Fotografie und Kunst

 

Kunst und Fotografie lassen sich heute nicht mehr trennen. Sie gehören zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Fotografie wird dann zur Kunst, wenn künstlerische Ideen und Visionen umgesetzt werden.

 

Ab diesem Moment funktioniert die Fotografie wie
die Kunst: Bei der Preisgestaltung kommt es dann nicht mehr allein auf das Werk an, sondern in erster Linie auf den klingenden Namen des Künstlers oder der Künstlerin. Ist der Name mal berühmt, werden auch Fotografien zu fantastischen Millionenbeträgen gehandelt.

 

 

Man Ray (1890-1976). Erotique Voilée
(Meret Oppenheim), 1933. Verkauft 2015

an einer Auktion bei Christie's New York

für 4.5 Mio Dollar an einen unbekannten
Sammler.

 

 

 

Um mit Fotografie berühmt zu werden, gehen die Künstler*innen zahllose Wege. Fantasie und Kreativität sind gefragt. Alle grossen Fotograf*innen haben ihren eigenen Weg eingeschlagen.

 

Die berühmten Mode- und Porträtfotografen wie Helmut Newton, Peter Lindberg, Richard Avedon, Annie Leibovitz & Co gehen ihn, indem sie zu den grössten Stars dieser Welt eine persönliche Beziehung schaffen und diese dann in ihren Porträts im besten Licht präsentieren – dabei entstehen echte Kunstwerke.

 

Die Kreativität, sich einen exklusiven Namen in der Fotografie zu schaffen, kennt keine Grenzen.

 

Einer kommt auf die Idee, über Jahre hinweg Kirchen zu fotografieren – so lange, bis er auf diesem Gebiet zur Kapazität wird. Ein anderer fotografiert arrangierte Szenen, die echter wirken als die Realität; ein dritter macht Landschaftsaufnahmen, die es so nicht geben kann: er entfernt den Menschen und dessen Bauwerke – digital am Computer – und schon entsteht die reine, unberührte Natur, wie sie vor Jahrhunderten ausgesehen haben mag. Wieder andere nehmen die Fotografie als Ausgangslage und schaffen davon Gemälde.

 

Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Und den Preisen, zu denen diese Werke an Auktionen gehandelt werden, offenbar auch nicht. Es geht um Millionen von Pfund und Dollars.

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Man Ray (1890-1976). Noire et Blanche, 1926.

Das Bild zeigt die Muse des Künstlers, Kiki de
Montparnasse mit einer afrikanischen Maske.

Das Werk wurde 2017 für stolze 3.3 Mio Dollars

ersteigert.

 

 

 

 

 

 

 

 

Cindy Sherman (1954). Untitled, 1993. Chromogener Farbabzug. Fondation Louis Vuitton Paris.

 

Cindy Sherman (1954). Untitled, 1981.

 

 

Cindy Sherman (1954)

 

Sie kommt in New Jersey zur Welt und wächst in Huntington New York auf. Anfangs interessiert sie sich für Malen, Zeichnen und Skulptur und beginnt ein Kunststudium in Buffalo, aber dann entdeckt sie die Fotografie als künstlerisches Medium.

 

In ihrem New Yorker Studio inszeniert sie Frauen – von der einfachen Hausfrau über Clowns und Vamps bis zu Hollywoodstars. Mit bemerkenswertem Erfolg. In den USA gehört sie heute zu den ganz grossen Namen. Ihre Fotografien erzielen Spitzenpreise.


2011 wird beim Auktionshaus Christie’s eine ihrer Arbeiten für 3.9 Millionen US-Dollar versteigert: Untitled, 1981. Das 61 x 122 cm grosse Bild zeigt eine auf dem Rücken liegende und von oben fotografierte voll bekleidete Frau.

 

 

>mehr über Cindy Sherman

 

 

Man Ray (1890-1976). Le Violon d'Ingres, 1924. Sammlung Esther Grether und J. Paul Getty Museum.

 

 

Man Ray (1890-1976). Noire et Blanche, 1926.

 

Man Ray (1890-1976)

 

Während der Künstler – als Maler – zu Lebzeiten darbt und vergeblich nach finanziellem Erfolg lechzt, gehen die Preise für seine Fotografien nach seinem Tod durch die Decke. Das sind die bisher (Stand 2023) teuersten Werke von Man Ray: 

 

1. Im Mai 2022 erzielte Le Violon d'Ingres bei einer Auktion bei Christie's im Rahmen der «Post-War Contemporary» 12.4 Mio Dollar und ist nun (2023) die teuerste Foto, die je versteigert wurde.

