Milano: Pinacoteca Ambrosiana


Benannt ist sie nach dem Kirchenvater Ambrosius, dem Schutzpatron Mailands. Die Gemäldesammlung geht aber zurück auf Kardinal Federico Borromeo (1564–1631), den Erzbischof von Mailand. Dieser schenkte der Ambrosiana schon 1618 seine private Sammlung von Gemälden, Skulpturen und Zeichnungen. Vorwiegend Werke lombardischer, römischer und venezianischer Meister.

 

 

Pinacoteca Ambrosiana, gegründet 1618.

 

 

Treppe zur Kunstsammlung.

 

 

Kardinal Borromeo ist auch der Gründer der «Accademia Ambrosiana». Borromeos Absicht war es, die Werke aus seiner Sammlung für die Ausbildung junger Künstler zur Verfügung zu stellen. Heute sind die Gemälde und Skulpturen in 24 Sälen ausgestellt. Das klingt nach viel, aber die Werke sind so locker verteilt, dass man in einer Stunde oder anderthalb durch ist.

 

 

In der Pinacoteca.

 

 

Unbestrittenes Highlight der Ambrosiana sind die so genannten Vorbereitungs-Kartons von Raffael für sein berühmtes Fresko im Vatikan: «Schule von Athen». Weitere Höhepunkte der Sammlung sind die Gipsabgüsse des «Laokoon» und der «Pietà» von Michelangelo sowie Gemälde von Botticelli, Bramantino, Tiepolo und Tizian. Und natürlich der berühmte Früchtekorb des Caravaggio, ein wunderbares Stillleben.

 

Bei dieser Auswahl versteht man auch, was sich Borromeo ausgedacht hat: von allen Meistern und von allen Genres ein relevantes Stück, das zur Ausbildung junger Künstler nützlich ist. Dabei hat er sich auch nicht gescheut, auf Kopien zu setzen. So zum Beispiel bei Leonardos Abendmahl, das er 1618 von Andrea Bianchi als Wandgemälde in der Ambrosiana ausführen liess.

 

 

Andrea Bianchis Kopie von Leonardos
Abendmahl als Wandbild in der Ambrosiana.


 

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Francesco Albani (1578-1660).

Le nozze di Peleo e Teti.

Pinacoteca Ambrosiana Milano.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Highlights der Sammlung Ambrosiana

 

Raffael (1483-1520). Schule von Athen. Ausschnitt. Ambrosiana Milano.

 

 

Ausschnitt des Originals im Vatikan.

 

 

Raffael (1483-1520). Schule von Athen, 1511. Vatikanische Museen Rom.

 

Raffaels Vorbereitungs-Karton

 

Zu den bekanntesten Arbeiten Raffaels gehören die Fresken im Vatikan, die >Stanzen. Als Vorbereitung für diese Fresken erstellte der Künstler monochrome Entwürfe im Originalformat (sog. Kartons), die dann auf die Wand übertragen wurden.

 

Der in der Ambrosiana gezeigte «Karton» ist der grösste heute noch erhaltene Entwurf und enthält sämtliche Figuren der «Schule von Athen», wie sie heute im Vatikan zu sehen sind. Der Karton gelangte 1626 in die Sammlung von Kardinal Federico Borromeo und diente fortan den Schülern der «Accademia Ambrosiana» als Anschauungsmaterial.

 

Raffael selbst diente dieser Entwurf für sein Werk

«Philosophie», wie es eigentlich richtig heisst (auch wenn man es heute «Schule von Athen» nennt). Es zeigt im Zentrum die beiden grossen Philosophen Plato (mit dem Finger nach oben zeigend) und Aristoteles (mit dem Buch der Ethik in der Hand).

 

Raffael erhielt den Auftrag dazu von Papst Julius II. Den Namen «Stanza della Segnatura» bekam der Raum unter Papst Paul III, der dort die höchste päpstliche Gerichtsbarkeit versammelte.

