Arnold Böcklin (1827-1901)


Er ist zwar in Basel geboren, erlangt aber seinen Ruf als anerkannter Künstler in Deutschland und vor allem in Italien. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern des Symbolismus.

 

Als Sohn eines Seidenfabrikanten wächst er in Basel auf. Dort erhält er Zeichenunterricht und kann dann ab 1845 an der Kunstakademie Düsseldorf studieren, vorwiegend Landschaftsmalerei. Es folgen Reisen nach Paris, Belgien und in die Niederlande. In Basel malt er zunächst Landschaftsbilder.

 

Von 1850 bis 1857 lebt er in Rom, wo er die alten Meister und die Antike studiert. In dieser Zeit heiratet er die 17jährige Römerin Angela Pascucci.

 

 

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Arnold Böcklin, 1973. Selbstporträt.
Kunsthalle Hamburg.

 

 

Böcklins Start als Künstler verläuft harzig. Er kann nur wenige Bilder verkaufen und steckt finanziell oft in der Klemme. Erst 1862 erhält er seinen ersten richtigen Auftrag: «Die Jagd der Diana». Auftraggeber ist das Kunstmuseum Basel.

 

Neben seiner Kunst hat Böcklin noch eine weitere Leidenschaft: Er möchte fliegen. In Rom bastelt er sich einen Flugapparat und will ihn testen. Die Inquisition stellt sich dagegen, sie verbietet die Flugversuche und erwirkt einen Haftbefehl gegen Böcklin. Dieser muss aus Rom fliehen und zieht sich 1857 in seine Heimatstadt Basel zurück. Die Flugversuche gibt er nie auf. Fast dreissig Jahre später testet er ein Gerät in Berlin Tempelhof – der Versuch scheitert.


In Basel hält er sich nicht lange auf, weil er kaum Gemälde verkaufen kann. Deshalb übernimmt er von 1860 bis 1862 in Weimar eine Stelle als Professor an der Grossherzoglich-Sächsischen Kunstschule.

 

Danach ist wieder Rom an der Reihe. Dort teilt er sich ein Atelier mit >Franz von Lenbach. Von 1866 bis 1871 arbeitet er erneut in Basel, wo er im Hause Sarasin Fresken ausführen darf. Dann folgt München (1871-74). Hier entsteht der «Kentaurenkampf», der heute im Kunstmuseum Basel zu sehen ist.


Zehn Jahre lang – von 1874 bis 1884 – lebt und arbeitet er in Florenz. In dieser Phase erfolgt der künstlerische und finanzielle Durchbruch: 1880 gibt ihm der Berliner Kunsthändler Fritz Gurlitt einen Vertrag, der sein Einkommen sichert – jetzt gehts aufwärts. In Florenz entstehen Böcklins bedeutendste Werke, darunter die «Toteninsel».


1885 kehrt er in die Schweiz zurück, diesmal nach Zürich, wo er bis 1892 wohnt. Wohlhabend wie er inzwischen ist, kann er sich (an der heutigen Böcklinstrasse 17) vom Zürcher Architekturprofessor Geog Lasius ein Ateliergebäude errichten lassen. Gottfried Keller ist dort oft zu Gast.

 

Böcklin erleidet 1892 einen Schlaganfall. Nun zieht er mit Ehefrau Angela und seinen Söhnen nach Florenz in sein Anwesen in Fiesole – ganz in der Nähe des Klosters San Domenico.

 

In der Villa Bellagio in Fiesole verbringt er die letzten Jahre seines Lebens. Er stirbt am 16. Januar 1901.

 

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)
Arnold Böcklin (1827-1901).

Im Spiel der Wellen, 1883.

Neue Pinakothek München.

 

 

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Die Jagd der Diana, 1862. Kunstmuseum Basel.

 

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Angela Böcklin, 1863. Alte Nationalgalerie Berlin.

 

 

Böcklins Frühwerke – akademisch

 

Was er an der Kunstakademie Düsseldorf lernt, setzt er in seinen Frühwerken um. Klassische Landschaften und Porträts. Es ist hartes Brot, schwer zu verkaufen. Er bittet das Kunstmuseum Basel um einen Auftrag – muss aber bis 1862 darauf warten. Dann erteilt man ihm den Auftrag endlich und eher widerwillig. Und versäumt nicht, wenigstens noch den Preis zu drücken, den der Künstler mit 10'000 Franken veranschlagt hat. >Quelle: Basler Stadtbuch. Es ist «Die Jagd der Diana», 1862, die heute noch im Kunstmuseum Basel hängt.