 

>mehr über «Le Violon d'Ingres»

 

 

2. Fotografie Noire et Blanche von 1926. Sie zeigt Man Rays Muse Lee Miller mit einer afrikanischen Stammesmaske. Ersteigert für 10.1 Mio Dollar bei Christie's New York, 2017. 


3. Fotografie Erotique Voilée, 1933. Das Bild zeigt die Schweizer Künstlerin >Meret Oppenheim (siehe Spalte links). Oppenheim steht Man Ray Modell für eine Fotoserie «Erotique voilée». Diese Version geht 2015 an einer Auktion bei Christie's New York für 4.5 Mio Dollar an einen unbekannten Sammler.

 

>mehr über Man Ray

 

 

 

Thomas Struth (1953). San Zaccaria Venezia. Kunsthaus Zürich.

 

Pantheon, Rom.

 

Thomas Struth (1954)

 

Thomas Struth lebt in Berlin und New York. Seine Spezialität: Interieurs von Kirchen. Das obere Bild stammt aus Struths Fotoserie «Kirchen». Sieht aus wie ein Schnappschuss – es ist aber ab Stativ gemacht, mit relativ langer Belichtung, sodass einzelne der Kirchenbesucher in Bewegungsunschärfe erfasst sind.

 

Im Zentrum des Seitenaltars der Kirche San Zaccaria ist das berühmte Gemälde von >Giovanni Bellini (1430-1516) aus dem Jahr 1505 zu sehen.

 

Die Fotografie Pantheon Rom aus den Jahren 1990-92 konnte am 15. Mai 2016 für 1.8 Mio Dollar verkauft werden.

 

 

 

Jeff Wall (1946). Dead Troops Talk (Vision nach einem Überfall im Winter 1986 auf eine Patrouille der Roten Armee in Afghanistan
(1992).

 

Jeff Wall (1946)

 

Er ist Kanadier und seit 1967 im Fotogeschäft tätig.
Das Besondere an Walls Fotografien ist, dass er sie komponiert und von Schauspielern darstellen lässt. Die Themen sind von Romanen, Gemälden oder Skulpturen inspiriert. Dieses Werk Dead Troops Talk stellt einen Überfall auf eine Patrouille der Roten Armee in Afghanistan dar. Es zeigt sowietische Truppen, die nach einem Hinterhalt wieder zum Leben erwachen.

Die Fotografie fand im Mai 2012 für 3.6 Mio Dollar
einen Käufer.

 

>mehr über Jeff Wall

 

 

Andreas Gursky (1955). Rhein II, 1999.

 

Andreas Gursky (1955)

 

Der in Leipzig geborene Künstler spezialisiert sich auf digitale Bildbearbeitung und gehört damit zu den weltweit erfolgreichsten zeitgenössischen Fotografen. In diesem Werk Rhein II zeigt er einen Abschnitt des Rheins in der Nähe von Düsseldorf. Gursky hat die Menschen und die Gebäude digital entfernt. Nun sieht man eine Flusslandschaft, wie sie vielleicht vor Jahrhunderten ausgeschaut hat.

 

Für diese visionäre Digital-Fotografie wurden 2011
stolze 4.3 Mio Dollar hingeblättert.

 

>mehr über Andreas Gursky

 

 

 

Gerhard Richter (1932). Mustang Staffel (19), 1964. Öl auf Leinwand. Albertinum Dresden.

 

Gerhard Richter (1932)

 

Für ihn ist die Fotografie die Ausgangslage. Man glaubt, eine Foto vor sich zu haben. Ist es aber nicht, es ist ein Ölgemälde. Aus nächster Nähe sieht man jeden Pinselstrich. Für dieses Sujet hat der Künstler ein bestehendes Pressefoto als Vorlage verwendet.

 

Gerhard Richter gehört zu den teuersten lebenden Künstlern. So wird 2013 das Gemälde ab Fotografie «Domplatz Mailand» aus dem Jahr 1968 bei Sotheby in New York für fantastische 37 Mio Dollar versteigert.

Oft weiss der Künstler selbst nicht, wer diese Unsummen bezahlt. Richter schüttelt nur den Kopf über die verrückten Preise, er hält den ganzen Kunstmarkt für hoffnungslos überzogen...

 

>mehr über Gerhard Richter