Ein Kunstmuseum an prächtigster Lage in der Alstadt Sions – in einem Schloss. Dieses besteht aus zwei Gebäuden: dem Majorie und dem Vidomnat. Der Majorie ist ein hoher Turm aus dem 13. Jahrhundert, geschützt durch imposante Terrassenmauern; das Vidomnat unterhalb besteht aus zwei dreistöckigen quadratischen Türmen aus dem 12. Jahrhundert. Hier residierten einst die Fürstbischöfe von Sitten.
Schloss Majorie, Sitz des Musée d'Art du Valais.
1840 leisteten sich dann die Bischöfe einen Palast in der Nähe der Kathedrale von Sion. Der Kanton erwarb das Schloss Majorie – und richtete dort eine Kaserne ein.
Hundert Jahre später, 1940, löste der Kanton seine Kaserne im Schloss auf. Im gleichen Jahr starb der einheimische Maler Raphy Dallèves. Dieser vermachte der Stadt und dem Kanton seine gesamte Sammlung – unter der Auflage, dass man ein Museum in seinem Namen einrichte.
Musée d'Art du Valais, Sion.
Schloss Majorie, Sion.
Musée d'Art du Valais, Plakat.
Das Museum konnte dann 1947 eröffnet werden – aber man nannte es nicht nach Dallèves, sondern Musée d'Art du Valais. Und weil der Kanton dem testamentarischen Wunsch des Künstlers nicht entsprochen hatte, gab man 1996 den Erben einen Teil der Werke des Nachlasses wieder zurück.
Heute zeigt das Museum nicht nur Werke aus der Savièse-Schule (eine Gemeinde am Berghang oberhalb Sittens), sondern auch von anderen einheimischen Künstlern, vornehmlich Landschaften und Darstellungen von Walliser-Szenen. Dazu finden regelmässig Wechselausstellungen von zeitgenössischer Kunst mit Bezug zum Wallis statt.
Titelbild (Ausschnitt)
Raphael Ritz (1829-1894). Vue du château de
la Majorie à Sion, 1888. Musée d'Art du Valais.
Museen Wallis
>Fondation Pierre Gianadda, Martigny
Raphy Dallèves (1878-1940). Waschhaus in Hérémance, 1903. Musée d'Art du Valais.
Raphy Dallèves (1878-1940). L'homme à l'écuelle, 1910. Musée d'Art du Valais.
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Raphy Dallèves – Initiator des Museums
Er kommt 1878 in Sion zur Welt und besucht dort auch das Collège, wo er Unterricht in Zeichnen und Malen bekommt. Als 20jähriger setzt er 1899 seine Studien in Paris in der >Académie Julian und in der >Ecole des Beaux-Arts fort. 1903 gehört er zu den Gründern der Savièse-Sektion der Gesellschaft Schweizerischer Maler und Bildhauer. Einen besonderen Draht hat er zum Waddtländer Maler >Ernest Biéler, der ab 1900 in Savièse arbeitet.
Dallèves spezialisiert sich auf das Porträtieren von Menschen im täglichen Leben. Einzelausstellungen hat er nur wenige, zeigt aber seine Werke in Berlin, München und Rom. Seine letzte Ausstellung findet 1936 im Saal des Casinos von Sion statt.
Dallèves stirbt am 6. Juli 1940 in seiner Heimatstadt Sion. In seinem Testament vermacht er sein gesamtes Werk der Stadt und dem Kanton Wallis – unter der Auflage, dass ein Museum eingerichtet werde, das seinen Namen trägt. Das Museum kommt zwar 1947 zustande – läuft aber nicht unter Dallèves Namen, sondern als Musée d'Art du Valais. Immerhin darf man Dallèves als Initiator des Museums bezeichnen.
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Raphael Ritz (1829-1894). Wallfahrt oder Predigt in Longeborgne, 1868.
Raphael Ritz (1829-1894). Lesende Frau in einer Küche von Schloss Valère, 1881.
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Raphael Ritz – der «Alpen-Raffael»
Mit ganzem Namen heisst er Maria Joseph Franz Anton Raphael Ritz. Er kommt 1829 in Brig zur Welt und macht eine Lehre als Kirchenmaler in Stans. Ab 1853 studiert er Malerei an der renommierten Düsseldorfer Kunstakademie. In den 1860ern muss er sich schon einen klingenden Namen gemacht haben – immerhin gehört u.a. auch Wilhelm I, König von Preussen, zu seinen Kunden.
In den 1870ern beschäftigt er sich auch auf naturwissenschaftlichem Gebiet und veröffentlicht Schriften über Archäologie, Geologie, Botanik und Geschichte. Er ist auch Mitglied im Schweizer Alpenclub.
Den Spitznamen «Alpen-Raffael» bekommt er aber nicht deswegen. Diesen hat man ihm im fernen Düsseldorf verpasst, weil er sich mit seiner perfekten Bergmalerei und Abbildungen der Alpen-Menschen im Alltag einen Namen gemacht hat. |
Ernest Biéler (1863-1948). Mère et enfant, 1907.
Ernest Biéler (1863-1948). Lämmer, 1913.
Ernest Biéler (1863-1948). Saviésanne, 1925. |
Ernest Biéler und die Savièse-Schule
Ernest Biéler ist eigentlich Waadtländer (geboren in Rolle), aber als er sich 1889 – erst 26 Jahre jung – in Savièse oberhalb Sitten niederlässt, wird er zum Walliser. Hier bildet er zusammen mit einheimischen Künstlern die so genannte «Schule von Savièse», die einen dekorativen Stil pflegt und in diesem Walliser Landschaften und deren Menschen im Alltag darstellt. Dieser Malstil hat eine gewisse Nähe zur >Neuen Sachlichkeit.
