August Macke (1887-1914)


Er ist ein durch und durch lebensfroher und optimistischer Mensch. Seine bunten Werke strahlen das aus: Spazierende in Parks, Paradiesszenen, Zirkusleben, Frauen beim Schaufensterbummel. Lange kann er sein Leben nicht geniessen – er stirbt schon mit 27 Jahren im Ersten Weltkrieg. Heute zählt er zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionismus.

 

 

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August Macke, Studie zu einem
Selbstporträt, 1907.
Lenbachhaus München.

 

 

August Macke kommt 1887 in Meschede (Nordrhein-Westfalen, etwa eine Autostunde östlich von Dortmund) zur Welt, als Sohn eines Ingenieurs und Bauunternehmers. Die Familie zieht schon bald nach Köln, wo August das Gymnasium besucht. 1904 bis 1906 studiert er an der Düsseldorfer Kunstakademie und an der dortigen Kunstgewerbeschule. 

 

Mit 20 reist er nach Paris und kommt mit dem >Impressionismus in Kontakt. Anschliessend besucht er in Berlin die Malschule von >Lovis Corinth. 1908 legt er eine künstlerische Pause ein und geht für ein Jahr ins Militär – als Freiwilliger.

 

1909 heiratet er Elisabeth Gerhardt, die schon seit längerem sein liebstes Modell ist. Sie ist die Tochter eines erfolgreichen Bonner Fabrikanten. Nach dem Tod ihres Vaters kommt sie in den Genuss einer Erbschaft. So kann das junge Paar ein finanziell sorgenfreies Leben führen. Die Hochzeitsreise führt nach Paris. Hier entdeckt Macke nun auch noch den >Fauvismus.

 

1911 lassen sich die drei Macke (mit Söhnchen Walter Carl, der 1910 zur Welt kommt) in Bonn nieder. Sie beziehen ein Haus, das Elisabeths Mutter gehört. Macke richtet sich im Dachstock sein Atelier ein und wird jetzt richtig produktiv – es entstehen hier über dreihundert Werke.

 

 

bonn

August Macke (1887-1914). Bonn,
Marienkirche, Häuser und Schornstein,
1911. Blick aus dem Atelier des Künstlers.

Kunstmuseum Bonn.

 

 

 

1911 wird der >Der blaue Reiter gegründet, von Kandinsky und Marc. August Macke nimmt zwar an den ersten zwei Ausstellungen teil, wird mit der Gruppe aber nie so richtig warm – er empfindet Kandinskys Haltung zu dominant.

 

 

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August Macke (1887-1914). Grosses
Helles Schaufenster, 1912.
Sprengel Museum Hannover.

 

 

 

Um Distanz vom «Blauen Reiter» zu gewinnen, übersiedelt Macke mit seiner inzwischen vierköpfigen Familie im Herbst 1913 an den Thunersee nach Hilterfingen. Hier entstehen einige seiner wichtigsten Bilder, darunter auch eine Serie mit Schaufenstern.

 

Am Thunersee wohnt und arbeitet auch Louis Moilliet, und auch >Paul Klee ist nicht weit entfernt. Dieser schlägt eine gemeinsame Reise der drei Maler vor: nach Tunesien. Im Frühjahr 1914 besuchen die drei Karthago, Hammamet, Sidi Bou Said und Kairouan und bringen Zeichnungen und Aquarelle nach Hause.

 

Im Juni 1914 kehrt die Familie Macke ein letztes Mal nach Bonn zurück. Als am 1. August 1914 der Erste Weltkrieg ausbricht, wird Macke eingezogen.

 

Schon nach wenigen Wochen Kampfeinsatz in einem Infanterieregiment fällt er an der Westfront – am 26. September 1914. Er wird gerade mal 27 Jahre alt und ruht im Sammelgrab eines Soldatenfriedhofes.

 

Seinen Nachruf verfasst >Franz Marc. Zwei Jahre später stirbt auch er im Krieg.

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

August Macke, Zirkus, 1913.

Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid.

 

 

 

 

 

 

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August Macke (1887-1914). Gattin des Künstlers, 1909. Lenbachhaus München.

 

1903: Elisabeth – Modell und Gattin

 

Elisabeth ist die Tochter des erfolgreichen Bonner Chemie-Unternehmers Carl Gerhardt. Macke lernt sie schon 1903 kennen – da sind die beiden noch Teenager.

