Alexander Calder (1898-1976)


Beim US-amerikanischen Künstler denkt man in erster Linie an seine filigranen Skulpturen, die sich elegant im Wind bewegen – an seine Mobiles. Aber er kann auch anders. Er produziert auch Stabiles und stellt diese als monumentale Stahlskulpturen auf öffentliche Plätze bedeutender Städte – weltweit.

 

 

Alexander Calder, 1947. Foto Carl
Van Vechten, WikiCommons.

 

 

Alexander Calder wird 1898 in Lawnton, Pennsylvania, in eine künstlerisch geprägte Familie geboren. Schon sein Grossvater und sein Vater waren Bildhauer, die Mutter Malerin. So wäre es fast logisch gewesen, dass auch Alexander diesen Weg einschlägt. Aber zunächst will er Maschinenbau studieren. 1923 packt ihn die Lust auf Kunst aber doch und er beginnt ein Studium an der Art Students League in New York.

 

Gegen Ende der 1920er-Jahre zieht er nach Paris. Dort trifft er auf Künstler wie >Joan Miró, >Fernand Léger und >Marcel Duchamp. 1930 lernt er in Paris >Piet Mondrian kennen. Dessen geometrische Formen faszinieren ihn. Calder befasst sich jetzt auch mit abstrakter Kunst und der De-Stijl-Bewegung. Nun entwickelt er seine ersten Draht-Skulpturen und schliesslich jene Kunstform, für die er weltberühmt werden sollte: die Mobiles. Der Begriff «Mobiles» soll von Marcel Duchamp geprägt worden sein.

 

Die Mobiles werden zu Calders Markenzeichen und revolutionieren die moderne Skulptur. Sie ist damit nicht mehr statisch, sondern dynamisch. Calder geht es um Balance und Bewegung.

 

Parallel zu den Mobiles schafft Calder aber auch so genannte «Stabiles» – also statische Skulpturen. Diese meist aus Stahl. Und in monumentalen Ausmassen. Er platziert sie im öffentlichen Raum vieler bedeutender Städte.

 

 

Alexander Calder (1898-1976). Crinkly
avec disc rouge, 1973. Schlossplatz
Stuttgart. Foto Rufus46, WikiCommons.

 

 

In seinen späten Jahren stehen auch auch kleinere Arbeiten auf Calders Programm, wie Schmuck, Druckgrafiken und Gemälde.

 

Alexander Calder stirbt 1976 im Alter von 78 Jahren in New York. Seine Arbeiten haben weltweit Anerkennung gefunden und sind in vielen Museen anzutreffen – vor allem aber im öffentlichen Raum in vielen Metropolen der ganzen Welt.

 

Calder wird mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Darunter mit einer Goldmedaille für Bildhauerei der American Academy of Arts and Letters und 1977 posthum mit der Presidential Medal of Freedom, der höchsten zivilen Auszeichnung der USA.

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Alexander Calder (1898-1976). Stabile-Mobile,
1965. Skulpturenpark Gianadda Martigny.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alexander Calder (1898-1976). Le Phoque, 1949. Kunstmuseum Basel.

 

Alexander Calder (1898-1976).
The Tree, 1966. Fondation Beyeler Riehen-Basel.

 

Alexander Calder (1898-1976). Cello auf einer Spindel. Eisenblech, Holz. 1937. Kunsthaus Zürich.

 

Mobiles und Stabiles

 

Begonnen hat Calder seine künstlerische Tätigkeit in den 20er-Jahren mit Drahtfiguren, leicht und verspielt.

 

Le Phoque (der Seehund) von 1949 steht stabil und breitbeinig da. Obwohl sehr reduziert, ist er sofort als Seehund zu erkennen und wirkt sehr lebendig. Er scheint mit Bällen zu balancieren. Ein sehr schönes Beispiel für Kombination von Stabile und Mobile: Die beweglichen Teile schwingen im Luftzug leicht und frei. Das passt zur Aussage des Künstlers: «Wenn ich an etwas arbeite, habe ich zwei Dinge im Sinn. Das erste ist, es lebendig zu machen. Zweitens muss ich immer das Gleichgewicht im Auge behalten.»

 

So richtig mit den Lüften spielen kann diese bewegliche Skulptur The Tree von 1966, weil sie im Freien steht und Wind und Wetter ausgesetzt ist. Die Basis bildet zwar ein eisernes Stabile, aber die aufgehängten Metallteile flattern im Wind. Auch bei dieser Konstruktion geht es dem Künstler darum, bei aller Mobilität die Balance zu wahren. Mit solchen Werken hat Calder der modernen Skulptur Leben und Beweglichkeit eingehaucht.

