Rosalba Carriera (1675-1757)


Ihr Markenzeichen ist die Pastellmalerei. Sie ist
die berühmteste Vertreterin dieser Maltechnik, die
im 18. Jahrhundert ihre Blüte hatte.

 

 

Rosalba Carriera (1675-1757).

Selbstporträt, ca. 1745.

Galleria dell'Accademia Venezia.

 

 

Rosalba Carriera kommt 1675 in Venedig zur Welt und zeigt schon als Kind ihre Begabung fürs Zeichnen. Ihr Vater, Kanzler der Serenissima, fördert sie, lässt sie Literatur, Poesie und Musik (Violine) studieren. Bei den Malern Giuseppe Diamantini und Antonio Balestra lernt sie das Kunsthandwerk.

 

1703 entstehen ihre ersten Pastellarbeiten; 1705 wird sie in die Akademie von San Luca in Rom aufgenommen. Ihr Ruhm wächst schnell. 1708 malt sie in Venedig ein Porträt von Friedrich IV von Dänemark.

 

 

Rosalba Carriera (1675-1757).

Porträt von Antoine Watteau, 1721.

Luigi Bailo Museum Treviso.

 

 

1720 zieht sie nach Paris und fertigt dort etwa fünfzig Pastellporträts, darunter den jungen Louis XV als Kronprinzen. Mit ihrer Technik löst sie in Frankreich ein Boom auf Pastellmalerei aus. Carriera wird in die «Académie royale de peinture et de sculpture» aufgenommen – als erste Frau.

 

1725 malt sie in Venedig die «Vier Jahreszeiten» für den englischen Diplomaten Joseph Smith, Konsul in Venedig, Kunstsammler und Mäzen. 1762 gelangt der Zyklus in die königliche Sammlung in England. König George III soll zwei Bilder daraus in seinem Schlafzimmer im Buckingham Palace aufgehängt haben.

 

Aus ganz Europa kommen Aufträge herein. 1730 wird Carriera von Kaiser Karl VI nach Wien gerufen, um von ihm ein Porträt zu malen (verschollen).

 

1746 erleidet sie eine Augenkrankheit – sie muss mit Malen Schluss machen. 1750 erblindet sie vollständig.

 

Rosalba Carriera stirbt am am 15. April 1757 in Venedig im Alter von 82 Jahren. Beerdigt ist sie in der alten Kirche San Vio im Stadtteil Dorsoduro, wo sie den grössten Teil ihres Lebens verbrachte.

 

 

 

 


 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Rosalba Carriera (1675-1757).

Gustavus Hamilton, 1730-31.

Metropolitan Museum of Art, New York.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rosalba Carriera (1675-1757). Allegorie der Musik, 1712. Bayrisches Nationalmuseum.

 

Rosalba Carriera (1675-1757). Portrait Louis XV als Kronprinz, 1720. Museum of Fine Arts Boston.


Rosalba Carriera – die Pastellkönigin

 

Die Geschichte der Pastell-Malerei beginnt im
15. Jahrhundert. Damals standen nur die Farben Schwarz, Rot und Weiss zur Verfügung, weshalb man die Kreide vorwiegend zum Skizzieren verwendete. Wie Leonardo da Vinci (1452-1519), der als einer der Ersten Pastellkreide einsetzte – z.B. für Studien an seinem berühmten «Letzten Abendmahl».

 

Ab dem 17. Jahrhundert kam das Zeichnen mit drei Kreiden in Mode – nun wurden auf getöntem Papier schwarze, rote und weisse Kreiden eingesetzt. Die Mehrheit der Künstler verwendete die Pastellkreiden allerdings nur als Ergänzung zu ihrer eigenen Maltechnik.

 

Dann kam Rosalba Carriera (1675-1758). Sie setzte als erste Künstlerin ausschliesslich auf Pastellkreide – und erzielte damit gewaltige Erfolge.

 

Ihre Pastell-Porträts waren nicht nur von italienischen Adligen begehrt, sondern auch vom Habsburger Kaiser Karl VI und vom französischen Königshof. Der wichtigste Auftrag war das Porträt des Kronprinzen, des späteren Königs Louis XV.