 

Sie wird sein bevorzugtes Modell. Er porträtiert sie mehr als zweihundert Mal. Elisabeths Onkel Bernhard Koehler ist ein wohlhabender Berliner Unternehmer und Kunstsammler, der zum Mäzen des jungen Macke wird.

 

1909 heiratet Macke seine Elisabeth, die ihm im Frühjahr 1910 einen Sohn schenkt: Walter Carl. Nach dem Tod ihres Vaters Carl Gerhardt tritt Elisabeth eine Erbschaft an, von der das junge Paar ein finanziell sorgenfreies Leben führen kann. 1911 zieht die kleine Familie nach Bonn.

 

 

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August Macke (1887-1914). Nacktes Mädchen mit Kopftuch, 1910. Städel Museum Frankfurt.

 

 

1910: Nacktes Mädchen mit Kopftuch

 

Ob bei diesem Akt Mackes Gattin Elisabeth Modell gesessen ist, weiss man nicht.

 

Das expressionistische Ölgemälde in kräftigen Farben stellt eine nackte Frau mit akademisch-idealen Proportionen dar. Man vermutet, dass Macke hier die heilige Maria Magdalena abbildet, die von vielen Künstlern seit der Renaissance als «Büssende» dargestellt wird.

 

 

>mehr über Maria Magdalena

 

 

 

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August Macke (1887-1914). Gartenbild, 1911. Kunstmuseum Bonn.

 

 

1911: Das Gartenbild

 

Eines der bekanntesten Bilder von August Macke. Es zeigt den Garten seines Wohnhauses in Bonn. Es gehörte lange der Landesbank WestLB, bis diese Pleite ging. Das Land Nordrhein-Westfalen erwarb dann einen Teil der Kunstsammlung für rund 30 Mio Euro und übergab das «Gartenbild» dem Kunstmuseum Bonn.

 

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August Macke (1887-1914). Promenade, 1913. Lenbachhaus München.

 

1911: Macke und der «Blaue Reiter»

 

Mit der Gründung dieser bekannten Münchner Künstlergruppe hat Macke nur wenig zu tun – die Gründer sind >Franz Marc und >Wassily Kandinsky. August Macke steuert aber für die Programmschrift einen Beitrag bei und sorgt über seinen Mäzen Bernhard Koehler für die Finanzierung der Publikation.

 

Er nimmt auch noch mit drei Werken an den ersten zwei Ausstellungen des >Blauen Reiters teil, fühlt sich aber damit untervertreten und beklagt auch die allzu dominante Haltung Kandinskys in dieser Künstlergruppe. Langsam löst er sich vom Blauen Reiter und zieht 1913 in die Schweiz. Die Gruppe selbst lebt auch nicht mehr lange, sie bricht im Ersten Weltkrieg auseinander.

 

 

 

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August Macke (1887-1914). Unsere Strasse in Grau, 1911. Lenbachhaus München.

 

 

1911: Das Atelier in Bonn.

 

Im Februar 1911 bezieht die dreiköpfige Macke-Familie ein Wohnhaus in Bonn, das Elisabeths Mutter gehört (das heutige August-Macke-Haus, jetzt ein Museum). Macke baut dort den Dachstock zu seinem Atelier aus. Es wird eine sehr produktive Zeit, hier entstehen über 300 Gemälde. Das Atelier ist auch ein Künstler-Treffpunkt. Hier treffen sich u.a. Franz Marc, Robert Delaunay und Max Ernst.

 

Das Gemälde «Unsere Strasse in Grau» zeigt den Blick aus dem Fenster des Ateliers. Macke malt es, entgegen dem Titel, gar nicht grau. Sondern – typisch für ihn – eher freundlich und bunt. Mit gelben Häusern und blühenden Bäumen.

 

 

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August Macke (1887-1914)
und Franz Marc (1880-1916). Wandbild Paradies, 1912. Westfälisches Kunstmuseum Münster.

 

 

1912: Paradies – frei nach Macke und Marc

 

Im Dachatelier malen Macke und >Marc 1912 ein grosses Paradies-Wandbild. Macke ist für die Menschen zuständig (er lässt Adam (!) den Apfel pflücken, Eva sitzt einfach da). Die Tiere stammen von Franz Marc: ein Reh, ein roter Stier, ein Fuchs, mehrere Affen auf dem Baum. Auf die Schlange und den Sündenfall verzichten die beiden Künstler grosszügig – das würde höchstens die paradiesische Stimmung beeinträchtigen.

