Suzanne Valadon (1865-1938)


Eigentlich hätte sie – nach damaligen Begriffen –
gar keine Künstlerin werden dürfen, denn sie stammt aus armen Haus. Als uneheliche Tochter einer Wäscherin, ihren Vater lernt sie nie kennen. Sie wächst im Pariser Stadtteil Montmartre auf und findet dort auch den Weg in die Künstlerkreise – als Modell verschiedener Maler. Der hübsche Teenager posiert u.a. für Renoir, Degas, de Chavannes, van Gogh und Toulouse-Lautrec.

 

 

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Suzanne Valadon um 1885. Von
Pierre-Auguste Renoir (1841-1919).

 

 

Eigentlich heisst sie Marie-Clementine. Dass sie sich später Suzanne nennen wird, hat mit Henri de Toulouse-Lautrec zu tun, dieser wird ihr den Namen verpassen. Mit elf verlässt sie die Schule und unterstützt ihre Mutter mit verschiedenen Aushilfsjobs. Ihr Berufsziel wäre Zirkusakrobatin, aber als sie vom Trapez fällt und sich dabei schwer verletzt, ist dieser Traum vorbei.

 

Mit 15 beginnt sie ihre Karriere als Modell. Zu diesem Berufsbild schien es damals zu gehören, dass Modelle rasch zu «Musen» der Künstler werden, zu Geliebten. Suzanne ist da keine Ausnahme. Bereits mit siebzehn wird sie schwanger (welcher Künstler sie schwängert, bleibt bis heute verborgen) und mit 18 bringt sie ihren Sohn – Maurice Utrillo – zur Welt.

 

Während sie von Künstlern wie Puvis de Chavannes, Pierre-Auguste Renoir und Henri de Toulouse-Lautrec gemalt wird, schaut sie genau hin und lernt selbst, mit Zeichenstift und Pinsel umzugehen.

 

 

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Suzanne Valadon steht Modell für

das Werk «Der Zopf», 1886-87,

von Pierre-Auguste Renoir (1841-1919).
Museum Langmatt Baden.

 

 

Als Erster soll Toulouse-Lautrec ihr Talent erkannt haben. Er vermittelt ihr den Kontakt zu Edgar Degas, der sie in Drucktechniken unterweist und sie fördert, später auch Bilder von ihr kauft.

 

Ab 1896 – da ist Valadon 31 – kann sie sich vollzeitlich der Malerei widmen. Ihr Lebensunterhalt ist jetzt gesichert, denn sie heiratet einen wohlhabenden Bankkaufmann namens Paul Mousis. Mit diesem, ihrer Mutter und dem 13-jährigen Maurice zieht sie aufs Land in der Nähe von Paris. Von dort pendelt sie jetzt täglich in ihr Pariser Atelier.

 

Zudem beginnt sie zu reisen. Sie sucht nach Motiven in der Bretagne, auf Korsika und in den Pyrenäen. 1915 bekommt sie ihre erste Einzelausstellung: In der Pariser Galerie von Berthe Weill.

 

1923 erwirbt sie in der Region Auvergne-Rhône-Alpes ein Schloss und widmet sich von dort aus auch dem Malen von Landschaften und Stillleben.

 

Valadon gehört zu den wenigen Künstlerinnen, die schon zu Lebzeiten einen bedeutenden Namen als Malerin haben und auch international bekannt sind. Valadons Lebenswerk besteht aus fast 500 Gemälden, rund 300 Zeichnungen und dreissig Radierungen.

 

Suzanne Valadon stirbt am 7. April 1938 im Alter

von 72 Jahren an einem Schlaganfall. Sie ruht auf dem Friedhof Saint-Ouen in Paris.

 

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Suzanne Valadon (1865-1938).

Joie de vivre, 1911.

Metropolitan Museum of Art, New York.

 

 

 

 

 

 

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Suzanne Valadon (1865-1938). «Mon Utrillo a neuf ans», 1892. WikiArt.

 

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Suzanne Valadon (1865-1938). Porträt ihres Sohnes Maurice Utrillo, 1921. Musée de Montmartre Paris.

 

 

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Das Appartement von Suzanne Valadon und Maurice Utrillo. Heute Musée de Montmartre.

 

Modell, Muse, Geliebte...

 

Sie startet als Modell für verschiedene Maler, avanciert dann zur Muse und wird mit 17 schwanger. Von wem das Kind ist, weiss bis heute niemand. Ihren Sohn Maurice bringt sie am 26. Dezember 1883 in Montmartre zur Welt.

 

Maurice nimmt später (1891) den Namen seines Adoptivvaters an, des Kunstkritikers Miquel Utrillo y Molins. Dieser soll in Maurice «seinen Sohn erkannt» haben und übernimmt deshalb die Vaterschaft.

 

Der junge Maurice Utrillo (1883-1955) verfällt schon als 17-jähriger dem Alkohol und muss zur Entwöhnungskur. Seine Mutter Suzanne Valadon führt ihn in die Malerei ein. Er ist damit rasch erfolgreich. 1935 heiratet er die Witwe eines Kunstsammlers. 1955 stirbt er mit 71 Jahren und ruht auf einem Friedhof in Montmartre.

