Kathedrale St. Gallen


Ein Juwel unter den Ostschweizer Kulturgütern.
UNESCO-Weltkulturerbe seit 1983, zu dem auch die St.Galler Stiftsbibliothek gehört.

 

Die barocke Kathedrale wurde zwar erst zwischen
1755 und 1767 erbaut...

 

 

Stiftskirche und Kathedrale St. Gallen

 

 

 

Der Stiftsbezirk heute: . 1-Kathedrale 2-Bibliothek
3-Ausstellungsaal 4-Karlstor 5-Kloster-Bistro

 

 

 

...aber das St.Galler Kloster hat eine lange Geschichte.

Schon im Jahr 612 hatte der irische Wandermönch Gallus hier eine Einsiedelei errichtet – daraus entstand 719 ein Kloster. Dieses wurde am Gallusgrab von Otmar gegründet, dem ersten Abt des Klosters (719-759), und enthielt bereits eine Steinkirche mit einer Krypta. Der Erfolg des Klosters machte einen Ausbau nötig. 830 liess Abt Gozbert (816-837) die Galluskirche abreissen und durch eine dreischiffige Basilika ersetzen.

 

In der >Reformationszeit passierte Unglaubliches:

Unter dem St. Galler Reformator und Bürgermeister >Joachim Vadian (1484- 1551) wurde St. Gallen protestantisch. Das katholische Kloster stand nun inmitten einer reformierten Stadt. Um Konflikte zwischen Protestanten und Katholiken zu vermeiden, baute man 1546 rund um den Klosterbezirk eine riesige, bis zu 17 Meter hohe Mauer und schuf damit eine Art «Katholiken-Ghetto». Die Mönche und Bewohner des Klosters mussten ein Spezialtor (das «Karlstor») benutzen, um nach draussen zu ihren eigenen Ländereien zu gelangen.

 

>mehr über den Mauerbau von St. Gallen

 

 

Stadtansicht 1642 mit Mauer um den Stiftsbezirk.

 

 

Am 23. Februar 1529 erlebte das Kloster im Zuge der >Reformation einen Bildersturm. Etliche Kunst- und Kulturschätze wurden geplündert und zerstört. Nach der Niederlage der reformierten eidgenössischen Orte im Zweiten >Kappelerkrieg (1531) wurde einiges restituiert und die vertriebenen Mönche durften wieder nach
St. Gallen zurückkehren.

 

Die Mauer stand bis 1807. Weil 1805 alle Klöster der Schweiz aufgelöst wurden, benötigte man auch die St.Galler Mauer nicht mehr.

 

 

Bis heute erhalten: Mauerreste des
«Katholiken-Ghettos»

 

 

 

Blick in den Chor und auf den Hauptaltar.

 

 

 

Barocksaal der Stiftsbibliothek St.Gallen.

 

 

 

 

 

 

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Hl. Gallus mit dem Bären.

 

Der hl. Gallus stolpert über einen Dornbusch. Gemälde in der (heutigen) Gallus-Kapelle.

 

«Haec requies mea in saeculum saeculi»

 

Wer war der heilige Gallus?

 

Ein irischer Wanderprediger, der um 610 herum nach Gallien zog, um Missionarsarbeit zu leisten. Im Burgund gründete er zusammen mit dem Abt Kolumban ein Kloster. Dort wurden sie vertrieben und gelangten auf Umwegen in die Gegend am Bodensee ins damalige Alemannien – wo noch «Heiden» lebten, die germanische Götter verehrten.

 

Im Arboner Forst – damals noch ein Urwald – soll Gallus 612 auf der Suche nach einem Ort für seine Einsiedlerzelle über einen Dornbusch gestrauchelt sein, was er als Hinweis Gottes verstand, sich hier nieder zu lassen und eine Einsiedelei zu gründen. Im Hochtal der Steinach baute Gallus seine Zelle und einen Betraum aus Stein. Dort soll er gesagt haben: «Haec requies mea in saeculum saeculi» (Dies ist die Stätte meiner Ruhe ewiglich; hier will ich wohnen, denn das gefällt mir).

 

Vor seiner Einsiedelei tauchte dann ein bedrohlicher Bär auf. Gallus soll dem Bären «im Namen des Herrn» befohlen haben, für sein Essen zu arbeiten und Holz für das Feuer zu holen. Der Bär gehorchte und trug das Holz zum Feuer und bekam dafür ein Brot. Unter der Bedingung, dass er sich nie mehr blicken lasse...

