Henri Laurens (1885-1954)


Er wird als Sohn eines einfachen Arbeiters in Paris geboren und bekommt zunächst eine handwerkliche Ausbildung in einem Dekorationsatelier. Sein Gefühl für den Stein holt er sich auf dem Bau, als Steinmetz. Und seine künstlerische Ader lebt er in Zeichenkursen aus, die er nach der Arbeit am Abend belegt.

 

In der Bildhauerei ist >Auguste Rodin sein Idol. Seine ersten Plastiken fertigt er in der Freizeit. 1911 schliesst er sich einer Künstlergruppe in Montparnasse an und lernt dabei Georges Braque kennen. Der führt ihn in den >Kubismus ein. Auch Picasso spielt in seinem Leben eine wichtige Rolle: Diesem gefallen die Arbeiten des jungen Laurens, und so verschafft er ihm den Kontakt zum renommierten Pariser Kunsthändler Léonce Rosenberg. Rosenberg kauft einige von Laurens Werken und unterstützt ihn auch in der Kriegszeit von 1914 bis 1918.

 

 

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Henri Laurens in seinem Atelier.

Fotoquelle: WikiArt.

 

 

Ab 1930 findet Laurens als Bildhauer zu seinem berühmten voluminösen, kurvig-runden Stil. Üppige weibliche Akte mit erotischer Ausstrahlung entstehen in dieser Phase.

 

Dann soll er als 50-jähriger (!) zum ersten Mal in seinem Leben das Meer gesehen haben. Das muss ihn so beeindruckt haben, dass er nun mit Begeisterung Meerjungfrauen aus Stein und Bronze zum Leben erweckt.

 

Auch die antike Mythologie wird zum Thema. Eines seiner späten Hauptwerke ist die 1952 fertiggestellte grosse Bronzeplastik «L'Amphion», die der Künstler als Synthese von Architektur und Musik versteht.

 

An der Biennale 1953 von Sao Paulo wird ihm der grosse Preis für Bildhauerei verliehen.

 

Henri Laurens stirbt 1954 im Alter von 69 Jahren in seiner Heimatstadt Paris. Dort ruht er auf dem Friedhof von Montparnasse. Seine Grabstätte schmückt ein eigenes Werk: Die Bronzeplastik «La Douleur».

 

 

 

 

 

 

Titel (Ausschnitt):
Henri Laurens (1885-1954).
L'automne, 1948.

Kunstmuseum Basel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Clown, 1915. Holz, bemalt. Moderna Museet Stockholm.

 

1915: Der kubistische Holzclown

 

Ab 1911 steht Laurens im Austausch mit Braque und Picasso. Es entstehen dreidimensionale Assemblagen mit kubistischer Prägung. Laurens verwendet dabei als Material Holz und Blech. Bei seinem Holzclown von 1915 komponiert er geometrische Formen – Zylinder, Kugeln, Kegel – zu einer bewegten Figur. Das Werk wurde 2019 im Kunstmuseum Basel gezeigt, anlässlich der Ausstellung >Kosmos Kubismus.

 

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Head of a young girl, 1920. Tate London.

 

1920: Kopf eines jungen Mädchens

 

Seine ersten Bildhauerarbeiten fertigt er ab 1910 in der Freizeit, sein Idol ist Auguste Rodin. Inspiriert von Pablo Picasso und dessen Kubismus erschafft er in der Folge Steinplastiken wie diesen Mädchenkopf. Diese Phase des Post-Kubismus dauert etwa bis 1930.

 

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Undinen, 1933. Maraboupark.
Foto Bengt
Oberger, WikiCommons.

 

1933: Die Undinen

 

Undinen sind mythologische Wasserwesen oder jungfräuliche Wassergeister, Nymphen. Sie treten in diversen Sagen auf. Diese hier soll aus einer Sage der Stauffenberger stammen, einem schwäbischen Adelsgeschlecht. Die beiden verschlungenen Bronzefiguren fertigt Laurens für den Maraboupark in Sundbyberg, Schweden.

 

 

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La Negresse, 1934. Pinakothek der Moderne München.

 

1934: La Negresse

 

Seine voluminösen weiblichen Akte mit den erotischen Rundungen machen ab jetzt seinen eigenen Stil aus. Henri Laurens ist bis heute berühmt dafür.

 

Die Bayrischen Staatsgemäldesammlungen kaufen die Statue 1964 von der Kunsthandlung Louise Leiris, Paris. Die eindrückliche Bronzeplastik ist jetzt in der >Pinakothek der Moderne in München zu sehen.

 

 

 

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La Musicienne, 1937. Bronze. Jardin des Tuileries, Paris.

 

1937: La Grande Musicienne

 

Auch diese Bronzeskulptur beeindruckt durch üppige weibliche Formen, gleichzeitig aber auch durch ihre Dynamik und Ausgewogenheit. Das angedeutete Musikinstrument ist eine Kithara.

 

Die Plastik wurde viermal gegossen, Kopien stehen auch in Rotterdam und im Kunsthaus Zürich, diese hier ist im >Jardin des Tuileries in Paris dem Publikum als öffentliche Kunst zugänglich.

 

 

 

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Le Matin, 1944. Centre Pompidou Paris.

 

 

1944: Le Matin

 

Ein Werk, das der Künstler während des Zweiten Weltkriegs erschafft. Eigentlich zeigt es eine Frau, die sich die Haare richtet. Die Statue soll aber auch das Leid der Franzosen darstellen, das sie mit der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen erleiden. Und soll auch ein Denkmal für all jene sein, die das Land verlassen mussten. Die Bronzeplastik ist heute auf der Terrasse des >Centre Pompidou prominent platziert, zusammen mit einer ganzen Reihe von weiteren Laurens-Statuen.

 

 

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L'Amphion, 1952. Central University of Venezuela. Fotoquelle: Caracas1830. WikiCommons.

 

 

1952: L'Amphion

 

Eines seiner letzten Werke, das er zwei Jahre vor seinem Tod fertigstellt. Es misst mit Sockel über vier Meter und steht heute vor der Universität Caracas in Venezuela. Der Künstler versteht das Werk als Synthese von Musik und Architektur.

 

Wer ist Amphion? Ein Sohn des Zeus und der Antiope, der von der höchsten Gottheit mit einer Leier und einer seltenen Gabe beschenkt wird: Mit seinem Lyraspiel kann er veranlassen, dass sich Steine wie von selbst in die Stadtmauer von Theben verwandeln – samt Türmen und sieben Toren.

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