Venedig: Museo Peggy Guggenheim


Ein kleines schmuckes Museum in einem Palazzo an idyllischer Lage am Canal Grande. Klingt gut – aber eigentlich ist das Gebäude für ein Museum nicht wirklich geeignet. Die Räume sind zu eng, da hängen einem die Bilder buchstäblich vor der Nase. Der gewaltige Publikumsansturm spricht zwar für die Qualität des Museums, fördert aber die gefühlte Enge nur noch.

 

 

Museo Peggy Guggenheim Collection im Palazzo
Venier dei Leoni am Canal Grande.
Foto Google Earth.

 

 

 

Eingang zum Guggenheim Museum

 

 

Warteschlange vor dem Museum

 

 

Als Peggy Guggenheim 1948 von New York nach Venedig zieht und sich eine Bleibe sucht, geht es auch noch gar nicht um ein Museum. Sie möchte einfach ihre Kunstsammlung in ihrer Wohnung unterbringen. Und so ihren Werken nahe sein. Deshalb erwirbt sie 1949 einen Palazzo am Canal Grande – einen unfertigen. Den «Palazzo Venier dei Leoni». Von diesem steht erst das unterste Geschoss. Wie der fertige Palazzo hätte aussehen sollen, wenn er denn gebaut worden wäre, zeigt ein Modell im städtischen >Museum Correr. Ein prächtiges Gebäude, das da die Familie Venier geplant hatte. Die Veniers stellten im 15./16. Jht mehrere Dogen. Trotzdem ging ihnen das Geld aus – das Projekt war zu ehrgeizig. Bis zum ersten Stock reichte es, dann war Schluss.

 

 

Der geplante, aber nie realisierte Palazzo
Venier dei Leoni als Modell. Ausgestellt im
Museo Correr, Venedig.

 

 

 

Peggy Guggenheim (1898-1979) stammt aus einer berühmten Familie mit Schweizer Wurzeln, die in den USA mit Blei- und Silberminen zu einem Vermögen kommt >mehr

 

Als sie 14 Jahre alt ist, stirbt ihr Vater – und das spektakulär: Er geht mit der Titanic unter. Peggy erbt 450'000 Dollar und zieht 1921 nach Paris, wo sie sich in das süsse Leben der Künstler und Schriftsteller stürzt.

Sie lernt den grossen Meister der internationalen Avantgardisten kennen: >Marcel Duchamp. Dieser führt sie in die moderne Kunst ein.


1938 eröffnet sie ihre Galerie «Guggenheim Jeune» in London, beraten von Marcel Duchamp. Peggy lernt schnell, entwickelt ein Näschen für Kunst und kauft Werke von Avantgardisten wie Braque, Dalí, Brancusi, Picasso, Kandinsky, Chagall, Mirò, Mondrian und so weiter. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs erweitert sie ihre Sammlung von Paris aus. 1942 bis 1947 führt sie in New York die avantgardistische «Gallery Art of This Century».

 

Dann zieht sie nach Venedig, wo sie 1948 an der Biennale ihre Sammlung ausstellt. Ein Jahr später erwirbt sie den unfertigen Palazzo Venier dei Leoni am Canal Grande. Hier bringt sie ihre modernen Werke unter – und lebt auch im Palazzo.

 

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>Die Guggenheim-Museen

 

>Guggenheim Museum Bilbao

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Marcel Duchamp (1887-1968). Nu, esquisse, jeune homme triste dans un train, 1911-12. Peggy Guggenheim Collection.

 

Marcel Duchamp (1887-1968)

 

Zu Duchamp, der Leitfigur der Avantgardisten, hat Peggy Guggenheim einen besonderen Draht. Er ist nicht nur ihr zeitweiliger Lover, er berät sie auch bei ihrer Tätigkeit als Kunstsammlerin.