 

 

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Michelangelo (1475-1564). Gipskopie der Pietà. Ambrosiana Milano.

 

Michelangelos Pietà: Gipskopie

 

Auch für künftige Bildhauer beschaffte Kardinal Borromeo Anschauungsmaterial: Hier eine Kopie von Michelangelos «Pietà», die als Original im Petersdom in Rom steht. Dort kann man sie heute kaum noch sehen – sie steht weit entfernt von den Besuchern und ist erst noch hinter Panzerglas versteckt. Hier in der Ambrosiana kann man das Werk aus nächster Nähe betrachten.

 

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Caravaggio (1571-1610). Canestra di frutta. Ambrosiana Milano

 

Caravaggios Stillleben

 

Von Caravaggio kennt man vor allem seine biblischen Werke im «chiaro-scuro»-Stil, für die er so berühmt ist. Weniger bekannt sind solche Stills in feinen Farben und zarter Ausführung. An diesem Original Caravaggios dürften die Ambrosiana-Schüler ihre Freue gehabt haben.

 

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Tizian (1490-1576) oder Werkstatt von Tizian. Die büssende Maria Magdalena. Ambrosiana Milano.

 

 

Tizians büssende Maddalena

 

Auch das ein Werk, dass seit der Gründung der Ambrosiana 1618 zur Sammlung gehört. Es ist eine Schenkung von Kardinal Federico Borromeo und dürfte nicht von Meister Tizian selbst stammen, sondern von Mitarbeitern oder Schülern seiner Werkstatt. Für Borromeo kein Problem – als Anschauungsmaterial für die ambrosianer Schüler war das allemal gut genug.

 

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Andrea Appiani (1754-1817). Ritratto di Napoleone Bonaparte. Ambrosiana Milano.

 

Andrea Appiani (1754-1817)

 

Ein waschechter Mailänder, bekannt vor allem für seine Wandgemälde. In Mailand sind seine Werke in zahlreichen Palästen und Kirchen zu finden. Ihm wurde aber auch die Ehre zuteil, als auswärtiges Mitglied in die Académie des Beaux-Arts de Paris aufgenommen zu werden. Und Napoleon ernannte ihn 1805 sogar zum Hofmaler als «Premier Peintre du Roi». Damit hatte er ein gutes Gehalt und ein gutes Leben. Doch nach Napoleons Sturz 1815 gings bergab. Appiani musste vom Verkauf seiner Werke leben und starb nach zwei Schlaganfällen fast mittellos zwei Jahre später, 1817.

 

 

 

Sandro Botticelli (1445-1510). Madonna mit Kind und Engeln, 1493. Pinacoteca Ambrosiana.

 

Sandro Botticelli (1445-1510)

 

Zwar vor allem bekannt für seine mythologischen Werke, startete Botticelli seine Karriere mit Madonnenbildern und religiösen Darstellungen. 1480 machte er Furore mit seiner «Madonna con il bambino e cinque angeli», heute ein Highlight in der >Galleria degli Uffizi in Florenz.

 

Auch das Werk hier in der Pinacoteca Ambrosiana weist die soften Hauttöne auf, die seinen neuen charakteristischen Malstil begründeten. Und einmal mehr stattet er die Jungfrau Maria mit einem überaus lieblichen Madonnengesicht aus.

 

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Carlo Francesco Nuvolone (1608-1662). Susanna e i vecchioni. Ambrosiana Milano.

 

 

Carlo Francesco Nuvolone (1608-1661)

 

Lombardischer Maler des Barock mit Schwerpunkt auf biblischen Themen. Seine Malerei erinnert in etwas an den spanischen Maler Murillo, aber es ist nicht überliefert, dass er diesen gekannt haben könnte. Immerhin wurde sein eigener Stil schon so beliebt, dass man von einer «Maniera nuvoloniana» zu sprechen begann. In diesem Gemälde verarbeitet er das biblische Thema «Susanna im Bade», das auch «Susanne und die zwei Alten» heisst.

 

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Fotos / Diashow