Peggy Guggenheim (1898-1979)

– Ein Leben für die Kunst


So heisst der grossartige Dokumentarfilm von Lisa Immordino Vreeland über diese Kunst-Verrückte und Kunst-Sammlerin mit der einmaligen und spektakulären Biographie. Wer hat schon einen Vater, der mit der Titanic untergeht. Peggy schon.

 

 

Filmplakat

 

 

 

Geboren wird Peggy Guggenheim 1898 in New York, in eine reiche Familie mit schweizerisch-deutschen Wurzeln. Als Kind ist sie unglücklich – ohne Freunde, kränklich, von den Eltern verhätschelt. Als sie 13 Jahre alt ist, geht ihr Vater mit der Titanic unter, überlässt seiner Geliebten den Platz im Rettungsboot.

 

Peggy erbt 450'000 Dollar und geht 1921 nach Paris, wo sie sich in das süsse Leben der Künstler und Schriftsteller stürzt. Sie lernt den Meister der Avantgardisten, Marcel Duchamp, kennen. Dieser führt sie in die moderne Kunst ein. «Vor ihm hatte ich keine Ahnung von moderner Kunst», sagt sie später einmal.

 

Duchamp berät sie auch bei der Eröffnung ihrer Galerie «Guggenheim Jeune London», die sie 1938 mit einer Jean-Cocteau-Ausstellung eröffnet. Sie lernt schnell, entwickelt ein Näschen für Kunst und kauft Werke von Avantgardisten wie Braque, Dalí, Brancusi, Picasso, Kandinsky, Chagall, Mondrian und so weiter.

 

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939/40 erweitert sie ihre Sammlung täglich: «In Paris konnte man damals sehr leicht Bilder kaufen, denn der Krieg war gerade ausgebrochen und die Leute verliessen die Stadt. Sie versuchten, ihre Bilder zu verkaufen, sie zu verstecken oder sonst wie loszuwerden».

 

1949 eröffnet sie in Venedig ihr eigenes «Kunsthaus»: Sie überführt ihre Sammlung in den frisch erworbenen «Palazzo Venier dei Leoni» am Canal Grande, von dem aber nur das unterste Stockwerk steht. Dort lebt sie mit ihren Bildern.

 

Anfang der 1960er Jahre gibt Peggy Guggenheim die Sammlertätigkeit auf. Sie sagt, die überrissenen Preise auf dem Markt für zeitgenössische Kunst würden ihr die Lust aufs Sammeln nehmen. 1969 zeigt sie ihre Sammlung noch im >Solomon R. Guggenheim Museum in New York.

 

Peggy Guggenheim lebt bis an ihr Lebensende 1979 in Venedig. Sie ist neben ihren Hunden im Garten des Palazzo Venier beerdigt, der später «Nasher Sculpture Garden» genannt wird.

 

Noch vor ihrem Tod 1979 vermacht Peggy ihren Palazzo und die Sammlung der R. Guggenheim Foundation, einer Stiftung, die ihr Onkel Solomon 1937 ins Leben gerufen hatte. Heute ist ihr ehemaliger Palazzo das
>Museum Collection Peggy Guggenheim.

 

 

>mehr über die Guggenheim-Familie

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Ausschnitt aus dem Filmplakat

«Peggy Guggenheim – Ein Leben für die Kunst»

 

 

 

 

 

 

Peggy Guggenheim «Ich habe alles gelebt».
Autobiographie, erschienen im Verlag Bastei Lübbe

 

 

 

 

 

«Ich habe alles gelebt»

 

So lautet der deutsche Titel ihrer Autobiographie, die sie 1946 verfasste. Sie sammelt nicht nur Kunst, sie scheint auch Männer zu sammeln. Sie ist mit dem Schriftsteller Samuel Beckett liiert und hat mehrere Künstler wie >Marcel Duchamp, Yves Tanguy und >Jackson Pollock als Liebhaber.

 

Zweimal geht sie eine Ehe ein, zuerst mit dem französischen Maler und Bildhauer Laurence Vail, dann mit dem berühmten Surrealisten >Max Ernst. Beide Ehen halten nicht.

 

Peggy Guggenheim führt ein unstetes Leben, wohnt in New York, Paris, London, reist viel, ist Gast auf Partys und organisiert laufend eigene, logiert in Luxushotels.

 

Marcel Duchamp (1887-1968). Nu, esquisse, jeune homme triste dans un train, 1911-12. Peggy Guggenheim Collection Venice.

 

Die Sammlerin: Täglich ein neues Bild

 

1938 eröffnet sie in London ihre Galerie «Guggenheim Jeune». Marcel Duchamp berät sie dabei. «Vor ihm hatte ich keine Ahnung von moderner Kunst», sagt sie in ihrer Autobiographie.

 

Danach kehrt sie nach New York zurück und eröffnet dort ihre heute noch berühmte «Gallery Art of This Century». Auch hierbei unterstützt sie Marcel Duchamp, der grosse Kenner der Avantgardisten-Szene.

 

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939/40 erweitert sie in Paris ihre Sammlung täglich: «In Paris konnte man damals sehr leicht Bilder kaufen, denn der Krieg war gerade ausgebrochen und die Leute verliessen die Stadt. Sie versuchten, ihre Bilder zu verkaufen, sie zu verstecken oder sonst wie loszuwerden. Ich nahm mir vor, nicht mehr als ein Bild pro Tag zu kaufen», schreibt sie in ihrer Autobiographie.

 

 

Peggys Museum am Canal Grande in Venedig.

 

 

Modell des Palazzo Venier dei Leoni – wie er hätte werden sollen.

 

Das eigene Museum in Venedig

 

1948 stellt sie ihre inzwischen umfangreiche Sammlung an der Biennale von Venedig vor.

 

1949 erwirbt Peggy Guggenheim einen unfertigen Palast, den «Palazzo Venier dei Leoni». Von diesem steht erst das unterste Geschoss. Dieses baut sie für ihre Kunstsammlung aus und lebt auch dort – mitten in ihren Bildern. Nach ihrem Tod 1979 wird der Palazzo in ein Museum umgebaut, das heute zur Solomon R. Guggenheim Foundation gehört.

 

Wie der fertige Palazzo Venier dei Leoni hätte aussehen sollen, wenn er denn gebaut worden wäre, zeigt ein Modell im städtischen Museum Correr. Ein prächtiges Gebäude, das da die Familie Venier geplant hatte. Die Veniers stellten im 15./16. Jht mehrere Dogen. Trotzdem ging ihnen das Geld aus – das Projekt war zu ehrgeizig. Bis zum ersten Stock reichte es, dann war Schluss. «Leoni» (Löwen) hätte der Palazzo heissen sollen, weil die Familie Venier in ihrem Garten Löwen gehalten haben soll.

 

 

>mehr über das Guggenheim-Museum Venedig

 

 

 

 

 

 

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