 

>mehr über Adam und Eva im Paradies

 

Warum die Stadt Bonn dieses einmalige Kunstwerk nicht an ihrem Platz im Macke-Haus belassen hat, ist nicht ganz nachvollziehbar. Es wurde von der Wand abgelöst und dem Westfälischen Landesmuseum in Münster übergeben. Dort kann man sich heute an diesem Highlight erfreuen.

 

 

 

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August Macke (1887-1914). Badende Mädchen mit Stadt im Hintergrund, 1913. Pinakothek der Moderne München.

 

1913: Badende Mädchen

 

Noch so ein grossartiges «Paradiesbild». Es zeigt allerdings nicht den Garten Eden, sondern eine Badeszene mit nackten Frauen, im Hintergrund angedeutet eine Stadt, darüber ein bunter Wald.

 

Das Bemerkenswerte an diesem Werk ist sein Malstil: Es ist feinster Kubismus, kombiniert mit expressiven Farben und Formen. Dass sich Macke in dieser Phase auch mit dem Kubismus befasst, ist nicht verwunderlich – der erlebt gerade seinen Höhepunkt.

 

 

>mehr über den Kubismus

 

 

 

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August Macke (1887-1914). Garten am Thunersee, 1914. Albertina Wien.

 

 

 

1913: Umzug an den Thunersee

 

Die Missstimmungen, die im «Blauen Reiter» entstanden sind, veranlassen Macke, auf Distanz zu gehen.

 

Er zieht mit seiner Familie in die Schweiz und lässt sich in Hilterfingen am Thunersee nieder. «Es ist fast zu schön hier», schreibt er im Oktober 1913 an seinen Berliner Mäzen Bernhard Koehler. Die idyllische Landschaft hier beflügelt sein Schaffen.

 

 

 

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August Macke (1887-1914). Hutladen, 1913. Lenbachhaus München.

 

 

1913: Der Schaufensterbummel

 

Dieses Sujet fasziniert den Künstler ganz besonders. Er malt es noch und noch. An seinem neuen Wohnsitz in Hilterfingen am Thunersee entsteht eine ganze Serie «Hutläden und Modegeschäfte», die er in den Jahren 1913 und 1914 fertigt.

 

Sein erstes Werk mit ensprechendem Motiv stammt aus dem Jahr 1912 und heisst «Grosses helles Schaufenster». Dieses weist kubistische Elemente auf. Foto Spalte links.

 

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August Macke (1887-1914). Kairouan (III), 1914. Westfälisches Museum Münster.

 

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August Macke (1887-1914). Eselreiter, 1914. August-Macke-Haus Bonn.

 

 

1914: Tunesienreise mit Klee und Moilliet

 

Im April 1914 unterbricht Macke seinen Schweizer Aufenthalt durch eine gut zweiwöchige Reise nach Tunesien – es wird seine letzte grössere Reise sein.

 

Die Idee dazu kommt von >Paul Klee. Zusammen mit dem Schweizer Maler Louis Moilliet reisen die drei zu einer Studienfahrt, die nach Tunis, Karthago, Hammamet, Sidi Bou Said und Kairouan führt.

 

Macke kommt von dieser Reise mit einer Fülle von Fotos, Zeichnungen und Aquarellen zurück. Einige davon benutzt er in der Schweiz als Grundlage für Gemälde.

 

Im Juni 1914 kehrt Macke mit seiner Familie nach Bonn zurück. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs sind es nur noch wenige Wochen. Dieser bricht am 1. August 1914 aus – Macke wird eingezogen und tritt seinen Dienst an der Westfront an.

 

 

 

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August Macke (1887-1914). Abschied, 1914. Museum Ludwig Köln.

 

1914: Letzte Ausstellung und Tod

 

Im Mai 1914 nimmt Macke noch ein letztes Mal an einer Ausstellung der Expressionisten teil: in Bonn.

 

Am 1. August 1914 wird er zum Infanterieregiment 160 eingezogen. Seine Briefe von der Westfront berichten von Schrecken und Grausamkeit des Krieges.

 

Am 11. September 1914 schreibt er: «Ich führe die fünfte Kompanie. Viel Grausiges haben wir erlebt, und ich würde es als ein unerhörtes Glück betrachten, wenn ich aus diesem Krieg zurück käme.»

 

Dieses Glück ist ihm nicht beschieden. Zwei Wochen später fällt bei einem Angriff auf einen französischen Schützengraben. Er wird nur 27 Jahre alt.

 

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Fotos / Diashow

 

   
   

 

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