Fondation Pierre Gianadda Martigny
Museum und Skulpturenpark


Die Fondation Pierre Gianadda ist eine private Kulturstiftung. Gründer ist der Journalist, Ingenieur und Kunstmäzen Léonard Gianadda (1935-2023) aus Martigny. Die Fondation besteht seit 1977. Und warum heisst die Stiftung «Pierre Gianadda»? Weil Léonard Gianadda sie in Gedenken an seinen jüngeren Bruder Pierre gründete, der 1976 bei einem Flugzeugunglück sein Leben verlor.

 

 

Der spektakuläre Bau der Fondation Gianadda

 

 

Das Museum ist heute Ort für archäologische Objekte
und für Wechselausstellungen moderner Kunst. Der futuristische Betonbau beherbergt drei permanente Ausstellungen: Ein gallo-römisches Museum mit der Frühgeschichte des Ortes Octodurus (=Martigny); eine Gemäldesammlung von Evelyn und Louis Franck und dazu eine Oldtimer-Automobilsammlung.

 

 

Innenansicht des Kunstmuseums

 

 

Berühmt ist die Fondation Gianadda aber vor allem für ihre hochklassigen Wechselausstellungen, die sie – zusammen mit internationalen Spitzenmuseen – mehrmals jährlich ausrichtet.

 

Zum Beispiel 2023: >Les Années Fauves

 

 

 

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Ein Skulpturenpark der Extraklasse

 

 

Henry Moore (1898-1986). Reclining Figure,

1982. Skulpturenpark Gianadda Martigny.

 


Eine echte Sensation ist die Skulpturensammlung
in der grosszügig und wunderschön angelegten Parkanlage neben dem Hauptbau.

 

Der Park besteht aus seltenen Prachtsbäumen und
-Pflanzen. Beim Schlendern trifft man auf rund fünfzig Skulpturen von Künstler:innen des 20. Jahrhunderts, darunter so klingende Namen wie Henry Moore, Auguste Rodin, Hans Arp, Max Bill, Antoine Bourdelle, Constantin Brancusi, Alexander Calder, Marc Chagall, Max Ernst, Henri Laurens, Aristide Maillol, Joan Miró, Niki de Saint Phalle und und und.

 

Auch wenn die Anreise in den äussersten Zipfel des
Wallis etwas beschwerlich ist – diesen Skulpturenpark muss man einfach gesehen haben.

 

 

 

 

 

>Sonderausstellung in der Fondation Gianadda
«Les Années Fauves» 2023-2024

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Léonard Gianadda, 2015.

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Blick vom Park auf das Museum der Fondation Gianadda

 

 

Léonard Gianadda, der Kunstmäzen

 

Er kommt am 23. August 1935 in Martigny zur Welt. An der «École polytechnique fédérale de Lausanne» macht er 1960 sein Ingenieurdiplom, reist dann viel und arbeitet als Journalist und als Korrespondent für den «Confédéré» und ist auch beim archäologischen Dienst des Kantons Waadt tätig. Daneben widmet er sich seiner Sportlerkarriere als Leichtathlet.

 

1960 gründet er ein Ingenieur- und Architekturbüro in Martigny, baut Wohnungen und Brücken im Wallis. Mit seiner Immobilienfirma macht er gutes Geld und wird zum Kunstmäzen. Er ist u.a. Mitglied in der Leitung der Hans Erni-Stiftung in Luzern, des Musée d’Orsay, des Musée Rodin und des Musée Toulouse-Lautrec.

 

Auf einer seiner Bauparzellen am Stadtrand von Martigny entdeckt er 1975 Überreste eines römischen Tempels des Gottes Mercurius.

 

Auf den antiken Fundamenten baut er 1976 ein spektakuläres Museumsgebäude – nach seinen eigenen Ideen und Plänen.

 

Léonard Gianadda stirbt im Dezember 2023
im Alter von 88 Jahren.

 

 

 

Der Skulpturenpark der Fondation Gianadda

 

Aristide Maillol (1861-1944).
Marie, 1931.

 

Frühe Begeisterung für Skulpturen

 

Schon in jungen Jahren holt sich Léonard Gianadda seine Begeisterung für Skulpturen. So auf Reisen in den 1950er-Jahren in Italien.


