Ausstellung «Gesichter erzählen Geschichten»
Galerie Kunst-Zürich-Süd, Adliswil

vom 31.7 bis 30.8.2025

 

 

 

Von Porträts, Geschichten

und der Begeisterung für Selfies

 

 

Ausstellung August 2025

 

 

 

Die vier Künstlerinnen der

August-Ausstellung 2025

 

 

 

 

Sind Selfies Ausdruck von gesteigerter Eitelkeit?
Nicht immer. Es gab auch Künstler, die Selfies aus ganz banalen Gründen malten. Wie zum Beispiel der Superstar >VINCENT VAN GOGH (1853-1890). Er konnte sich schlicht keine Modelle leisten – also malte er sich selbst. Von ihm sind stattliche 35 Selbstporträts erhalten geblieben.

 

Sozusagen Weltmeister bei den Selbstdarstellungen ist
>EGON SCHIELE (1890-1918) – er malte über hundert davon. Eitelkeit? Fehlanzeige, denn er brauchte seinen Körper als Experimentierfeld – um seine grotesken Posen zu analysieren.

 

Auch nicht schlecht: >REMBRANDT (1606-1669) mit rund achtzig Selbstporträts. Allerdings muss hier auch nicht Eitelkeit im Spiel sein. Eher malte er seine «visuelle Autobiographie» und dokumentierte sein Altwerden von frühester Jugend an. Bis in seine letzten Tage.

 

Dann gibt es da noch >FRIDA KAHLO (1907-1954). Um ihre seelischen und körperlichen Schmerzen überhaupt ertragen zu können, malte sie sich 55mal. Zitat: «Ich male mich selbst, weil ich so oft allein bin und weil ich das Thema am besten kenne».

 

Und gibt es auch Künstler, die von Selfies nichts hielten? Dazu gehören zwei der Allergrössten: >MICHELANGELO (1475-1564) und >LEONARDO DA VINCI (1452-1519). Von Ersterem gibt es nur versteckte Bildnisse (zum Beispiel als Haut des heiligen Bartholomäus im Jüngsten Gericht). Und von Leonardo nur eine einzige Zeichnung, von der aber bis heute nicht klar ist, ob sie wirklich von ihm stammt.

 

Und auch >CARAVAGGIO (1571-1610) hat nie ein echtes Selbstporträt gemalt. Dasselbe gilt auch für den Porträtmaler >JOHANNES VERMEER (1632-1675). Der malte nur andere, nie sich selbst.

 

 

 

Gastmusikerin Dikel Dundhubi, Erhu spielend (chinesische Geige). Die Gemälde hinter ihr
stammen von Blazenka Kostolna.

 

 

 

 

>Marcello Weiss' Film:
Die Künstlerinnen stellen sich vor.
Ausstellung August 2025.

 

 

 

 

 

Ausstellungen
Galerie Kunst-Zürich-Süd

 

 

>Ausstellungen in der Galerie
Adliswil seit Februar 2025

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Dominique Gwerder (1964).

Fearless, nach Steven Chee Marnie

Harris, Acryl, Mixed Media. 30x40cm.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ulrike Dieckmann (1939)

 

 

Ulrike Dieckmann (1939). Geflohen. Aquarell. 33x46cm.

 

 

Ulrike Dieckmann (1939), Selbstporträt,
Jahr unbekannt.

 

 

Ulrike Dieckmann (1939)


Ihre Kindheit beginnt dramatisch. Sie kommt im Zweiten Weltkrieg in Berlin zur Welt und erlebt ihre ersten Lebensjahre auf der Flucht. Zuerst vor den Bomben, dann vor den russischen Truppen, die in Berlin einmarschieren. Sie landet schliesslich mit ihrer Familie in München. Dort besucht sie eine Handelsmittelschule und danach eine grafische Akademie. 1963 zieht sie weiter nach Zürich, arbeitet als Grafikerin bei Globus und wird bei Ringier Zeitungslayouterin. Seit über 50 Jahren lebt sie nun in Adliswil.

