Ausstellung «Hodlers Holzfäller –
die Schweizer Erfolgsserie» im Kunstmuseum
Luzern vom 2.10.21 bis 13.2.2022.

 

Der Holzfäller –
Hodlers berühmtestes Werk


Dass es den Holzfäller überhaupt gibt, ist der Schweizerischen Nationalbank zu verdanken. Diese beauftragt den Künstler 1908, für die neue 50-Franken-Banknote ein passendes Sujet zu gestalten. Hodler hat eine konkrete Idee: einen Holzfäller.

 

 

plakat

Ausstellungsplakat

 

 

Die Produktion der Banknote ist eine Zangengeburt. Es wird in Gremien und Kommissionen diskutiert und gestritten, bis sie endlich gedruckt ist. Zur Kunst wird der Holzfäller erst, als 1909 der Kunstsammler Theodor Reinhart bei Hodler ein Gemälde des Holzfällers bestellt.

 

1910 wird das hochformatige Werk der Öffentlichkeit vorgestellt, im Kunsthaus Zürich. 1911 auch an internationalen Ausstellungen in Rom und Frankfurt. Nun wird es als Meisterwerk gefeiert.

 

Vor allem im deutschsprachigen Raum kommt der «brachiale Akt des Holzschlags» gut an, Kritiker bezeichnen Hodlers Kunststil mit seinen einfachen und klar umrissenen Formen als «germanisch» oder «alemannisch». Sie bevorzugen ihn gegenüber «der verschwommenen, tonig zerfliessenden Weichheit des französischen Impressionismus». Der deutsche Publizist Karl Scheffler vertritt sogar die Ansicht, Hodlers Kunst diene der Überwindung des Impressionismus.

 

Aber nicht alle sind begeistert. 1914 gerät Hodler bei deutschen Kriegsfans unter Beschuss. Sie verübeln ihm, dass er ein Protestschreiben mit unterzeichnet hat, das sich gegen die Beschiessung der Kathedrale von Reims durch die deutsche Artillerie richtet. Bei ihnen hat er seine Sympathien verwirkt.

 

Auch in der Schweiz gibt es negative Reaktionen. Im Parlament wird die Frage diskutiert, ob es Sinn mache, die moderne Kunst zu unterstützen und 100'000 Franken «Volksgeld» für einen «unmöglichen Holzhacker und Mäher» auszugeben. Man unterstellt dem Künstler sogar Geldgier. Im Luzerner Tagblatt schreibt ein gewisser A. W. de Beauclair: «Ich hielt ihn damals noch für einen ringenden Idealisten und wusste nichts von seinem Geldmachertum. Seit jenen Tagen hat Hodler seinen entsetzlichen Luftholzer vielleicht dreissigmal heruntergehauen – oder gar herunterpinseln lassen!»

 

Tatsächlich malt/kopiert Hodler seinen Holzfäller achtzehn Mal. Der kraftstrotzende Baumfäller ist zu einer schweizerischen Ikone geworden, die bis heute auch als willkommenes Sujet in patriotisch angehauchten Volksabstimmungen verwendet wird. Oder missbraucht, je nach Standpunkt.

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Ferdinand Hodler (1853-1918).

Der Holzfäller, 1909. Druckvorlage
für die 50-Franken-Banknote.

Schweizerische Nationalbank

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Ferdinand Hodler (1853-1918). Skizze des Holzfällers, 1910. Privatbesitz.

 

 

banknote

Ferdinand Hodler (1853-1918). Der Holzfäller auf der 50-Franken-Banknote,
1911-1958. Schweizerische Nationalbank.

 

 

maher

Ferdinand Hodler (1853-1918). Der Mäher auf der 100-Fr-Banknote, 1911-1958. Schweizerische Nationalbank.

 

Die ersten Schweizer Banknoten

 

Kaum zu glauben, dass die Schweizerische Nationalbank erst seit 1907 existiert. Und dass das Notenmonopol erst seit 1891 beim Bund liegt – vorher war die Ausgabe von Münzen Sache der Kantone. Bis 1907 gibt es noch gar keine Schweizer Banknoten, nun versieht man kantonale Ausgaben mit einem Überdruck in Form eines Schweizer Kreuzes. Jetzt müssen eigene Banknoten her. Man plant sie in der Stückelung 1000, 500, 100, 50, 40 (!), 20, 10 und 5 Franken.

 

1908 erteilen der Schweizer Bundesrat und die Schweizerische Nationalbank Ferdinand Hodler den Auftrag, die 50- und 100-Franken-Banknote zu gestalten.