 

 

 

Rosalba Carriera (1675-1757). Porträt der Felicita Sartori, 1730-40. Galleria degli Uffizi, Firenze.

 

 

Woher stammt der Begriff Pastell?

 

Er leitet sich aus dem italienischen «pasta» ab, was für Teig steht. Farbpigmente werden zu einem Teig vermischt und dann zu Kreide oder Farbstiften verarbeitet.

 

Unter Pastell versteht man nicht nur das Material, sondern auch das damit erstellte Bild.

 

Unter Pastelltönen versteht man Farben mit sehr hohem Weissanteil, was zu hellen, zarten Tönen führt.

 

Rosalba Carriera (1675-1757). Porträt Giambattista Sartori, 1737. Sala dei pastelli. Ca'Rezzonico Venezia.

 

Rosalba Carriera (1675-1757). Betende Madonna, 1725-30. Ca'Rezzonico Venezia.

 

Maltechnik mit Pastellkreiden

 

Es können mehrere Farbaufträge zart übereinander gelegt werden, denn Pastellfarben lassen sich auf dem Papier gut mischen. Das ergibt weiche Farbübergänge. Die Farben dürfen aber nur leicht aufgetragen werden, weil die Haftung der nachfolgenden Farbe sonst nicht gewährleistet ist.

 

Apropos Haftung: Pastell haftet auf dem Papier oder auf der Leinwand wesentlich schlechter als Öl, deshalb müssen die Pastellpigmente nach Fertigstellung des Gemäldes mit einem Fixativ behandelt werden. Selbst nach der Fixierung bleiben Pastellbilder ziemlich empfindlich und werden deshalb oft hinter Glas gesetzt.

 

 

Wie erreicht man diesen zart-soften Ton?

 

Das mit Pastellkreide aufgetragene Material lässt sich mit Torchons oder mit den Fingern leicht verwischen, damit erreicht man weiche Verläufe, die im Ergebnis soft-verschwommen wirken.

 

In diesem Bild der betenden Madonna erzielt die Künstlerin durch die weiche Verschwommenheit auch noch einen speziellen mystischen Effekt.

 

 

 

Rosalba Carriera (1675-1757). Gustavus Hamilton (1710-1746), 1730-31. Metropolitan Museum of Art, New York.

 

 

Der irische Graf am Karneval von Venedig

 

Viscount Gustavus Hamilton war 1730 drei Monate lang in Venedig – um sich den Freuden des Karnevals hinzugeben. In dieser Zeit liess er sich von Rosalba Carriera porträtieren. Herausgekommen ist ein Meisterwerk der Pastellkunst.

 

Carriera hat den Grafen gleich dreimal gemalt. Zwei mal in diesem karnevalesken Aufzug, im dritten Bild zeigt sie ihn in einem gediegenen Brokatmantel.

 

Dieses Gemälde hier ist in New York im Metropolitan Museum of Art zu sehen. Es misst 56 x 43 cm.

 

Rosalba Carriera (1675-1757). Estate, 1725. Fondation Bemberg, Toulouse.

 

 

 

Allegorien für den Buckinghampalast

 

Der Engländer Joseph Smith (1682-1770) ist nicht nur Konsul in Venedig, sondern auch Kunstsammler und Mäzen. 1725 bestellt er bei Rosalba Carriera einen Zyklus «Vier Jahreszeiten» mit den Allegorien Winter, Frühling, Sommer, Herbst.

 

Diese schickt er nach England, wo sie 1762 in die Royal Collection einfliessen. King George III lässt zwei von ihnen in seinem Schlafzimmer im Buckinghampalast aufhängen: den Sommer (Bild) und den Winter.

 

 

   

 

 

 

Grosse Künstler Venedigs

während der Blütezeit (16. Jahrhundert)

 

 

>Giovanni Bellini (1430-1516)

 

>Giorgione (1478-1510)

 

>Jacopo Palma d.Ä. (1480-1528)

 

>Tizian (1490-1576)

 

>Paris Bordone (1500-1571)

 

>Jacopo Tintoretto (1518-1594)

 

>Paolo Veronese (1528-1588)