 

Das «Biegen, Falten und Formen» sei seine liebste Tätigkeit, sagte er einmal. Bei diesem Cello auf einer Spindel aus dem Jahr 1937 handelt es sich um einen Mobile-Stabile-Hybrid. Das aus Abfallblech gefertigte Objekt ist zwar beweglich auf einer Spindel befestigt – aber weil das Kunsthaus Zürich nicht möchte, dass man es bewegt, wirkt es eher wie eine stabile surreale Skulptur. >mehr

 

 

Alexander Calder (1898-1976). Der Hellebardier, 1971. Sprengel Museum Hannover. Foto Jim Champion, Wiki-Commons.

 

Alexander Calder (1898-1976). Flamingo, 1974. Foto JeremyA, WikiCommons.

 

Alexander Calder (1898-1976). L'Homme, 1967. Parc Jean Drapeau, Montreal. Foto
von Idej Elixe, WikiCommons.

 

 

Monumentales für öffentliche Plätze

 

Der acht Meter hohe Hellebardier ist ein Geschenk des Kunstsammlers Bernhard Sprengel an die Stadt Hannover. Zunächst vor dem Opernhaus aufgestellt, wurde das monumentale rote Gebilde nach heftigen Bürgerprotesten gegenüber dem Sprengel Museum Hannover platziert.

 

Noch mächtiger ist der 16 Meter hohe Flamingo. Er befindet sich auf der Federal Plaza in Chicago, ist aus 50 Tonnen Stahl gefertigt und zinnoberrot. Diese Farbe wird inzwischen auch als Calder-Rot bezeichnet.

 

Flamingo war ein Auftragswerk an den Künstler durch die Stadt Chicago. Die mächtige Skulptur wurde am 25. Oktober 1974 der Öffentlichkeit präsentiert und begeistert aufgenommen. Der Anlass wurde mit einem Fest verbunden und das Datum sogar zum «Alexander-Calder-Tag» erklärt.

 

Noch ein Werk der gröberen Sorte. L'Homme steht in Montreal und dürfte das grösste aller Calder-Stabiles weltweit sein. Der Künstler erklärt den Unterschied zwischen Stabiles und Mobiles übrigens ganz fassbar: «Um ein Stabile muss man herum gehen – ein Mobile tanzt vor einem».

 

Das stählerne Konstrukt streckt sich in eine Höhe von achtzig Fuss, ist also fast 25 Meter hoch. Produziert wurde das Stahlmonster bei einem Metallbauer in Frankreich. Calder lieferte das Modell und die auf Stahlkonstruktionen spezialisierte Firma schweisste die Skulptur aus Platten und Profilen zusammen – alles unter der Aufsicht des Künstlers. Um sie als Mann (L'Homme) zu erkennen, muss man sich ziemlich anstrengen.

 

Alexander Calder (1898-1976). Stabile-Mobile, 1965. Skulpturenpark Gianadda Martigny.

 

Das Stabile-Mobile von Martigny

 

Dieses Werk steht in der Schweiz, im prächtigen Skulpturenpark der >Fondation Gianadda im Wallis. Es vereint die beiden ikonischen Schöpfungen Calders, das Mobile und das Stabile. Die Basis besteht aus einer fixem Stahlkonstruktion, der obere Teil ist frei schwingend und kann sich spielend im Wind bewegen.

 

 

Alexander Calder (1898-1976). Spirale segmentée, 1974. Fondation Van Gogh, Arles. Omer Tiroche Gallery, London.

 

Abstrakte Malerei

 

In Calders Spätphase entstehen zwar noch immer grosse Skulpturen, aber auch kleinere Arbeiten wie Schmuck, Grafiken und Gemälde. Diese enthalten oft Elemente von >Piet Mondrian.

 

Schon 1930 hat Calder das Atelier von Mondrian in Paris besucht und ist angetan von dessen abstrakten und geometrischen Arbeiten. Von Piet Mondrian übernimmt er auch die reinen Farben und die klaren Linien.

 

 

Alexander Calder (1898-1976). Homage to Jerusalem, 1976. Monte Herzl, Jerusalem. Foto Marco Plassio, WikiCommons.

 

 

 

Homage to Jerusalem – sein letztes Werk

 

Es entsteht kurz vor seinem Tod 1976. Die monumentale Skulptur befindet sich in Jerusalem am Monte Herzl, der Gedenkstätte für israelische Staatsführer und Opfer des Zionismus. Die Stahlkonstruktion ist 15 Meter hoch und mit dem typischen «Calder-Rot» bemalt. Sie wurde anlässlich des Jahrestages nach dem Sechstagekrieg von 1967 geschaffen. Calder hätte sie gerne als ein Symbol für den Frieden gesehen.

 

Nun ist «Homage to Jerusalem» immerhin ein typisches Beispiel für seine beeindruckenden monumentalen Stabiles – in seinem Calder-Rot.