Paolo Veronese (1528-1588)


Für die Kunsthistoriker ist er einer der drei
grossen Meister der venezianischen Renaissance des
16. Jahrhunderts – zusammen mit >Tizian und >Tintoretto. Allerdings ist er kein «Schnellmaler» wie Tintoretto, sondern pflegt jedes Detail, auch in seinen Monumentalgemälden. Mit einem davon macht er sich unsterblich: Mit dem «Letzten Abendmahl». Es ist sagenhafte 13 Meter breit. Weil sich aber die Kirche durch einige der Figuren im Gemälde verletzt fühlt, muss der Künstler es umbenennen. Seither heisst es «Gastmahl im Haus des Levi».

 

 

portrait-veronese

Paolo Veronese, eigentlich Paolo Caliari.

Stich von Carlo Ridolfi (1594-1658).
Bibliothek Universität Göttingen.

 

 

Der Künstler wird 1528 als Paolo Cagliari in Verona geboren. Sein Vater ist ein Steinmetz. Die künstlerische Ausbildung holt er sich ab 1540 bei Antonio Badile und ab 1544 bei Giovanni Francesco Caroto – beides bekannte Maler in Verona. 1555 nimmt er den Namen seiner Mutter an und nennt sich Paolo Caliari. «Veronese» nennt man ihn dann, als er in Venedig tätig ist.

 

Seine ersten Werke schafft er 1546 für die Kirchen von Verona; 1552 arbeitet er am Hof von Herzog Gonzaga in >Mantua für Kardinal Ercole Gonzaga, der für den Dom von Mantua das Altargemälde «Versuchung des heiligen Antonius» in Auftrag gibt. Es ist Veroneses letzte Station vor Venedig.

 

 

dogenpalast

Venedig mit Dogenpalast. Von >Canaletto
(1697-1768). Empfang eines Botschafters vor
dem Dogenpalast, 1730. Kunsthaus Zürich.

 

 

 

Ab 1554 lässt er sich dann definitiv in Venedig nieder. Und hier verpasst man ihm den Spitznamen «il Veronese». Nun macht er sich an die Arbeit im Dogenpalast, malt Deckenfresken in zahlreichen Sälen. Und ein fast sechs Meter hohes Gemälde für die Sala dell'Udienza: «Jupiter vertreibt die Untugenden». Auch in der Kirche San Sebastiano hinterlässt er bedeutende Werke.

 

1556/57 erhält er – zusammen mit anderen Malern – den prestigeträchtigen Auftrag, die Decke der «Libreria Marciana» zu gestalten. In der Jury, die die Künstler dafür auswählt, sitzt auch Tizian. Für das Werk «Allegorie der Musik» erhält Veronese von Tizian persönlich ein öffentliches Lob.

 

Zu Veroneses grossen Werken – «gross» wörtlich zu nehmen – gehören die «Hochzeit zu Kana» und das «Gastmahl im Hause Levi». Letzteres soll das grösste Ölgemälde auf Leinwand der Welt sein – mit einer Breite von unglaublichen 13 Metern.

 

In seiner letzten Dekade werden die Bilder Veroneses etwas schlichter. Es sind vorwiegend Werke für die venezianischen Kirchen San Nicolò dei Frari und Santi Giovanni e Paolo.

 

Sein letztes Werk ist ein Altarbild für die Chiesa di San Pantaleone Martire, das er 1587 malt: «Bekehrung des hl. Pantaleon durch die Heilung eines Jungen».

 

Paolo Veronese stirbt am 18. April 1588 im Alter
von 60 Jahren an einer Lungenentzündung. Er ist ist der Kirche San Sebastiano beigesetzt.

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Paolo Veronese (1528-1588).

Hochzeit zu Kana, 1562-63.

Musée du Louvre Paris.

 

 

 

 

 

Die Caliari-Künstler

 

–Paolo Caliari (1528-1588)

Berühmt geworden unter dem Namen «il Veronese»

 

–Benedetto Caliari (1538-1598)

war der jüngere Bruder von Paolo Veronese, auch Maler und zeitlebens ein Mitarbeiter von Paolo.

 

–Gabriele Caliari (1568-1631)

war ein Sohn von Paolo Veronese und wurde von ihm zum Maler ausgebildet.

 

–Carletto Caliari (1570-1596)

war ein Sohn von Paolo Veronese und wurde von ihm zum Maler ausgebildet.

 

– Bonifazio de Pitati Veronese (1487-1553)

war ein venezianischer Maler und hiess Bonifazio de Pitati, hat aber mit der Familie von Paolo Veronese nichts zu tun.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Paolo Veronese (1528-1588). Beweinung Christi, 1547. Museo Castelvecchio, Verona.

 

Erste Werke für die Kirchen von Verona

 

Sein erstes Gemälde stellt er 1546 fertig, für die Avanzi-Kapelle in der Kirche San Bernardino in Verona. Es zeigte «Die Heilung der Tochter des Jairus», ist aber verschollen.

 

«Die Beweinung» aus dem Jahr Christi ist ein Ölgemälde von 76 x 117 cm. Der Mann mit dem weissen Bart könnte der klösterliche Auftraggeber sein.

 

 

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Paolo Veronese (1528-1588). Versuchung des hl. Antonius, 1552. Musée des Beaux-Arts, Caen.
 

 

1552: Versuchung des Heiligen Antonius

 

Ein Motiv, das von vielen Künstlern der Renaissance verarbeitet wurde. Der Heilige Antonius soll von 251-356 n.Chr. gelebt haben – also 105 Jahre alt geworden sein. Er war der Sohn eines wohlhabenden ägyptischen Bauern, der alle seine Güter an die Armen verschenkte und in die Wüste zog, um dort als Einsiedler zu leben. Dabei musste er zahlreichen Versuchungen des Teufels widerstehen, wie Athanasios, der Patriarch von Alexandria im 4. Jahrhundert berichtet.

