Mit dem amerikanischen Bundesstaat Louisiana
hat das dänische Museum nichts zu tun. Aber warum heisst es «Louisiana»? Die Antwort ist verblüffend einfach: Louise hiessen alle drei Ehefrauen des Besitzers jener Villa, die am Anfang der Geschichte steht. Der Mann hiess Alexander Brun. Seine Villa liess er 1855 bauen, direkt am Meer in Humlebæk, einem Städtchen an der Ostküste der Insel, auf der Kopenhagen liegt.
Den Garten der Villa aus dem Jahr 1855 zieren Skulpturen von Jean Arp.
Genau 100 Jahre später, 1955, beginnt dann die Geschichte des Museums. Der dänische Geschäftsmann Knud W. Jensen – ein Käsegrosshändler – kauft die Villa und plant zunächst, in ihr moderne dänische Kunst zu präsentieren. Doch es kommt ganz anders.
Seine Architekten Jørgen Bo und Vilhelm Wohlert schlagen dem Museumsgründer vor, die Villa mit einem Erweiterungsbau zu verbinden, und zwar so, dass sich das Publikum durch einen gedeckten Gang zwischen den beiden bewegen kann. Das komplette Museum kann drei Jahre später, 1958, eröffnet werden.
Der gedeckte Gang zum Neubau. Davor stehen Skulpturen von Max Ernst.
Der Neubau für Sonderausstellungen.
Die Sammlung des Museums besteht nicht nur aus Skulpturen, sondern umfasst auch zeitgenössische Malerei von einheimischen Künstlern wie Asger Jorn und amerikanischen Topshots wie Andy Warhol oder Roy Lichtenstein und deutschen Künstlern wie Kiefer und Baselitz. Insgesamt soll die Sammlung 4'000 Werke umfassen.
Neben der Sammlung zeigt das Museum jährlich sechs bis acht Sonderausstellungen. Im Sommer 2024 war auch ein Schweizer Künstler zu Gast: >Franz Gertsch.
Henry Moore (1898-1986).
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Show mit Weltklasse-Bildhauern
Ursprünglich plant der Museumsgründer Knud Jensen (1916-2000), hier moderne dänische Kunst zu zeigen. Aber diese Idee lässt er rasch wieder fallen. Denn seine guten Kontakte zur internationalen Kunstwelt und persönliche Beziehungen zu Künstlern mit grossen Namen wie Henry Moore, Jean Arp, Jean Dubuffet oder Alberto Giacometti bieten ganz neue Möglichkeiten.
Innert weniger Jahre (ab 1958) baut Jensen einen grossartigen Skulpturenpark auf, in dem auch Werke von Alexander Calder, Henri Laurens, Louise Bourgeois, Max Ernst, Max Bill, Joan Miró und so weiter platziert werden. Die grossen Namen sind es, die das Publikum in Scharen anlocken – aber auch der grosszügige und prächtig zum Meer hin gelegene Park selbst. Dieser hat sich zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Heute soll Knud Jensens Museum das meistbesuchte von ganz Dänemark sein – mit 600-700'000 Besuchern jährlich.
Eine Grossskulptur von >Henry Moore empfängt die Besucher schon vor der Villa. Im weitläufigen Park trifft man dann auf zahlreiche weitere Arbeiten des berühmten Briten.
Im Vorgarten der alten Villa stehen Skulpturen von >Jean Arp und entlang des gedeckten Ganges zum Neubau eine Serie von >Max Ernst. Hier verweilen ganze Schulklassen, um Ernsts spassige Figuren wie «Le grand génie» abzuzeichnen und zu malen.
Am unteren Ende des Parkes thront die «Grande femme debout à la draperie» des berühmten französischen Sculpteurs >Henri Laurens. Die «Grande femme» lädt zu näherer Betrachtung ein, denn sie unterscheidet sich mit ihren aufgesetzt wirkenden winzigen Brüsten vom sonst eher voluminösen Stil des Künstlers ganz erheblich.
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Alberto Giacometti (1901-1966). Femmes de Venise, 1956. Louisiana Museum Kopenhagen.
Louise Bourgeois (1911-2010). Spider, 2003. Louisiana Museum Kopenhagen.
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Grosse Sammlung von Giacometti-Werken
Das Museum verfügt über eine bemerkenswerte Sammlung mit Werken von Alberto Giacometti. Darunter sind auch übergrosse Skulpturen seiner «dürren Figuren», die ihn weltberühmt gemacht haben: Stehende Frauen und eine Serie der «Femmes de Venise» aus dem Jahr 1956.
Louise Bourgeois' Spinnenmonster
Seit 1947 ist Bourgeois von Spinnen angetan. Sie fertigt sie in zahllosen Ausführungen und Dimensionen. Das hier im Museum gezeigte Werk ist mittelgross, aber immer noch monumental. Die berühmteste aller Bourgeois-Spinnen steht im Guggenheim-Museum in Bilbao. Sie heisst «Maman» und ist fast zehn Meter hoch. >mehr
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Asger Jorn (1914-1973). Titania II, 1940-41. Louisiana Museum Kopenhagen.
Asger Jorn (1914-1973). The Still of the Eye, 1971. Louisiana Museum Kopenhagen. |
Asger Jorn (1914-1973)
Der einheimische Künstler Asger Jorn stammt aus Aarhus. Er ist Maler, Grafiker, Keramiker und Schriftsteller. 1936 zieht er nach Paris und studiert in >Fernand Légers «Académie Contemporaine». Während der deutschen Besetzung Dänemarks im Zweiten Weltkrieg kehrt er als aktiver Kommunist und Widerstandskämpfer nach Dänemark zurück.
Anfang 1950 malt Asger Jorn eine Reihe von Kriegsvisionen, die von der Angst vor einem Atomkrieg geprägt sind. In seinen Werken beschört er die Gespenster des Krieges und des Todes.
Dann lebt und arbeitet er in der Nähe von Paris, hier mit seiner Frau und Kindern – in erbärmlicher Armut. 1951 erleidet er eine schwere Tuberkulose und bricht körperlich zusammen. Er kehrt nach Dänemark zurück und kommt in ein Tuberkulose-Sanatorium. Während eineinhalb Jahren im Sanatorium ist sein Zustand kritisch, aber dann kann er wieder malen.
Nach dem Aufenthalt im Sanatorium lebt Asger Jorn 1952 kurz in der Schweiz. Ab 1955 wohnt und arbeitet er in Paris und in Genua. Jorn stirbt 1973 in seiner Heimatstadt Aarhus. Er ruht auf dem Friedhof von Grötlingbo auf Gotland.
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Fotos / Diashow |
Sonderausstellung 2024 |
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Franz Gertsch (1930-2022). Silvia, 2001-02. Museum Franz Gertsch, Burgdorf. |
Franz Gertsch (1930-2020)
Dem Schweizer Künstler aus Burgdorf BE bietet das Museum im Sommer 2024 eine gross angelegte Ausstellung, in der auch die eindrücklichen Holzschnitte gezeigt werden, die Gertsch nach fotografischen Vorlagen erstellte.
Wie diese handwerklich höchst anspruchsvollen und einzigartigen Werke zustande kamen, hier
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