Milano: Bella arte italiana...

 

Beim Stichwort Mailand denkt man wohl eher zuerst an die bedeutenden architektonischen Kunstwerke. An vorderster Front steht natürlich der imposante Dom. Für moderne Touristen folgt dann der Luxus-Shopping-Palast Galleria Vittorio Emanuele II. Und was ist mit den Kunstmuseen?

 

Man ist ja versucht, diese reichste Stadt des nördlichen Italiens mit Paris, Rom oder Florenz zu vergleichen. Bezüglich Kunstmuseen hält Mailand diesem Vergleich allerdings nicht stand. Vielleicht liegt das daran, dass Mailand nach dem Ende der Herrschaft der Familie Sforza Mitte des 16. Jahrhunderts unter spanischer, österreichischer und französischer Besetzung zu leiden hatte. Da wurde so manches wertvolle Werk nach Madrid, Wien und Paris entführt. Jetzt findet man es im Prado oder im Louvre.

 

 

Mailänder Dom

 

Galleria Vittorio Emanuele II

 

 

Eines ist den Mailänder Kunstmuseen gemeinsam: Sie zeigen schwerpunktmässig italienische Kunst und höchstens einzelne Werke von ausländischen Künstlern. Das unterscheidet sie fundamental von anderen Kunstmetropolen wie London oder Paris. Das muss man nicht negativ werten, denn die italienische Renaissance hat grossartige Künstler hervorgebracht. Aber auch hier bekommt man den Eindruck, dass die allergrössten Werke nicht hier, sondern in Florenz, Rom oder Venedig zu sehen sind. Oder eben dann im Louvre.

 

Wer biblische Werke mag, für den ist die Pinacoteca di Brera eine Fundgrube. Und wer sich für die modernen Italiener des 20. Jahrhunderts interessiert, dem wird das Museo Novecento gefallen.

 

Und ein ganz grosses, weltberühmtes Werk ist den Mailändern bis heute erhalten geblieben: Leonardos Abendmahl. Warum es immer noch hier zu sehen ist? Es ist ein Wandbild. Napoleons Truppen konnten es nicht so einfach abmontieren wie andere Perlen der Kunst, die man heute im Louvre besuchen muss.

 

Und dann gibt es da noch eine Entdeckung, eine echte Trouvaille. Einen venezianischen Künstler, von dem ich noch nie gehört habe und dessen Werke echte Hingucker sind. In Mailand trifft man ihn in fast allen Museen... Sein Name: Francesco Hayez.

 

 

Francesco Hayez (1791-1882). Der Kuss.

>mehr über Francesco Hayez

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

Mailänder Kunstmuseen im Überblick

 

Pinacoteca di Brera

 

Eine Fundgrube für Freunde biblischer Kunst. Mit
Werken grosser italienischer Meister der Renaissance wie Raffael, Piero della Francesca, Andrea Mantegna, Giovanni Bellini, Giambattista Tiepolo...

 

Pinacoteca Ambrosiana

 

Der Grundstock der Sammlung ist ziemlich alt: Er stammt aus einer Schenkung von 1618 des Kardinals Borromeo und enthält Werke von Raffael, Caravaggio, Tizian und weiteren italienischen Grössen.

 

 

Galleria d'Italia

 

Die Galleria d'Italia gibt es in vier Städten: Mailand, Turin, Neapel und Vicenza. Alle verfügen über eigene Sammlungen und veranstalten Wechselausstellungen.

 

Museo Poldi Pezzoli

 

Mehr als ein Museum. Der Palazzo Pezzoli vermittelt einen guten Eindruck, wie wohlhabende Bürger zu jener Zeit gelebt haben. Bedeutende Kunstwerke von Botticelli, Bellini, Mantegna.

 

Kirche und Kloster Santa Maria delle Grazie

 

In der Kirche gibt es Werke von Tizian, Bordone und Ferrari. Das unbestrittene Hauptwerk ist im Speisesaal des Klosters zu sehen: «Das Letzte Abendmahl» von Leonardo da Vinci.

 

 

 

Museen im Castello Sforzesco

 

Wer würde das vermuten: Im Castello sind nicht weniger als vierzehn (!) Museen untergebracht. Prähistorische, ägyptische, antike. Keramik, Uhren, Möbel, Münzen, Waffen, Rüstungen... und eine stattliche Pinakothek mit Gemälden vom 15. bis 18. Jahrhundert.


 

 

Museo del Novecento

 

Das brandneue Museum steht erst seit 2010. Es beherbergt Werke von italienischen Künstlern des
20. Jahrhunderts. Avantgarde und italienischer Futurismus.

 

Kunstgeschichtliches

Mailänder Dom.

Gian Galeazzo Visconti (1351-1402)

 

Der mächtigste Herrscher der Familie Visconti ist der Auftraggeber für die Kathedrale von Mailand, also für den Dom, für den er 1386 den Grundstein legt. Die Familie der Visconti regieren Mailand fast zwei Jahrhunderte lang: von 1277 bis 1447.

 

Castello Sforzesco.

Galeazzo Sforza (1444-1476)

 

Als Herzog von Mailand lässt er das Castello grosszügig und aufwändig zur Residenz ausbauen. Berühmte Architekten wie Leonardo da Vinci, Filarete und Bramante werden dafür beauftragt. Galeazzo Sforza ist bekannt für seine Affinität zu Kunst und Musik.

 

Ludovico Sforza
«il moro».

Ludovico Sforza «il moro» (1452-1508)

 

Herzog von Mailand und Förderer der Kunst, Gönner von Leonardo da Vinci und Auftraggeber für dessen heute weltberühmtes Wandbild im Kloster Santa Maria delle Grazie: >Das Letzte Abendmahl.

 

Ludovico findet ein trauriges Ende. Er wird 1500 von den Franzosen gefangen genommen und stirbt acht Jahre später in Frankreich in Gefangenschaft. Die Familie Sforza regiert Mailand ein knappes Jahrhundert, von 1450 bis 1535.

 

Kaiserin Maria Theresia (1717-1780)

 

Während der österreichisch-habsburgischen Herrschaft über Mailand (bis 1796) zeigt sich die Kaiserin in kulturellen Belangen grosszügig. Sie fördert Künstler und Architekten und erteilt unter anderem den Auftrag für den Bau der Mailänder Scala. Für die Pinacoteca di Brera stiftet sie Teile ihrer Kunstsammlung.

Arco della Pace.

Kaiser Napoleon (1769-1821)

 

Wenn er wüsste, dass sein Triumphbogen von 1807 heute Arco della Pace heisst – er würde sich im Grab umdrehen. Natürlich liess der Kaiser ihn für seine glorreichen Siege in ganz Europa errichten. Immerhin vermachte er damit den Mailändern dieses imposante Bauwerk.

 

Galleria Vittorio Emanuele II.

König Vittorio Emanuele II (1820-1878)

 

Als Führer des «Risorgimento» (nationale Bewegung für die Schaffung eines vereinten Italiens) wird er 1861 König von Italien. In Mailand hinterlässt er ein bis heute beim Publikum beliebtes und attraktives Bauwerk: die Einkaufs-Galerie, die seinen Namen trägt. Er eröffnet sie höchstpersönlich am 15. September 1867.

 

>Tagebuch Milano 2022