Er zählt zu den bedeutendsten venezianischen Künstlern des Spätbarock und des Rokoko. Sein Markenzeichen sind grossformatige Bilder mit mythologischen, historischen und religiösen Motiven.
Gianbattista Pittoni. Porträt von
Bartolomeo Nazari, WikiCommons.
Obwohl Pittoni fast ausschliesslich in Venedig lebt, entwickelt er eine Affinität zu französischer Kunst – vor allem zum leicht-luftigen Rokoko-Stil. Vielleicht hat das mit einer Reise nach Paris zu tun, die er 1720 unternimmt und wo er mit Werken französischer
Rokoko-Künstler in Kontakt kommt.
Erst relativ spät, mit 26 Jahren, schafft er sein erstes öffentlich ausgestelltes Bild. Sein Frühwerk (etwa 1713 bis 1723) zeigt eher barock-monumental wirkende Figuren. Danach geht sein Stil in Richtung eines leichteren Rokoko.
Von 1733 bis 1738 arbeitet Pittoni für den in Venedig ansässigen Marschall Johann Matthias von der Schulenburg, für den er nicht nur mehrere Bilder malt, sondern diesem auch als künstlerischer Berater beim Ankauf von Gemälden dient.
Gianbattista Pittoni (1687-1767).
Bacchus und Ariadne, 1716-18.
Nationalmuseum Warschau.
Pittoni reist nur ungern, geniesst aber im Ausland dennoch einen guten Namen. Er bekommt Aufträge aus mehreren Ländern nördlich der Alpen. Seine Auftraggeber stammen aus Polen, Russland, Österreich und Deutschland. Die Auftragsbilder malt er zuhause in Venedig. So fertigt er ab 1730 u.a. fünf Gemälde für die Basilika Santa Maria in Krakau, Altarbilder für die Schlosskapelle von Schönbrunn in Wien, ein Martyrium des hl. Clemens für die Kirche in Münster. Und, besonders prestigeträchtig: Historienbilder für August III von Sachsen.
Pittoni ist Gründungsmitglied der venezianischen Akademie der Künste (Accademia di Belle Arte de Venezia). 1758 wird er zum Präsidenten der Akademie
ernannt (1758-60) und ein zweites Mal für die Jahre 1763-64.
Gianbattista Pittoni stirbt am 17. November 1767
in seiner Heimatstadt Venedig.
Titelbild (Ausschnitt)
Gianbattista Pittoni (1687-1767).
Verkündigung, 1757. Galleria
dell'Accademia, Venezia.
Gianbattista Pittoni (1687-1767). Folterung des hl. Thomas, 1722. Kirche San Stae, Venezia.
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1722: Ziemlich barockes Frühwerk
Pittonis Frühwerk wird von den Kunsthistorikern etwa von 1713 bis 1723 angesetzt. In dieser Phase sind seine Gemälde noch vom Barock geprägt. Seine Figuren – wie zum Beispiel der Hl. Thomas, den er für die Kirche San Stae in Venedig malt – kommen monumental daher und sind in dramatisches Licht getaucht. Das Gemälde gilt als eines der letzten Werke dieser Stilphase.
Wer ist Thomas? Einer der zwölf Apostel, die Jesus begleiten. Berühmt wird er durch seine Zweifel an der Auferstehung Jesu. Erst nachdem Jesus ihn auffordert, dessen Wundmale zu berühren, glaubt «der ungläubige Thomas» daran.
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Gianbattista Pittoni (1687-1767). Moltiplicazione dei pani e dei pesci, 1725-28. 120x180cm. National Gallery of Victoria.
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1725: Monumentales für Kirchen
Eines seiner berühmtesten Monumentalwerke ist die Wundersame Vermehrung von Brot und Fisch (nach Johannes 6, 1-15: Die Brotvermehrung oder die Speisung der 5000). Es weist die gewaltigen Masse von 8.3 x 5.4 Metern auf und ist für die Kirche Santi Cosma und Damiano auf der Giudecca bestimmt. Heute ist es in der Galleria dell'Accademia in Venedig zu sehen. Eine kleinere Version (120x180cm) hängt in der National Gallery of Victoria in Melbourne.
>mehr über die sieben Wunder Christi
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Gianbattista Pittoni (1687-1767). Giove protettore della giustizia, della pace e delle scienze, 1730. |
1730: Deckengemälde für Paläste
Nachdem der Künstler seine barocke Frühphase hinter sich hat, wendet er sich dem Rokoko-Stil zu. Man vermutet, dass er sich von diesem Malstil begeistern liess, als er 1720 auf einer Reise nach Paris mit den Werken französischer Rokoko-Künstler in Kontakt kam.
Das Deckengemälde Giustizia e Pace con Minerva e Giove, das er 1730 für den Palazzo Ca' Pesaro in Venedig malt, zeigt Jupiter und seine Tochter Minerva als Beschützer der Gerechtigkeit, des Friedens und der Wissenschaften.
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Gianbattista Pittoni (1687-1767). Geburt Christi mit Gottvater und hl. Geist, 1740. National Gallery London. |
1740: Geburt Christi und Dreifaltigkeit
Für welche Kirche diese Ölgemälde von 2.2 Meter Höhe 1740 gemalt wurde, ist nicht bekannt. Belegt ist, dass es 1958 die National Gallery London erwirbt. Es zeigt die Geburt Christi und die Dreifaltigkeit, also Gottvater, Christus und den Heiligen Geist.
Josef sitzt schlafend in seinem Stuhl während Maria ihr Kind anbetet. Gott sitzt auf einer grün-blau leuchtenden Wolke und der heilige Geist wird in Form einer Taube symbolisiert. Auffallend ist, wie der Künstler das «himmlische Licht» vom irdischen abgrenzt: oben ätherisch-mystisch, unten dunkel und rustikal.
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Gianbattista Pittoni (1687-1767). Verkündigung, 1757. Galleria dell'Accademia, Venezia. |
1757: Die liebliche Verkündigung
Ein Spätwerk des Künstlers. Dieses im luftig-leichten Rokokostil gefertigte Gemälde verwendet Pittoni 1757 als Aufnahmestück in die Accademia di Belle Arte Venezia.
Pittonis liebliche Jungfrau scheint die Verkündigung des schwebenden Engels gelassen und demütig zur Kenntnis zu nehmen. Wie andere Künstler die Verkündigung darstellen:
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Grosse venezianische
>Jacopo Palma d.Ä. (1480-1528)
>Jacopo Tintoretto (1518-1594)
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