 

Von seiner Gemahlin Angela Pascucci (1836-1915) malt er zahlreiche Porträts. Sie heiraten 1853 und haben vierzehn Kinder, von denen acht schon in jungen Jahren sterben. Das Paar reist mit Familie durch halb Europa und wohnt immer nur ein paar Jahre an einem Ort. Ihre Stationen heissen: Rom, Basel, Weimar, Rom, Basel, München, Florenz, Basel, Zürich, Florenz und Fiesole...

 

 

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Selbstporträt mit fiedelndem Tod, 1872. Alte Nationalgalerie Berlin.

 

 

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Kentaurenkampf,
1873. Kunst-
museum Basel.

 

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Im Spiel der
Wellen, 1883.
Neue Pinakothek München.

 

 

Worum geht es beim Symbolismus?

 

Die Stilrichtung davor ist der Realismus, wie er von >Courbet geprägt wurde. Der Symbolismus will diesen nun mit einer «seelische Tiefe» ausstatten. Ausgangspunkt ist Frankreich und das «Symbolistische Manifest» des Dichters Jean Moréas in den 1880er-Jahren. Der Begriff wird dem Publikum erstmals an der Weltausstellung in Paris 1889 vorgestellt.

 

Der Symbolismus bedient sich der Motive aus der antiken und biblischen Mythologie mit Traum und Fantasien, mit Unerklärlichem und Visionen, mit Krankheit und Tod, mit Sünde, Eros und Leidenschaft.

 

Zu den bekanntesten Symbolisten gehören >Ferdinand Hodler, >Max Klinger, >Lovis Corinth, >Edvard Munch und Arnold Böcklin. Sie zeigen in ihren Werken einmal das Reine, Edle, dann aber auch die dunklen Seiten wie Krankheit und Tod.

 

Das Thema Tod spielt in Böcklins Leben und in seinen Werken eine bedeutende Rolle. Acht seiner vierzehn Kinder überleben nicht, er selbst steht dem Tod mehrmals nahe, übersteht einen Typhus und einen Schlaganfall. Kein Wunder, taucht in seinen Werken immer wieder der Tod auf. Wie in seinem Selbstporträt von 1872, wo hinter ihm ein Totenkopf fiedelt (oben). Oder in seinem berühmtesten Werk, die «Toteninsel» (siehe Kasten unten).

 

 

>mehr über den Symbolismus (Stilepoche)

 

 

 

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Triton und Nereide, 1877. Kunst Museum Winterthur.

 

1877: Was tun hier Triton und Nereide?

 

Mythologie pur – und voller Rätsel. Ein Mischwesen aus menschlichem Oberkörper und Fischschwanz sitzt auf einer Klippe. Es ist der Meeresgott Triton, der Sohn des Poseidon und der Amphitrite. Vor ihm liegt, sich lasziv räkelnd, die nackte Nereide, eine der Töchter des Meeresgottes Nereus. Zärtlich streichelt sie eine Meeresschlange. Die Beziehung der beiden Protagonisten zueinander ist rätselhaft – wie das ganze Bild.

 

 

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Villa am Meer, 1878. Kunst Museum Winterthur.

 

 

1864-1878: Melancholie am Meer

 

Vom Sujet «Villa am Meer» malt er fünf Varianten. Die erste 1864 für den Kunsthistoriker und Dichter Adolf Friedrich Graf von Schack. Sie zeigt zunächst ein Liebespaar auf der Parkmauer – aber dann übermalt der Künstler das Paar und ersetzt es durch eine einsame, nachdenklich aufs Meer blickende Frau an der Mauer. Bei der traurigen Aussage bleibt er dann und malt das fünf Mal.

 

Melanancholie scheint ihm näher zu sein als Glück. Die einsame Frau sei der «letzte Spross einer aussterbenden Familie», soll Böcklin mal angedeutet haben. Einsamkeit und Traurigkeit sind in diesem Gemälde greifbar.

 

 

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Version 1, 1880.
Kunstmuseum Basel.

 

 

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Version 2, 1880. Metropolitan Museum of Art, New York.

 

 

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Version 3, 1883. Alte National-galerie Berlin.

 

 

 

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Version 4, 1884, zerstört.

 

 

 

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Version 5, 1886. Museum der bildenden Künste Leipzig.