Ernest Biéler zieht schon mit 17 nach Paris und studiert dort an der >Académie Julian und an der >Académie Suisse. Seinen Lebensunterhalt verdient er u.a. mit Illustrationen von Romanen.
An der Weltausstellung 1889 in Paris wird man auf ihn aufmerksam – er gewinnt eine Silbermedaille und wird in die Ehrenlegion aufgenommen.
Endgültig zum Walliser wird er 1903, als er mithilft, die «Société des traditions valaisannes» zu gründen. Diese setzt sich für die Bewahrung kultureller Traditionen im Wallis ein. Biéler ist auch für seine Fresken, Glasmalereien und Mosaiken bekannt, darunter im Bundeshaus in Bern und im Saal des Walliser Grossen Rates in Sion. In den Jahren 1926 und 1927 ist er Mitglied der Eidgenössischen Kunstkommission.
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Le Sublime dans les Alpes / Das Erhabene der Alpen |
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Alexandre Calame (1810-1864). Torrent de montagne par orage, 1848. |
Alexandre Calame – malen mit einem Auge
Alexandre Calame kommt in Vevey zur Welt. Mit zehn Jahren verliert er beim Spiel mit anderen Buben ein Auge. Die Familie zieht 1824 nach Genf. Alexandres Vater, ein Steinhauer, stirbt 1826 bei einem Berufsunfall. Er hinterlässt seinem Sohn Schulden. Der junge Alexandre verkauft farbige Drucke an Touristen, um die Schulden zu tilgen. Dann beginnt er eine Banklehre bei Diodati-de- Morsier. Dieser erkennt Calames künstlerisches Talent und offeriert ihm Unterricht beim bekannten Genfer Landschaftsmaler >François Diday (1802-1877). Der ist von Alexandre überzeugt und meint: «Si celui-ci ne réussit pas, personne ne réussira». Drei Jahre lang geht er bei Diday in die Schule.
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François Diday (1802-1877). Chemin du col du Grimsel à la Handeck, 1855. |
François Diday – Meister der Alpenlandschaft
Der Lehrer von Alexandre Calame wird 1802 in Genf geboren. Er selbst studiert an der Kunstschule der Societe des Arts in Genf. Anfänglich malt und verkauft er Veduten an Touristen. 1823 ist er ein paar Monate im Atelier von Antoine Jean Gros in Paris tätig und lässt sich dann in seiner Vaterstadt nieder, wo er 1823 auch sein Debüt im Salon der Genfer Société des Arts gibt. Er spezialisiert sich auf die Schweizer Alpenlandschaft. Seine Bilder brillieren durch eine fast fotografische Darstellung der Natur.
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Gustave Castan (1823-1892). Le Pigne d'Arolla, 1886. Office fédéral de la culture, Berne. |
Gustave Castan – Schüler von Calame
Auch er stammt aus Genf und bekommt 1843 bis 1848 Unterricht von >Alexandre Calame. Mit diesem reist er nach Italien und ins Berner Oberland. 1852 begegnet er Jean-Baptiste Camille >Corot, der ihn künstlerisch stark beeinflusst. Mit ihm besucht er 1857 den >Pariser Salon. Er pendelt zwischen der Schweiz und Frankreich, entdeckt die Schönheit der Landschaft der Creuse im gleichnamigen Département (zur Loire gehörend). 1865 ist Castan Mitgründer der «Schweizerischen Gesellschaft von Malern und Bildhauern» und wird 1871 deren Vorsitzender.
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Caspar Wolf (1735-1783). Brücke und Dalaschlucht in Leuk, flussabwärts gesehen, 1774-77.
Caspar Wolf (1735-1783). Brücke und Dalaschlucht in Leuk, flussaufwärts gesehen, 1774-77.
Caspar Wolf (1735-1783). Leukerbad (Les Bains de Loèche), 1774-77. |
Caspar Wolf – Pionier der Alpenmalerei
Er stammt aus Muri im Kanton Aargau und gilt als Pionier der Alpenmalerei. Schon in den 1770er-Jahren nimmt er an mehreren Expeditionen in die damals noch völlig wilden Berggegenden teil.
Er kommt 1735 in Muri zur Welt. Sein Vater ist ein verarmter Tischler. Mit vierzehn kann Caspar dank der Unterstützung des Abtes von Muri eine Lehre als Kirchen- und Landschaftsmaler beginnen. Nach der Lehre reist er nach München, Passau und Augsburg, wo er Jakob Weyermann begegnet, einem Schweizer Landschaftsmaler.
1760 kehrt er nach Muri zurück und malt
Ab 1773 unternimmt er mehrere Expeditionen ins Berner Oberland – im Auftrag des Berner Verlegers Abraham Wagner, der die Herausgabe eines Buches über die Schweizer Alpen plant.
Auf diesen Expeditionen schafft Caspar Wolf mehr als 150 Illustrationen für das geplante Buch. Von seinen Skizzen erstellt er zuhause auch Ölgemälde. Diese lassen sich aber nur schwer verkaufen.
Wegen einer Nierenkrankheit muss er ab 1780 auf Schloss Bensberg in Nordrhein-Westfalen zur Kur. Am 6. Oktober 1783 stirbt er – völlig verarmt und vergessen – in Heidelberg.
Grössere Werksgruppen von Wolfs Landschaften sind auch im Kunst Museum Winterthur Reinhart zu sehen, im Aargauer Kunsthaus und im Kunstmuseum Basel. Die grösste Sammlung findet sich in seinem Museum im Kloster Muri.
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Fotogalerie Musée d'Art du Valais, Sion
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