführt. Grund dafür war die Erscheinung des Michaels auf dem Berg Gargano in Süditalien im Jahr 492, wo ihm ein Heiligtum errichtet wurde. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) wurde das Fest auf die anderen beiden Erzengel erweitert, auf Raphael und Gabriel.

 

 

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Titelbild (Ausschnitt)

Zürcher Nelkenmeister (>Hans Leu d.Ä., 1460-1507).

Tafel eines Michael-Altars, um 1495. Kunsthaus Zürich.

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erzengel Michael gemäss Zürcher Nelkenmeister (>Hans Leu der Ältere). Tafel eines Michael-Altars, um 1495. Kunsthaus Zürich.

 

Erzengel Gabriel gemäss Giotto di Bondone (1266-1337). Die Verkündigung, 1305. Foto www.giotto
dibondone.org

 

 

Was ist ein Erzengel?

 

Der Begriff «Engel» stammt aus dem griechischen «angelos». Normale Engel bringen den Menschen Botschaften von Gott. Ein Erzengel überbringt die ganz wichtigen Botschaften.

 

In der Bibel werden nur zwei Engel mit Namen genannt: Michael und Gabriel.

 

Michael ist der Erzengel, der Adam und Eva nach dem Sündenfall aus dem Paradies jagt >mehr

 

Gabriel ist gemäss Bibel nur ein Engel, in der katholischen Tradition aber ein Erzengel. Er ist es, der Maria verkündet, dass sie Jesus gebären wird >mehr

 

Dann gibt es zwar noch Raphael, der Engel der Heilung, aber dieser wird in der Bibel nicht namentlich genannt, er kommt nur in apokryphen Schriften vor (z.B. im Buch Tobit).

 

Alle Engel gelten als geschlechtslos, unsterblich und heilig, mit göttlichem Wissen ausgestattet – und geflügelt.

 

 

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Hans Memling (1433-1494). Erzengel Michael mit der Seelen-waage. Das jüngste Gericht, 1466-73. Nationalmuseum Danzig.

 

 

 

Wie Künstler Michaels Rolle frei definieren

 

Ist es der Erzengel Michael, der als «Seelenwäger» beim >Jüngsten Gericht amtet? Schon in der byzantinischen Kunst wird Michael oft mit einer Waage dargestellt, mit der er die «Seelen wiegt».


Im Mittelalter entwickeln die Künstler diese Idee weiter und malen Michael gerne als «Seelenwäger». Ungeachtet der Tatsache, dass die Bibel offen lässt, wer beim Jüngsten Gericht das Richteramt innehat.

 

So heisst es in der Apostelgeschichte (17:31):
«Gott hat einen Tag festgesetzt, an dem er ein gerechtes Urteil über die bewohnte Erde sprechen wird, durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat». Vielleicht Jesus? oder doch Erzengel Michael?

 

 

>mehr über das «Jüngste Gericht»

 

 

 

Unbekannter spanischer Künstler. St. Michael und der Kampf im Himmel, ca. 1405. Metropolitan Museum of Art, New York.

 

 

Raffael (1483-1520). Erzengel Michael, 1518. Musée du Louvre Paris.

 

Michaels berühmter Kampf mit dem Drachen

 

Eine der dramatischsten Szenen der Bibel: Der kosmische Kampf im Himmel. Michael, als Anführer der himmlischen Heerscharen, kämpft gegen Satan. Als Symbol des Satans dient der Drache. Oder manchmal auch die Schlange, die im Paradies Adam und Eva verführt hat. Der Drache/die Schlange, also Satan, ist der grosse Verführer der Menschheit und der Feind Gottes.

 

Die Beschreibung des Kampes zwischen Michael und dem Drachen findet sich im Buch der Offenbarung, dem letzten Buch des Neuen Testaments (12:7-9):

 

«Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, aber sie konnten nicht standhalten, und ihre Stätte wurde nicht mehr im Himmel gefunden. Und es wurde geworfen der grosse Drache, die alte Schlange, die da heisst: Teufel und Satan, der den ganzen Erdkreis verführt; er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm geworfen.»

 

Der Kampf endet mit der Niederlage Satans und seiner Engel. Diese werden aus dem Himmel vertrieben. Das symbolisiert den Ausschluss des Bösen aus dem göttlichen Reich und markiert einen entscheidenden Sieg für die Kräfte des Guten.

 

In der Kunst hat diese Darstellung des Kampfes eine reiche Tradition. Michael wird oft als gepanzerter Krieger dargestellt, der ein Schwert oder eine Lanze hält und den Drachen/Satan unter seinen Füssen besiegt.

 

 

Der Heilige Georg als Drachentöter. Unbekannter Künstler.
 

 

 

 

 

Der andere Drachentöter

 

Mit dem Erzengel Michael hat diese Geschichte gar nichts zu tun – aber der «andere» Drachentöter ist fast so berühmt wie Michael: Der heilige Georg.

 

Georg ist ein legendärer christlicher Heiliger, der zu Beginn der Christenverfolgung unter Diokletian (284–305 n.Chr.) ein Martyrium erleidet.

 

Bekannt ist er vor allem als Drachentöter. Der Legende nach rettet er die jungfräuliche Königstochter vor dem Drachen, indem er diesen schwer verletzt, sodass ihn die Jungfrau zahm in die Stadt führen kann. Dort bringt Georg den König und das Volk dazu, sich taufen zu lassen. Anschliessend erschlägt er den Drachen. 

 

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