 

«Vor ihm hatte ich keine Ahnung von
moderner Kunst»
, sagt sie in ihrer Autobiographie. Duchamp hilft ihr beim Aufbau ihrer ersten Galerie in London (Guggenheim Jeune, 1938) und später dann (1942) in New York (Gallery Art of this Century).

 

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Max Ernst (1891-1976). L'antipapa, 1942. Peggy Guggenheim Collection.

 

Max Ernst (1891-1976)

 

Peggys zweiter Ehemann (nach dem französischen Maler und Bildhauer Laurence Vail). Als Max Ernst 1940 in Paris mit den deutschen Besatzern Probleme bekommt, verhilft ihm Peggy zur Flucht. Dank ihren guten Beziehungen (und ihrer Finanzkraft) verschafft sie ihm ein US-Visum und fliegt dann mit ihm via Portugal nach New York. Und das in einem «Clipper», einem luxuriösen Wasserflugzeug, das sich nur die Betuchten leisten können.

 

Im Dezember 1941 heiraten die beiden. Die Ehe ist keine glückliche. Es zeigt sich, dass Peggy ihn mehr liebt als er sie. Schon 1942 lernt Ernst die Malerin Dorothea Tanning kennen. Er trennt sich von Peggy, die Scheidung folgt 1946.

 

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Jackson Pollock (1912-1956). Alchemy, 1947. Peggy Guggenheim Collection.

 

Jackson Pollock (1912-1956)

 

Auch mit Pollock ist Peggy zeitweilig verbandelt. Sie kauft ihm Bilder ab, als sein Name noch nicht so gut (und teuer) klingt ist wie heute. Das Bild Alchemy von 1947 gilt als das wahrscheinlich erste Gemälde, das Pollock mit seiner revolutionären Technik des Paint-Drippings erstellt hat. Dabei setzte er seinen ganzen Körper in einem bildgebenden Prozess ein, seine Bewegungen wurden gewissermassen aufgezeichnet.

 

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Joan Mirò (1893-1983). Femme assise II, 1939. Peggy Guggenheim Collection

 

 

Joan Mirò (1893-1983)

 

Diese «Sitzende Frau» von 1939 nimmt Bezug auf den Fall von Barcelona im Januar 1939, als Miròs Geburtsstadt im Bürgerkrieg von Francos Truppen erobert wurde.

 

Die Frau – mit Symbolen für Mutterschaft und Sex versehen – wird vergewaltigt und verstümmelt dargestellt. Im Gegensatz zu einer «sitzenden Frau», die Ruhe ausstrahlen würde. Der Gemäldetitel ist also ironisch (oder zynisch?) gemeint.

 

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Wassili Kandinsky (1866-1944). Weisses Kreuz, 1922. Peggy Guggenheim Collection.
 

 

Wassili Kandinsky (1866-1944)

 

Weisses Kreuz? Ja, oben rechts ist ein weisses griechisch-orthodoxes Kreuz im Bild integriert.
Das Schachbrettmuster erinnert an Kleidungsstücke in russisch-byzantinischen Ikonen. Ihnen steht die Nacht des Weltalls gegenüber, die von schwarzen Linien durchzogen ist, die ein geheimnisvolles Licht abgeben.

 

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René Magritte (1898-1967). L'Empire des lumières, 1953-54. Peggy Guggenheim Collection.

 

René Magritte (1898-1967)

 

Der Meister der Sinnestäuschung spielt hier mit den Tageszeiten. Eigentlich herrscht Tag, wie man am sonnigen Himmel erkennen kann. Aber das beleuchtete Haus sagt, dass es Nacht ist. Will der Künstler damit eine bedrohliche Stimmung verschaffen? Nein, alles bleibt ruhig und friedlich.

 

Zwischen 1948 und 1964 malt Magritte mindestens achtzehn Versionen dieser Lichtzauber-Bilder, die er «Empire des lumières» nennt. Das Exemplar, das im Peggy Guggenheim Museum gezeigt wird, ist das grösste der Serie.

 

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