 

Ihre malerische Leidenschaft gilt dem Porträt. Ihre Liebe zu diesem Genre beginnt schon als kleines Kind, als sie ein gemaltes Bild des russischen Komponisten Mussorgski (1839-1881) sieht. Nun will sie Porträtistin werden. Ihr Vater ist ihr zwar wohl gesonnen, aber ermahnt sein Töchterchen: «Nur wenn du die Königin Elisabeth als Auftraggeberin hättest, könntest du mit diesem Beruf dein Leben verdienen. Besser ist es, Grafikerin zu werden». Ulrike folgt dem Rat ihres Vaters.

 

In der Ausstellung in der Galerie Adliswil «Gesichter erzählen Geschichten» ist die Hobbykünstlerin in ihrem Element. Hier geht es um ihr Lieblingsfach, Porträts und Selfies.

 

In einem ihrer eindrücklichen Arbeiten gelingt es ihr sogar, einen Bogen zu ihrer Kindheit zu schlagen, als sie mit ihrer Familie auf der Flucht vor dem Krieg war. Dieses Gefühl scheint sie bis heute zu verfolgen. Das zeigt sie im emotionalen Aquarell «Geflohen». Hier gibt sie einer Syrerin das teils gequälte, teils glückliche Gesicht einer Frau, die (vielleicht) eine neue Heimat gefunden hat.

 

 

>weitere Porträts von Ulrike Dieckmann (PDF)

 

>mehr in Ulrikes persönlichem Flyer (PDF)

 

 

 

Dominique Gwerder (1964).

 

Dominique Gwerder (1964). Mathilda. Buntstifte und Acryl, Collage. 42x52cm.

 

Dominique Gwerder (1964). Frida Kahlo, Mischtechnik, 50x70cm.

 

 

 

Dominique Gwerder (1964)

 

Liebevoll streichelt sie eines ihrer Bilder und sagt: «...also dieses hier verkaufe ich nicht». Und fügt dann gleich an «am liebsten würde ich gar keines verkaufen». Was für ein Privileg einer Vollzeit-Künstlerin, die sich, wenn sie will, nur mit Malen beschäftigen darf. «Das verdanke ich meinem Mann, der für unseren Lebensunterhalt sorgt». So klingt Dankbarkeit.

 

Tatsächlich beschäftigt sich Dominique Gwerder seit 2020 nur noch mit Kunst. Das Malen hat sie sich selbst beigebracht, autodidakt, anhand von Online-Kursen auf YouTube. Eine ihrer Spezialitäten sind Collagen. Ganz spezielle: Sie verwendet dafür Teebeutel, die sie trocknet, bemalt und dann in ihre Bilder einbaut. In ihrem Werk «Mathilda» ist das gut zu erkennen. Es ist eine exklusive Mischung von Acryl, Buntstiften und ...bemalten Teebeuteln.

 

Ihr grosses Künstlervorbild ist >Alphonse Mucha. Nach seinen Jugendstilgemälden malt sie gerne Bilder, so eine Serie seiner Sommer-, Herbst- oder Wintermandalas.

 

Ihr Lieblingsbild unter den eigenen Werken in der Ausstellung ist das 50x70cm grosse Porträt der berühmten mexikanischen Künstlerin <Frida Kahlo, die mit 18 bei einem furchtbaren Busunglück so schwer verletzt wurde, dass sie zeitlebens körperlich behindert war. Dominique Gwerder erstellt ihre «Hommage an Frida» in ihrer speziellen Mischtechnik aus Acryl und als Collagen aufgesetzten Blumen und Blüten. Frida hätte ihre Freude daran.

 

>weitere Werke von Dominique Gwerder (PDF)

 

>Website der Künstlerin

 

 

 

Blazenka Kostolna (1949)

 

Blazenka Kostolna (1949). Selbst-porträt, Acryl auf Papier, 50x70cm.

 

Galerie der Persönlichkeiten

 

Blazenka Kostolna (1949). Selbstporträt im Blau, Öl auf Leinwand, 80x100cm.

 

 

Blazenka Kostolna (1949)

 

Ihre Werke dominieren die Ausstellung und erstrahlen im Entrée, im Korridor und in zwei Räumen. «Am liebsten hätte ich die ganze Galerie belegt – ich habe so viel zu zeigen», sagt sie mit einem Augenzwinkern.