1991 stellt er dann seine Parkanlage dem französisch-schweizerischen Künstler Antoine Poncet zur Verfügung. Diese wird sukkzessive ausgebaut. Es kommen Hügel und Gewässer dazu, seltene Pflanzen werden beschafft und gesetzt, alle fein säuberlich mit Namen und Herkunft beschriftet.

 

Es ist ein Park der Extraklasse. Und Gianadda kauft ständig neue Skulpturen dazu – klassische und moderne – und arrangiert diese in seinem Park. Zur Zeit sind rund fünfzig Werke zu entdecken.

 

 

César Baldacchini (1921-1998). Pouce, 1965.

 

 

César Baldacchini (1921-1998). Le Sein, 1966.
 

 

 

Césars spektakuläre Körperteile

 

Zwei Werke des französischen Bildhauers César Baldacchini stechen besonders ins Auge. Das eine ist ein übergrosser «goldener» Daumen, direkt neben dem Museum platziert. Und im Grünen des Parkes lugt eine monumentale weibliche Brust aus dem Rasen.

 

César Baldacchini stammt aus Marseille – bekannt ist er aber unter seinem Vornamen César. Er studiert an der «École Nationale Supérieure des Beaux-Arts de Paris» Bildhauerei. In Paris wohnt er direkt unter dem Atelier von Alberto Giacometti, hat Kontakte zu Constantin Brancusi und Pablo Picasso. Mit seinen Plastiken aus geschweisstem Alteisen macht er sich einen Namen. Er zeigt seine Werke an den Biennalen von Venedig, São Paulo und Carrara, stellt in der Hanover Gallery in London aus und ist 1959, 1964 und 1968 auf der documenta in Kassel vertreten.

 

 

Brancusi (1876-1957). Grand Coq IV, 1949.

 

Brancusis «Grosser Hahn»

 

Der gebürtige Rumäne zieht 1904 nach Paris. Dort arbeitet er 1907 kurz im Atelier von Auguste Rodin – aber mit klassischer Bildhauerei hat er es nicht so. Er hält mehr von avantgardistisch-abstrakten Werken. Diese sollen möglichst reduziert sein. Das sieht man auch seinem «Grand Coq» aus poliertem Stahl aus dem Jahr 1949 an. Es ist eines seiner letzten Werke.

 

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Joan Mirò (1893-1983). Tête, 1974-1985. Bronze.

 

Die Glotzaugen des Joan Miró

 

Im Teich direkt neben dem Gianadda-Museum glotzt der überdimensionierte Bronzekopf des spanischen Surrealisten die Besucher an. Eine besondere Attraktion. Das Werk kam 1985 in den Skulpturenpark von Martigny.

 

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Niki de Saint Phalle (1930-2002). Les Baigneurs, 1984. Polyestre et fibre de verre.

 

 

Niki und der Badehosen-Mann

 

Ihre fülligen Nanas kennt man ja. Hundertfach. Zu diesen sagte die Künstlerin einst: «Für mich waren die Nanas das Symbol einer fröhlichen, befreiten Frau. Ich sehe sie als Vorboten eines neuen matriarchalischen Zeitalters».

 

Und dann das: In dieser Skulptur kommt doch tatsächlich ein Mann vor! Ein Mann in Badehosen, der mit einer Nana Ball spielt. Wenn das keine Sensation ist!

 

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>Nikis Giardino dei Tarocchi, Toscana

 

 

 

Max Ernst (1891-1976). Le Grand Assistant, 1967. Bronze.

 

 

 

Max Ernst's Assistent

 

Wen oder was sie assistiert diese lustige Figur wohl? Wäre schön zu wissen, was im Kopf des Künstlers vorging, als er diese fröhliche rund zwei Meter grosse Figur schuf. Er gab ihr auch den Namen «Genie». Hier im Skulpturenpark von Martigny heisst sie «Le Grand Assistant».

 

Die Bronzefigur entstand 1967 in vier Abgüssen.

Einer steht in der Städtischen Galerie im >Lenbachhaus in München, ein anderer in der Rue Rambuteau Le Marais in Paris.

 

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Fotogalerie Skulpturenpark Martigny