 

Hodler wählt Volkstümliches: Für die 100er-Note einen Mäher, für den Fünfziger einen Holzfäller. Es folgen ungezählte Kommissionssitzungen, in denen um die Ausführung gestritten wird.

 

Der Künstler hat Probleme, seinen Holzfäller in das enge Korsett der Banknote zu packen. Und einigen Mitgliedern des Gremiums gefällt der moderne Malstil nicht. Und als die Note dann endlich 1911 herauskommt, ist niemand damit zufrieden. Die Bevölkerung stänkert, die Presse kritisiert den Holzfäller, und auch der Künstler selbst mag die Banknote nicht als sein Werk anerkennen.

 

Doch dann glätten sich die Wogen und langsam erfreut man sich am Holzfäller und an den neuen Banknoten. Sie sind von 1911 bis 1958 im Umlauf – länger als jede andere Banknote nach ihnen. Über vierzig Jahre lang trägt fast jeder Schweizer einen Hodler in seinem Portemonnaie.

 

 

   

 

schaffhausen

Ferdinand Hodler (1853-1918). Der Holzfäller, 1910. Museum zu Allerheiligen Schaffhausen.

 

Der Holzfäller als Kunstwerk

 

Hodler mag seinen Holzfäller auf der Banknote nicht. Er weiss, dass er es besser kann. 1909 bekommt er die Gelegenheit, das zu beweisen. Der Kunstsammler Theodor Reinhart – er ist ein Mitglied der Expertenkommission der Nationalbank – bestellt bei Hodler einen Holzfäller als Gemälde. Nun ist der Künstler in seinem Element. Er verarbeitet den kraftstrotzenden Baumfäller zu einem gross- und hochformatigen Kunstwerk. Bereits 1910 kann Hodler sein Werk im Kunsthaus Zürich einer breiten Öffentlichkeit zeigen – und kommt damit gut an.

 

1911 wird der Holzfäller auch an internationalen Kunstausstellungen in Rom und Frankfurt ausgestellt, wo es als Meisterwerk gefeiert wird.

 

 

   

 

paris

Ferdinand Hodler (1853-1918). Der Holzfäller, 1910.
Aquarell. Musée d'Orsay Paris.

 

 

luzern

Ferdinand Hodler (1853-1918). Der Holzfäller, 1910. Kunstmuseum Luzern.

 

 

nationalbank

Ferdinand Hodler (1853-1918). Der Holzfäller, 1910. Schweizerische Nationalbank.

 

 

Achtzehn Versionen des Holzfällers

 

Der Holzfäller ist bei Kunstsammlern beliebt und bringt dem Künstler gutes Geld – etwa 15000 Franken pro Bild. So liegt es auf der Hand, dass Hodler ihn in mehreren Varianten und Grössen malt. «Kopiert», klagen seine Kritiker. Ein Künstlerkollege, der Schweizer >Cuno Amiet, witzelt: «Er fängt an, sich affenmässig zu kopieren». «Affenmässig» trifft es wohl nicht ganz, aber Hodler hat in der Tat schon früher damit begonnen, seine eigenen Werke zu kopieren. Vom Holzfäller malt er 18 Varianten.

 

Dazu schreibt die Kunstautorin Eveline Suter in der Ausstellungsschrift des Kunstmuseums Luzern:

 

«Für seine Repliken entwickelt er ab 1903 eine unverwechselbare, pragmatische Kopistenhandschrift ganz im Zeichen einer hohen Ausführungseffizienz. Er legt ein transparentes Papier auf das Bild und paust die Figur ab. Dann überträgt er die Umrisslinien auf die Grundierung der neuen Version, entweder indem er sie direkt in die Grundierung einkerbt oder mittels Grafit auf der Pauspapierrückseite kopiert. Hodler fertigt Pausen auch auf Vorrat an, um ein Motiv beliebig wiederholen zu können, falls das ursprüngliche Bild verkauft ist.

 

Die hohen Preise – 1911 verlangt Hodler für einen Holzfäller 15'000 Franken – und die vielen Serien machen es attraktiv, Fälschungen in den Kunstmarkt zu schmuggeln. Bereits 1912 muss Hodler als Zeuge im Prozess wegen eines gefälschten Holzfällers aussagen.

 

Die vielen Varianten führen auch zu Verwechslungen, sie tun dem Erfolg des Holzfällers jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil, sie fördern ihn: Sie steigern die Sichtbarkeit und verhelfen ihm zu seinem ikonenhaften Status».

 

 

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Fotos Ausstellung Holzfäller

 

 

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