 

Aufgrund dieser Legende wurde der Bär zum Attribut des Heiligen Gallus und gelangte dann später als solches ins Wappen der Stadt St.Gallen. Gallus verstarb um das Jahr 645. Die alte Gallus-Kapelle wurde im Rahmen der Reformation 1530 aufgelöst.

 

 

Erster Abt des Klosters: Der hl. Otmar an der Fassade der Kathedrale
St. Gallen.

 

 

 

 

 

Otmar – Gründer des Klosters

 

Am rätischen Bischofssitz in Chur wurde er zum Priester ausgebildet. 719 erhielt er den Auftrag, beim Grab des hl. Gallus ein Kloster einzurichten und wurde dessen erster Abt. Otmar wurde dann «aus politischen Gründen» auf die Insel Werd bei Stein am Rhein verbannt, wo er 759 verstarb. 764 wurde er heilig gesprochen und die Mönche von St. Gallen holten seinen Leichnam zurück.

 

Und warum trägt er ein Weinfässchen? Weil dieses den Proviant symbolisiert, den die Mönche als einzige Verpflegung mitführten auf ihrem Weg zurück nach St. Gallen. Und das Wunder geschah, dass dieses Fässchen nie leer wurde...

 

 

Ansicht 17. Jht.

 

 

 

Entwicklung des Klosters im Überblick

 

719: Otmar gründet das Kloster am Gallusgrab

830: Abt Gozbert baut eine dreischiffige Basilika

1418: neuer spätgotischer Chor wird gebaut

1529: Bildersturm im Rahmen der Reformation

1530: die Galluskapelle wird aufgelöst

1542: der neue Hochaltar wird eingeweiht

1546: Mauerbau rund um den Stiftsbezirk

1588: der Turm erhält eine neue Glockenstube

1628: die neue St.Otmars-Kirche entsteht

1709: Kirchturm erhält Aufsatz mit Zwiebelhelm

1719: erste Pläne für neuen Klosterbezirk

1740: Cölestin Gugger von Staudach wird Abt

1745: Abt Gugger legt erste Pläne für Neubau vor

1755: Abbrucharbeiten am Schiff beginnen

1756: Grundsteinlegung für den Neubau

1760: erster Gottesdienst in der neuen Kirche

1767: die neue Kathedrale ist vollendet

1805: Die Schweizer Klöster werden aufgelöst

1983: Die Kathedrale wird UNESCO Weltkulturerbe

 

 

Kathedrale heute.

 

Bibliothek.

 

Bauherr und Architekt

 

Fürstabt Cölestin Gugger (reg. 1740-1767) brachte den Bau zum Rollen. Er stammte aus Feldkirch und studierte an der Klosterschule St.Gallen Theologie, dann machte er den Doktor in Kirchen- und weltlichem Recht in Rom.

 

Architekt der Kathedrale war der Vorarlberger Baumeister Peter Thumb (1681-1766). Als sein Meisterwerk gilt die Wallfahrtskirche Birnau, die er 1747–1750 für das Kloster Salem errichtete. Und auch mit der barocken >Stiftsbibliothek St. Gallen setzte er sich ein Denkmal, das 1983 durch die UNESCO mit dem Titel Weltkulturerbe geehrt wurde.

 

 

Hauptfassade der Kathedrale
St. Gallen.

 

 

Fünf Heiligen geweiht

 

Ziemlich ungewöhnlich. Üblicherweise wird eine Kirche oder Kathedrale einem Heiligen geweiht. Die St. Galler Kathedrale hat gleich deren fünf, die an der Hauptfassade verewigt sind:

 

Zuoberst die heilige Maria (dargestellt als Marien-Krönung), darunter die Statuen der Heiligen Desiderius und Mauritius.

 

Für die beiden anderen Heiligen, Gallus und
Otmar
, sind an der Fassade Symbole mit den Anfangsbuchstaben «G» und «O» angebracht.

 

Der «Hauptheilige» ist allerdings Gallus, nach dem die Kathedrale auch benannt ist.

 

 

Hochaltar.

 

Giovanni Francesco Romanelli (1610-1662).

 

 

Der Hochaltar

 

Der imposante Hochaltar ist relativ jung. Er entstand erst nach der Aufhebung des Klosters 1808-10. Der Altar ist in die gebogene Apsiswand eingebaut und wird von Säulen aus schwarzem und weissem Stuckmarmor eingefasst. Den Auftrag dazu erteilte der noch junge Staat St. Gallen – erst 1803 Mitglied der Eidgenossenschaft geworden – dem aus dem Bregenzer Wald stammenden Baumeister Josef Simon Moosbrugger (1746-1817).

