Der Künstler stammt aus einer bekannten Zürcher Familie: Sein Vater war der Gründer des heute noch existierenden Transportunternehmens Welti-Furrer. Damals war es ein Droschenkutschengeschäft.
Albert Welti (1862-1912).
Selbstbildnis mit Pinsel, 1890.
Foto ©SIK-ISEA Zürich.
Albert Welti kommt am 18. Februar 1862 in Zürich-Aussersihl zur Welt. Als ältester Sohn von Jakob A. Welti und Anna Barbara Furrer hätte er eigentlich die Nachfolge am Speditionsunternehmen seines Vaters übernehmen sollen, aber daran hat er kein Interesse. Er möchte lieber Künstler werden und überlässt die Übernahme am Geschäft einem seiner Brüder. Mit zwanzig erhält Albert die Erlaubnis, ein Kunststudium zu beginnen. 1882 tritt er in München in die Akademie der Bildenden Künste ein.
Dann kommt er 1885 mit >Arnold Böcklin in Kontakt und arbeitet von 1888-1891 in dessen Atelier. Von Böcklins Bildgestaltung (Symbolismus) ist er fasziniert und lässt sich davon beeinflussen. Böcklin ist es auch, der Albert Welti den Weg zum Künstler ebnet: Indem er für Weltis Vater ein Gutachten verfasst, das festhält, dass «sein Sohn künstlerisch begabt» sei.
1894 heiratet er Emeline Wildbolz, mit ihr wohnt er in Zürich-Höngg, wo er auch sein Atelier betreibt. Später lässt er sich in der Nähe von München nieder. Ab 1897 bildet er sich als Radierer weiter und unternimmt Reisen nach Berlin, Dresden und Italien.
Weltis Werk pendelt zwischen Tradition und Moderne. Er malt zwar auch Landschaften, seine bedeutenden Werke bewegen sich aber eher im Bereich der Traum- und Albtraumwelt und des Symbolismus, wie er es bei Böcklin gelernt hat. Werke wie «Nebelreiter» und «Walpurgisnacht» entstehen 1895-97.
1897 wird die «Künstlervereinigung Zürich» gegründet, deren erster Präsident >Sigismund Righini ist. Albert Welti wird Mitglied, zusammen mit bekannten Namen wie >Ferdinand Hodler, >Rudolf Koller oder auch
>Ottilie Roederstein.
1901 kauft ihm die Schweizerische Eidgenossenschaft erstmals ein Bild ab: «Die Eltern des Künstlers». 1907 beauftragt ihn der Bund zusammen mit Wilhelm Balmer (1865-1922) mit der Ausführung eines Wandbildes für den Ständeratssaal im Bundeshaus. Dieser Auftrag veranlasst Welti, nach Bern umzuziehen.
1912 verleiht ihm die Universität Zürich – kurz vor seinem Tod – den Titel eines Ehrendoktors. Albert Welti stirbt am 7. Juni 1912. Einige Wochen vor seinem Ableben porträtiert ihn sein Freund Wilhelm Balmer.
Noch im gleichen Jahr 1912 finden im Kunsthaus Zürich und im Kunstmuseum Basel Gedächtnisausstellungen für Albert Welti statt.
Titelbild (Ausschnitt)
Albert Welti (1862-1912).
Der Geiz, 1900-1902. Kunsthaus Zürich.
Albert Welti (1862-1912). Nebelreiter, 1895-96. Kunstmuseum Basel.
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Arnold Böcklins Einfluss
Nach seinem klassischen Kunststudium an der Akademie der Bildenden Künste in München lernt Welti 1885 den berühmten Basler Symbolisten Arnold Böcklin kennen. Er arbeitet rund drei Jahre in dessen Atelier und kommt dabei auch mit Böcklins Traumwelten in Berührung, von denen er sich angezogen fühlt. Böcklin soll es auch gewesen sein, der Welti ermutigte, seinen Lebensunterhalt als Künstler zu verdienen.