 

Valadons Appartement in Montmartre

 

Zuoberst auf dem Hügel von Montmartre, nicht weit von der Sacré Coueur entfernt, liegt das ländliche Gebäude an der Rue Cortot 12, das heute als Museum geführt wird. Suzanne Valadon wohnte in diesem Haus.

 

Man kann ihr Appartement heute noch besichtigen, voll möbliert. Sie teilte es mit ihrem Sohn Maurice Utrillo. Im Museum sind Werke von beiden zu sehen.

 

 

>mehr über das Musée Montmartre

 

 

 

Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901). Suzanne Valadon, Geule de bois, 1888.
Fogg Museum Cambridge.

 

Die Liebesaffaire mit Toulouse-Lautrec

 

Zu Henri de >Toulouse-Lautrec hat sie eine ganz besondere Beziehung. Sie ist sein Modell, dann Muse, die beiden verlieben sich. Er findet sie künstlerisch talentiert und fördert sie. Henri ist es auch, der ihren richtigen Namen Marie «zu brav» findet und ihr den Künstlernamen Suzanne verpasst.

 

Ihr leidenschaftliches Verhältnis endet nach zwei Jahren, als Suzanne droht sich umzubringen, wenn Henri sie nicht heiratet. Die Drohung zeigt keine Wirkung – Henri will nicht, die Beziehung zerbricht 1888.

 

 

 

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Suzanne Valadon (1865-1938). Adam und Eva, 1909. Centre Pompidou Paris.

 

 

 

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Suzanne Valadon (1865-1938). Joie de vivre, 1911. Metropolitan Museum of Art,
New York.

 

 

 

Der zweite Ehemann als Aktmodell

 

Ab 1894 kann Valadon ihre ersten Arbeiten im «Salon de la Societé Nationale des Beaux-Arts» ausstellen. Zwei Jahre später vollzieht sie den Schritt zur Vollzeit-Künstlerin. Diesen Schritt ermöglicht ihr 1896 die Heirat mit dem wohlhabenden Bankier Paul Mousis. Damit ist sie finanziell abgesichert.

 

1909 beginnt die inzwischen 44-jährige Suzanne eine Affäre mit dem erst 23-jährigen Maler André Utter (1886-1948), einem Freund ihres Sohnes. 1913 lässt sie sich von Paul Mousis scheiden und heiratet ein Jahr später ihren André.

 

Ihr Maler-Gatte André Utter steht ihr auch Modell – für das Werk Adam und Eva. Ursprünglich malt sie auch «Adam» nackt, wie sich selbst, aber als die Künstlerin ihr Gemälde 1920 am Salon d'Automne ausstellen will, verlangt man von ihr, dass sie Adams Genital übermalt.

 

Aus der gleichen Epoche stammt auch die Nacktszene in Joie de vivre, auch hier posiert ihr Gatte Utter. Dieses Gemälde von 1911 schafft es bis ins Metropolitan Museum of Art in New York.

 

 

 

Suzanne Valadon (1865-1938). Die Kartenlegerin, 1912. Musée du Petit Palais, Genève.

 

 

Suzanne Valadon (1865-1938). La chambre bleue, 1923. Centre Pompidou Paris.

 

 

 

Berühmt für ihre Frauenakte

 

Nach den Männerakten («Adam und Eva» und «Joie de Vivre» mit André Utter als Modell) folgen grossformatige Frauenakte.

 

Diese sorgen für Aufregung und Kritik, weil Valadon die Frauen nicht idealisieren mag, wie das die Zeit verlangt, sondern sie ungeschönt malt. Der berühmte Aktmaler Amadeo >Modigliani soll ihr mangelndes Genie unterstellt haben.

 

Auch die Frau im «blauen Zimmer» ist ungeschönt: Keine Idealfigur und dazu eine Zigarette im Mund. Das Sujet erinnert an einige Odalisken, wie sie Henri >Matisse gemalt hat, nicht zuletzt auch wegen den buntgemusterten Tüchern.

 

Valadon malt auch Porträts von Kunstsammlern und Galeristen, von Kunstkritikern und befreundeten Malern.

 

 

Suzanne Valadon (1865-1938). Blumenbouquet
mit Katze, 1919. Privatsammlung.

 

 

Stillleben und Landschaften

 

Erst in ihren späten Jahren widmet sich Valadon
auch der Landschaftsmalerei und den Stillleben. Nämlich ab 1923, nachdem sie in der Region Auvergne-Rhône-Alpes nördlich von Lyon ein Schloss aus dem 13. Jahrhundert erwirbt, das Château de Saint-Bernard >mehr

 

Dort lebt sie mit ihrem Gatten André Utter und ihrem Sohn Maurice Utrillo. Das Château bleibt bis zum Tod von André Utter (1948) im Besitz der Familie Valadon-Utter.

 

Seit 1997 steht das Schloss unter Denkmalschutz und ist öffentlich zugänglich. Die Adresse lautet sinnigerweise 152, Avenue Suzanne Valadon,
F-01600 Saint-Bernard.

 

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