 

Die beiden schwebenden Engel über dem Altar tragen den goldenen Kronreif und wurden von Josef Sporer gefertigt.

 

Das Altarbild ist über sechs Meter hoch und stammt von Giovanni Francesco Romanelli (1610-1662). Es ist ein Geschenk des Kardinals Giovanni Francesco Barberini an den St. Galler Abt Pius Reher (1644-45). Es zeigt eine «Himmelsaufnahme Mariens», die der berühmten «Maria Himmelfahrt» von Tizian nachempfunden ist, die in Venedig zu sehen ist, in der

 

>Santa Maria Gloriosa dei Frari

 

 

 

 

 

 

2013: Neuer topmoderner Altar

 

Seit 2013 verfügt die Kathedrale St. Gallen über einen modernen Altar, den man noch vor den Chor gesetzt hat. Er steht jetzt im Zentrum des Kirchenschiffes und soll den liturgischen Vorgaben von Vatikan und heutiger Form der Danksagung gerecht werden. Das Projekt wurde vom Londoner Architekturbüro Caruso St. John ausgearbeitet.

 

>mehr über den neuen Altar

 

 

Überwältigende Deckengemälde.
 

 

Das grosse Kuppelgemälde, 1757-1760. Josef Wannenmacher (1722-1780).

 

Prächtige Deckengemälde

 

Was für ein Prachtshimmel! Er besteht aus einer ganzen Reihe von Deckengemälden. Für die künstlerische Ausgestaltung war der Bildhauer und Maler Johan Christian Wenzinger (1710-1797) aus Freiburg im Breisgau zuständig. Dieser arbeitete als Generalunternehmer und konnte auf mehrere Meister zurückgreifen.

 

Den Auftrag für die Deckengemälde erteilte er
Josef Wannenmacher
(1722-1780), einem schwäbischen Barockmaler. Im grossen Kuppelgemälde stellt der Künstler unzählige Selige und Heilige dar, gruppiert nach den acht Seligkeiten der Bergpredigt.

 

Wer genau wissen möchte, was auf dem monumentalen Werk zu sehen ist, hier die Beschreibung im Detail (Quelle: Broschüre der

Kathedrale St.Gallen von Josef Grünenfelder)

 

>PDF Kuppelgemälde Details

 

 

 

 

Fotos Kathedrale St. Gallen

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St.Galler Stiftsbibliothek: Der Barocksaal

 

Die St.Galler Stiftsbibliothek im Barocksaal aus dem Jahr 1767.

 

 

Tausende von Handschriften, Inkuabeln und Alten Drucken.

 

 

 

Ein besonderes Objekt: der St.Galler Globus.

 

Eine der schönsten Bibliotheken der Welt

 

Erste Spuren der St.Galler Handschriftenproduktion finden sich ab der Mitte des 8. Jahrhunderts, in der Zeit des Gründerabts Otmar (719-759) und seines Nachfolgers Johannes. Vom 8. bis zum 11. Jht gehörte die Benediktinerabtei St.Gallen zu den wichtigsten kulturellen Zentren Europas.

 

1553 wurde im Westflügel des Klosters ein eigenes Bibliotheksgebäude errichtet, das 1767 durch den heutigen Barocksaal ersetzt wurde. Er gilt als einer der schönsten Bibliotheksräume weltweit.

 

Als Herzstück des UNESCO Weltkulturerbes Stiftsbezirk St.Gallen ist sie heute die wichtigste historische Sehenswürdigkeit der Ostschweiz.

 

Rund 2100 Handschriften sind thematisch in Gruppen geordnet. Die Sammlung der Stiftsbibliothek beinhaltet auch Inkunabeln (Drucke bis 1500) und so genannte Alte Drucke (Drucke bis 1800). Bei den Alten Drucken nehmen die über sechshundert St.Galler Klosterdrucke, die zwischen 1633 und 1800 im Kloster gedruckt wurden, eine ganz besondere Stellung ein.

 

Der St. Galler Globus

 

Eines der berühmtesten Objekte der Bibliothek . Es handelt sich um einen Erd- und Himmelsglobus, der auf derselben Kugel eine Darstellung der Erde und des Himmels enthält. Er stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert. In St.Gallen ist eine Kopie davon zu sehen – das Original steht in Zürich im Landesmuseum.

 

>mehr über den St.Galler Globus

 

 

 

 

Fotos St.Galler Stiftsbibliothek