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Albert Welti (1862-1912). Bergsteiger, 1896. Kunstmuseum Luzern. |
Moderne Ansätze schon im frühen Stadium
Der akademisch ausgebildete Künstler scheint sich schon früh auch mit «modernen» Experimenten befasst zu haben. 1896 ist er erst 34 Jahre alt.
Ist er ein Vorläufer für die erst im zwanzigsten Jahrhundert aufkommenden Expressionisten? In diesem Werk arbeitet er sowohl mit schnell und grob gesetzten Pinselstrichen im Stil der Impressionisten als auch mit farblich starken Akzenten der Expressionisten.
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Albert Welti (1862-1912).
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1899: «Die Eltern des Künstlers»
Dass Welti nicht nur Traum- und Albtraumszenen zu malen imstande ist, beweist er mit diesem im Stil des >Realismus gefertigten Doppelporträt, das aber in seinen Details auch symbolistische Elemente enthält. Es ist eine Hommage an seine Eltern, denen er es verdankt, dass er Künstler werden durfte. Im Detailbild an der Mittelsäule zeigt er symbolisch seine Eltern, die gemeinsam die sieben Kinder «tragen».
In weiteren Details am Bildrand vermittelt der Künstler einen Einblick in die Erziehungsmethoden, die um 1899 noch herrschten: Links aussen der gestrenge Vater, der seinen Kindern schon mal den Hintern versohlt; rechts die Mutter, die ihre Söhne und Töchter liebevoll versorgt.
Das 1899 fertig gestellte Gemälde findet schon 1901 einen Käufer: Es ist die Schweizerische Eidgenossenschaft. Zu sehen ist das Werk im Kunsthaus Zürich.
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Albert Welti (1862-1912). Die Königstöchter, 1900. Kunsthaus Zürich.
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Bilder aus der Märchenwelt...
Neben historisierenden und mythologischen Motiven malt Welti auch Märchenweltszenen wie dieses hier. Was die feierlich ausgestatteten Königstöchter samt voranschreitendem Hirsch mit brennenden Kerzen auf dem Geweih in dieser rustikalen Bergwelt zu suchen haben, weiss allerdings nur der Künstler selbst. |
Albert Welti (1862-1912). Berglandschaft mit Einsiedler, Engeln, Tod und Teufel, 1908. Kunsthaus Zürich.
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...und mythische Landschaften
Ein beliebtes Thema bei Welti ist auch die Figur des Einsiedlers. In dieser eindrücklichen Felswand- Bergszenerie lässt er seinen Eremiten eine mythische Handlung von Engeln beobachten. Die Engel hantieren mit einer Schüssel und einem Leichentuch über einer Art Opferstein... alles sehr rätselhaft. Dazu kommen noch ein herbeirasender Tod in Skelettform, der die Sense schwingt und ein Teufel, der aus der Distanz die gewaltige Szene beobachtet. |
Albert Welti (1862-1912) und Wilhelm Balmer (1865-1922). Die Landsgemeinde, 1910-14. Tafel 3. Ständeratssaal Bundeshaus Bern.
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Sein letztes Werk – nicht zuende gebracht
Das Wandbild für den Ständeratssaal
Ende 1907 erteilt ihm die Schweizerische Eidgenossenschaft den Auftrag für ein Wandbild im Ständeratssaal im Bundeshaus. Er wählt das Sujet Landsgemeinde. Um die grosse Arbeit bewältigen zu können, zieht er nach Bern um.
Er übernimmt den Auftrag aber nur unter der Bedingung, dass sein Freund Wilhelm Balmer (1865-1922) daran mitwirken darf. Kurz vor der Realisierung stirbt Welti am 7. Juni 1912 und Balmer übernimmt die Fertigstellung des Freskos bis März 1914.
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Fotos / Diashow
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