 

Das Gemälde entstand im Auftrag des Kardinals Ercole Gonzaga für den Dom von >Mantua.

 

 

>mehr über den Heiligen Antonius

 

 

 

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Paolo Veronese (1528-1588). Jupiter vertreibt die Untugenden, 1554-55. Musée du Louvre.

 

1554: Grosses für den Dogenpalast Venedig

 

Ab 1554 lässt sich der Künstler definitiv in Venedig nieder – hier lebt er bis zu seinem Tod. Die Venezianer verpassen dem erst 25-jährigen Paolo den Spitznamen «il Veronese» und erteilen ihm eine Reihe von Aufträgen zur Ausschmückung des Dogenpalastes: Fresken für die Decke der Sala del Consiglio dei Dieci und die daran anschliessenden Säle – Sala dell’Udienza, Sala della Bussola und Sala dei Tre Capi del Consiglio.

 

Das bedeutendste Gemälde des jungen Veronese entsteht für die Sala dell’Udienza. Es ist über fünf Meter hoch und behandelt das Thema «Jupiter vertreibt die Untugenden». Heute ist das Werk im Louvre Paris zu sehen.

 

 

 

sebastiano

Paolo Veronese (1528-1588). Vergine e Bambino con Santi, 1564-65. Collezione San Sebastiano, Venezia.

 

1555: Sakrales für Venedigs San Sebastiano

 

Der Prior der Kirche San Sebastiano, Bernardo Torlioni, erkennt die Begabung des jungen Veronese und beauftragt ihn mit der Bemalung des Deckengewölbes der Sakristei. Für das Kirchenschiff wünscht er sich die Geschichte der Esther (entstanden 1556-57).

 

Das Ölgemälde «Vergine e Bambino» von stolzen 4,2 x 2.3 Metern schmückt den Hauptaltar. Es zeigt die Jungfrau mit Kind und Engeln auf einer Wolke, unter ihr fünf Heilige. Der bedeutsamste ist natürlich der Heilige in der Mitte, San Sebastiano, dem auch die Kirche geweiht ist. Direkt unter ihm links Giovanni Battista (Johannes der Täufer) und rechts der heilige Petrus.

 

 

 

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Paolo Veronese (1528-1588). Hochzeit zu Kana, 1562-63. Musée du Louvre Paris.

 

 

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Hochzeit zu Kana, 1562-63. Detail: die drei Musiker. Musée du Louvre Paris.

 

 

 

1562: Monumentales für S. Giorgio Maggiore

 

«Die Hochzeit zu Kana» ist ein 9.9 Meter breites Ölgemälde auf Leinwand, das Veronese für die Rückwand des Refektoriums des Klosters San Giorgio Maggiore in Venedig fertigt. In der «Hochzeit von Kana» wird Jesus' Weinwunder dargestellt.

 

Es heisst, man habe ihm den Auftrag erteilt, möglichst viele Figuren darin unterzubringen. Hat er sich auch selbst noch darin verewigt?

 

Der Kunsthistoriker Zanetti stellt 1771 diese Vermutung auf. Veronese soll der Musiker im weissen Gewand sein. Der blau Gekleidete mit der Geige soll >Tintoretto sein, und der ältere Herr mit Bart und im roten Gewand >Tizian. Könnte durchaus stimmen.

 

Das Werk scheint auch Napoleon gefallen zu haben – er liess das Riesengemälde 1797 nach Paris schaffen. Dort ist es bis heute im Louvre zu sehen. Immerhin hat man 2007 – über 200 Jahre später – dem Kloster eine Faksimile-Kopie davon überlassen, damit die Rückwand des Refektoriums im Kloster nicht ganz leer bleibt.

 

>mehr über Jesus' Weinwunder zu Kana

 

 

 

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Paolo Veronese (1528-1588). Gastmahl im Haus des Levi, 1573. Gallerie dell'
Accademia, Venezia.

 

 

gastmahl_detail

Detail. Im Zentrum des Gemäldes steht trotz der Namens-änderung das Letzte Abendmahl.

 

1573: Das grösste Ölgemälde der Welt?

 

Es misst sagenhafte 13 Meter in der Breite und
5.6 Meter in der Höhe und soll das grösste Ölbild auf Leinwand der Welt sein. Veronese erschafft es für das Refektorium des Klosters Santi Giovanni e Paolo in Venedig. Und zwar als Ersatz für das 1571 bei einem Brand zerstörte «Letzte Abendmahl» von Tizian.

 

Doch es gibt Probleme mit dem «Heiligen Gericht» (Sacro Tribunale), weil im Bild Figuren vorkommen, die der Kirche nicht passen. Einmal, weil ein «nach deutscher Art gekleideter Krieger» darin vorkommt (seit der Reformation durch >Martin Luther im Jahr 1517 sind die Deutschen ein rotes Tuch), dann stören auch die Narren und die Betrunkenen auf dem Bild.

 

Um einer Verfolgung durch die Inquisition zu entgehen, entscheidet sich Veronese, den Titel des Bildes nicht mehr «Letztes Abendmahl», sondern «Gastmahl im Hause des Levi» zu nennen. Ein solches wird im Lukasevangelium erwähnt. Hier stören seine «ketzerischen» Figuren weniger – Veronese wird weder angeklagt noch gebüsst.

 

 

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>mehr über die Accademia Venezia

 

 

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Venezianische Künstler 16. Jht.

 

 

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>Paris Bordone (1500-1571)

 

>Jacopo Tintoretto (1518-1594)

 

>Paolo Veronese (1528-1588)

 

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