 

Tatsächlich besteht ihr Oeuvre nicht nur aus Gemälden, sondern auch aus Fotografien. Das hat mit ihrer Karriere zu tun. Sie stammt aus der ehemaligen CSSR und studierte in Bratislava an der Kunstgewerbeschule Fotografie und Grafikdesign.

 

Als dann 1968 die Russen in die CSSR einmarschierten, floh sie in die Schweiz. Hier verdiente sie ihr Geld als Grafikerin im Bereich Werbung, Marketing und Kommunikation – zuletzt dreissig Jahre lang beim Tages-Anzeiger, wo sie u.a. Kundeninserate gestaltete.

 

In ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt sie sich intensiv mit Selbstporträts und sieht darin auch ein Kommunikationsmittel. Selfies, sagt sie, «dienen mir als Ausdrucksform, um das Spannungsfeld zwischen dem, was ich bin, und dem, was ich vor mir selbst zu verbergen versuche, zu erkunden»...

 

>mehr in Blazenkas persönlichem Flyer (PDF)

 

Die Künstlerin stellt aber nicht nur Selfies aus, sie zeigt auch Gesichter von Persönlichkeiten, die ihr im Laufe ihres Lebens begegnet sind. Eine Porträt-Galerie in starken Braun- und Gelbtönen füllt eine ganze Wand. Speziell: Die Farbtöne stammen von Kaffee- und Kurkumazusätzen.

 

Kostolna ist auch schriftstellerisch unterwegs und schreibt Gedichte. Für ihre >Autobiographie «Die gebrochene Lebenslinie» wurde sie 2020 mit einem Award der Uni Zürich ausgezeichnet – als beste Biographie des Jahrgangs.

 

 

>weitere Werke von Blazenka Kostolna (PDF)

 

>Website der Künstlerin

 

 

 

Beata Sibandova (1984).

 

Beata Sibandova (1984). Isabelle, Oel auf Leinwand, 80x60cm.

 

Beata Sibandova (1984). Tom, Oel auf Leinwand, 80x60cm.

 

 

 

Beata Sibandova (1984)

 

Sie stammt aus der Slowakei und lebt heute in Adliswil. Am liebsten würde sie ständig malen – vorzugsweise farbstarke Ölgemälde, manchmal auch in Acryl. Aber von der Kunst kann sie (noch?) nicht leben. Ihr Geld für den Lebensunterhalt verdient sie zurzeit als Serviceangestellte in einem Restaurant.

 

An der Ausstellung in der Galerie Adliswil «Gesichter erzählen Geschichten» hat sie einen starken Auftritt. Ihre grossformatigen Ölgemälde beeindrucken vor allem durch die Verwendung einer Fülle von kräftigen Farbtönen – aufgetragen in groben Pinselstrichen, manchmal sogar in Form von Flächen oder Klecksen.

 

Aus der Nähe wirken diese groben Farbkleckse wie ein Flickenteppich, aber sobald man die Bilder aus einer gewissen Distanz betrachtet (oder die Augen zukneift...), beginnen die Gemälde zu leben. Aus den vielen Farbtönen wird wundersam ein grossflächiger Hautton. Hohe Kunst! Hat man Ähnliches nicht schon bei >Oskar Kokoschka gesehen? Allerdings darf man der Künstlerin attestieren: Sibandovas Gemälde kommen um einiges freundlicher rüber als Kokoschkas wirre Bilder.

 

Sibandovas Maltechnik basiert im wesentlichen auf der Arbeitsweise der Impressionisten, die
– draussen im Freien malend – ihre Pinselstriche rasch und grob setzen mussten, weil sie vom Wetter abhängig waren. Bei Beata hat das Wetter keinen Einfluss. Sie kann ihre Werke ungestört und ohne Zeitdruck im Atelier komponieren. Dabei spielt sie mit allen Farben, die ihre Palette hergibt.

 

 

>weitere Werke von Beata Sibandova (PDF)

 

>Website der Künstlerin

 

 

 

>Ausstellungen in der Galerie Adliswil seit Februar 2025

 

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