Ausstellung in der Kunsthalle Hamburg
vom 14. Juni bis 8. September 2024

 

 

William Blake (1757–1827)


Der Engländer William Blake war Dichter, Maler und Grafiker. Er war ein Zeitgenosse des Schweizers
>Johann Heinrich Füssli
(1741-1825) , der seine Hochblüte auch in London hatte (als Henry Fuseli).
Beide Künstler sind bekannt geworden für ihre mythologischen Werke und für ihren visionären Stil.

 

 

William Blake um 1820. Portrait von
John Linnel (1792-1882). Kunsthalle
Hamburg.

 

 

William Blake wird 1757 in London als Sohn eines Strumpfwarenhändlers geboren. Schon in jungen Jahren interessiert er sich für Poesie und Kunst. Mit 14 beginnt er eine Ausbildung als Graveur, was seine künftigen Werke nachhaltig beeinflusst. Blakes Visionen – er behauptet, bereits im Kindesalter Engel gesehen zu haben – prägen seine gesamte Karriere sowohl als Dichter wie auch als Maler.

 

Blake kombiniert Poesie und Malerei auf seine eigene, spezielle Art. Er entwickelt eine neue Drucktechnik, die Relief-Ätzung, um seine Texte und Illustrationen zusammen zu drucken.

 

Zu seinen wichtigsten literarischen Werken gehören «Songs of Innocence» (1789) und «Songs of Experience» (1794), die beide tief religiöse und gesellschaftskritische Themen behandeln.

 

Berühmt wird er vor allem für seine eigene komplexe Mythologie in den «Prophetic Books». In diesen Werken verbindet er spirituelle und politische Visionen mit seiner Kritik an gesellschaftlichen und religiösen Strukturen seiner Zeit.

 

 

William Blake (1757-1827). Papst
mit Fledermausflügeln mit zwei Engeln.

The Fitzwilliam Museum, Cambridge.

Kunsthalle Hamburg A-2024.

 

 

 

Zu Lebzeiten hat Blake einen schweren Stand. Man versteht seine Werke nicht und der Künstler bleibt deshalb weitgehend unbeachtet. Erst nach seinem Tod erlangt er Anerkennung als einer der grossen Dichter und Künstler Englands. Seine Visionen und seine symbolisch aufgeladene Kunst beeinflussen mehrere spätere Bewegungen, darunter die >Romantik, die >Präraffaeliten und den >Symbolismus.

 

Blake stirbt 1827 in London.

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

William Blake (1757-1827).
Europe a Prophecy, 1794. British Museum,
London. Ausstellung 2024 Kunsthalle Hamburg.

 

 

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William Blake (1757-1827). Death on a Pale Horse, 1800.
The Fitzwilliam Museum, Cambridge. Kunsthalle Hamburg A-2024.

 

William Blake (1757-1827). Das Haus des Todes (Leprosenhaus), 1795. Fitzwilliam Museum, Cambridge. Kunsthalle Hamburg A-2024.

 

Johann Heinrich Füssli (1741-1825).Titania liebkost Zettel mit dem Eselskopf, 1793-94.

 

Ein Zeitgenosse von Johann Heinrich Füssli

 

William Blake lernt Füssli in den 1780er-Jahren in London kennen. >Füssli, sechzehn Jahre älter, ist zu dieser Zeit bereits ein etablierter Maler und Mitglied der Royal Academy of Arts, während Blake als junger Künstler noch um Anerkennung kämpft. Blake bewundert Füsslis Arbeiten – für ihn ist er eine Art Mentor und Inspirationsquelle.


Blake und Füssli sind von Visionen aus der Mythologie und der Bibel inspiriert. Sie schaffen emotionale und oft düstere Bilder, die sich mit Themen wie dem Kampf zwischen Gut und Böse, der menschlichen Psyche und der Spiritualität auseinandersetzen und komplexe emotionale Zustände und Visionen ins Bild setzen.

Blake hat einen starken religiösen und spirituellen Fokus und unterlegt seine Werke gerne mit einer inneren (eigenen) Mythologie, während Füssli stärker von der Literatur inspiriert ist, wie er sie bei Shakespeare und Milton findet.

 

Auch im Stil gibt es Unterschiede: Füssli konzentriert sich eher auf grossformatige Ölgemälde, Blake dagegen arbeitet mit Gravuren und illustrierten Gedichten, bei denen Bild und Text eng miteinander verwoben sind.

 

Blake ist ein technisch innovativer Künstler und für die Erfindung der Relief-Ätzung bekannt.


Unbestritten ist, dass Füssli einen prägenden Einfluss auf Blake hat. Vor allem in Bezug auf die Darstellung des Übernatürlichen und die Dramatik der menschlichen Figur.