 

 

 

1880-1886: Die Toteninsel

 

Das berühmteste Werk des Künstlers – und des Symbolismus generell. Er malt es in fünf Versionen, vier davon sind noch erhalten. Sie hängen in Basel, New York, Berlin und Leipzig.

 

Alle Bilder zeigen eine markant aus dem Meer emporragende fiktive Felseninsel, die von Trauerzypressen bewachsen ist. In den Felsen sind Nischen zu erkennen – es sind Grabkammern. Ein kleiner Kahn steuert auf die Insel zu. In ihm steht eine weiss verhüllte Person, vermutlich eine Frau, hinter ihr ein Stehruderer (nur in Version 1 sitzt er). In allen Fassungen ist das Boot mit einem weissen Sarg beladen. Wetterstimmung und Wolken am Abendhimmel variieren von Version zu Version.

 

Gibt es ein Vorbild? Es besteht die Vermutung, dass sich Böcklin vom Castello Aragonese des Alfons von Aragonien auf Ischia inspirieren liess.

 

Auftraggeber für das erste Gemälde von 1880 ist Böcklins Mäzen Günther Alexander. Die zweite Bestellung kommt von Marie Berna, Witwe von Georg Berna, die sich ein «Bild zum Träumen» wünscht. Böcklin fertigt es ursprünglich ohne Sarg und baut diesen erst später ein.

 

Die dritte Version entsteht 1883 für Böcklins Kunsthändler Fritz Gurlitt. 1936 kommt sie auf den Kunstmarkt und wird von Adolf Hitler erworben. Er soll das Werk bewundert und zunächst auf dem Berghof aufgehängt haben, ab 1940 in der Neuen Berliner Reichskanzlei.

 

1884 malt Böcklin eine vierte Version, die er gut verkaufen kann. Sie wird später von Baron >Heinrich Thyssen erworben, der sie in seiner Berliner Bank aufhängt. Im Krieg verbrennt sie bei einem Bombenangriff, von ihr gibt es nur noch eine Schwarzweiss-Fotografie.

 

Die fünfte Version bestellt 1886 das Museum der bildenden Künste in Leipzig – dort hängt sie heute noch.

 

 

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Arnold Böcklin (1827-1901).
Die Lebensinsel, 1888. Kunstmuseum Basel.

 

 

1888: Die verunglückte Lebensinsel

 

Böcklins Stärken liegen eindeutig bei den morbiden Themen. Dass er mit lebensfrohen Themen Mühe hat, «beweist» er mit der 1888 entstandenen «Lebensinsel». Eine Allegorie von glückseeligen Menschen, mit blühenden Bäumen, fröhlichen Enten und Schwänen – eher banal. Mit seiner morbiden Toteninsel konnte er die Betrachterinnen und Betrachter in seinen Bann ziehen – mit der kitschigen Lebensinsel gelingt ihm das nicht.

 

 

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Arnold Böcklin (1827-1901). Der heilige Antionius predigt den Fischen, 1892. Kunsthaus Zürich.

 

1892: hl. Antonius predigt den Fischen

 

In diesem Gemälde greift Böcklin die Legende des heiligen Antonius von Padua auf. Diesem werden zahlreiche Wunder nachgesagt. So vor allem, dass er seine anerkannte Begabung als Prediger auch bei Fischen unter Beweis gestellt habe. Die Geschichte geht so: Antonius wollte in Rimini eine Predigt halten gegen die Lehren der Katharer. Als das Volk ihm nicht zuhörte, richtete der Heilige seine Worte am Meeresufer an die Fische. Und diese sollen seinen Worten so andächtig gefolgt sein wie einst die Vögel, zu denen der Heilige >Franz von Assisi gepredigt hat.

 

 

>mehr über den hl. Antonius von Padua

 

 

 

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Der Krieg, 1897. Kunsthaus Zürich.

 

1896: Schrecken des Krieges und der Pest

 

In seinen letzten Jahren kehrt er wieder zu düsteren Themen zurück. So fertigt er 1896/97 je ein Schreck einflössendes Gemälde «Der Krieg» (eine Version in Zürich, eine in Dresden).

 

1898 – also drei Jahre vor seinem Tod – malt er eine ähnlich dramatische Darstellung der Pest. In diesem Werk überhöht er die Krankheit Pest als Monster mit Totenkopf, das auf einem fledermausähnlichen Fabeltier reitend den Tod bringt. Im Kunstmuseum Basel.

 

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