 

Ihre enge Beziehung und ihre gegenseitige Wertschätzung machen Füssli und Blake zu Schlüsselfiguren in der Kunstwelt des späten
18. und frühen 19. Jahrhunderts. Füssli stirbt 1825, Blake zwei Jahre später, 1827.

 

 

William Blake (1757-1827). Tafel12, Orc erhebt sich, 1793-1821. The Fitzwilliam Museum, Cambridge. Kunsthalle Hamburg A-2024.

 

Relief-Ätzung – wie funktioniert das?

 

Die Erfindung der Relief-Ätzung wird William Blake zugeschrieben. Es handelt sich dabei um eine Drucktechnik, bei der sowohl Texte als auch Bilder auf einer Kupferplatte eingraviert und dann gedruckt werden.

 

So läuft das ab:

1. Zunächst wird eine Kupferplatte mit einer säurebeständigen Schicht, Wachs oder Lack, erstellt.

 

2. Nun werden Texte und Bilder direkt in die säurebeständige Schicht auf der Platte gezeichnet.

 

3. Die Kupferplatte wird dann in eine Säurelösung getaucht. Die Säure greift nur die freigelegten Stellen an, also jene Bereiche, die bearbeitet sind.

 

4. Nach dem Ätzen wird die Tinte auf die Platte aufgetragen, die sich nur auf den erhabenen (nicht geätzten) Teilen absetzt. Diese erhabenen Teile werden dann auf Papier gepresst, wodurch der Druck entsteht.

 

Und wie wird das farbig gedruckt?

 

Für jede Farbe wird eine eigene Druckplatte hergestellt. Die verschiedenen Druckplatten werden nacheinander auf dasselbe Papier gedruckt, wobei die Farben übereinander gedruckt werden (ähnlich wie beim Farblithografie-Verfahren).

 

 

William Blake (1757-1827).
Tafel 2, Titelseite America Prophecy, 1793-1821.
The Fitzwilliam Museum, Cambridge. Kunsthalle Hamburg A-2024

 

William Blake (1757-1827). Europe a Prophecy, 1793. British Museum, London. Kunsthalle Hamburg A-24

 

William Blake (1757-1827).
Tafel 18, Revolution in Frankreich, 1793.
The Fitzwilliam Museum, Cambridge. Kunsthalle Hamburg A-2024.

 

Blakes berühmtester Druck-Zyklus:
Die Serie «Prophecies»

 

Sie umfasst eine Reihe von poetischen und visuellen Werken, die Blake zwischen 1789 und 1820 schuf. Diese Werke sind durchdrungen von seinen mystischen Visionen, seiner politischen Philosophie und seiner Kritik an sozialen und religiösen Strukturen.

 

Blakes «Prophezeiungen» sind stark von den politischen Ereignissen seiner Zeit beeinflusst, z.B. der industriellen Revolution.

 

Blake sieht Entwicklungen wie die >Französische Revolution als Symbole für den Verlust der Freiheit und die Unterdrückung – warum auch immer. Gerade die französische Revolution hatte ja positive Auswirkungen auf die Freiheit der Bürger. Verlierer war die Monarchie. Vielleicht bezieht sich Blake auf die zwischenzeitliche Schreckensherrschaft der Jakobiner. Würde in die Zeit passen.

 

Blake beschreibt eine eigene Mythologie, in der universelle Kämpfe zwischen Kräften wie Freiheit und Unterdrückung, Liebe und Hass eine tragende Rolle spielen. Zentral in dieser Mythologie sind Figuren wie Urizen, der die Ordnung repräsentiert, und Los, der für schöpferische Energie und Befreiung steht.

 

Im «Book of Urizen» von 1794 führt er die Figur des Urizen ein, eine der wichtigsten Figuren in Blakes Mythologie. Urizen repräsentiert das restriktive Gesetz und die Vernunft, die gegen die Freiheit und Kreativität des menschlichen Geistes kämpft.

 

Blake versteht seine Prophezeiungen nicht als reine Fantasie, sondern als eigene, spirituelle Wahrheiten. Seine Werke bieten eine alternative Sichtweise auf eine Religion, in der Freiheit und schöpferische Energie die höchsten Ideale sind.

 

Blakes Prophetic Books bekommt während seiner Lebenszeit nur begrenzte Anerkennung. Heute werden sie als revolutionäre Werke in der Literatur und in der Kunstgeschichte betrachtet.


In seinem Werk «The Marriage of Heaven and Hell» (1790–1793) stellt er die traditionelle christliche Vorstellung von Himmel und Hölle infrage.

Blake schafft nicht nur Texte, sondern illustriert seine Werke auch selbst. Sie zeigen dramatische Szenen von Engeln, Dämonen, mythischen und biblischen Figuren. Diese visuelle Komponente macht seine literarischen Werke einzigartig.

 

 

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Werke von William Blake
chronologisch geordnet