Konkrete und konstruktive Kunst

 

Was ist konkrete Kunst? Im Wesentlichen basiert sie auf geometrisch-mathematischen Grundlagen. Sie bildet nichts ab, was in der Natur vorkommt, sondern verarbeitet Formen, die dem Kopf entspringen, also vom Künstler konstruiert werden.

 

Konstruiert? also konstruktive Kunst? Die Abgrenzung ist nicht so einfach. Sie ist eher eine Frage der Definition durch die einzelnen Künstler. Theo van Doesburg sieht sich zum Beispiel als konkreter Künstler; aber Piet Mondrian, der Ähnliches malte – ebenso Geometrisches – nannte dies nicht konkret, sondern konstruktiv.

 

Oder Richard Paul Lohse, ein wichtiger Vertreter der «Zürcher Konkreten» – auch er zog die Bezeichnung «konstruktive Kunst» vor.

 

 

Richard Paul Lohse (1902-1988).
Zwei Bewegungen um eine Achse,

1952. Haus Konstruktiv Zürich.

 

 

Der andere grosse «Zürcher Konkrete», >Max Bill,

definiert die konkrete Kunst seinerseits so:

 

«Konkrete Kunst ist die Gestaltung von optisch Wahrnehmbarem. Gestaltungsmittel sind die Farben, der Raum, das Licht und die Bewegung. Konkrete Kunst ist in ihrer letzten Konsequenz der reine Ausdruck von harmonischem Mass und Gesetz. Sie ordnet Systeme und gibt mit künstlerischen Mitteln diesen Ordnungen das Leben».

 

 

Max Bill (1908-1994). Zerstrahlung
zu Rot, 1972-73. Haus Konstruktiv
Zürich.

 

 

 

 

 

>Museum Haus Konstruktiv Zürich

 

 

>Ausstellung «Geometrische Opulenz» 2022

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Konkret oder konstruktiv?

 

Die Unterscheidung ist gar nicht so einfach. Eigentlich

haben die beiden Kunststile mehr Verbindendes als Trennendes.

Beiden ist gemeinsam, dass sie ungegenständlich sind und
nicht die sichtbare Welt abbilden wollen.

 

Als Unterschiede bieten sich an: Die konkrete Kunst
fokussiert mehr auf Formen und Farben, während für die

konstruktive Kunst der Entstehungsprozess und

das Material im Vordergrund stehen.

 

 

 

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Theo Van Doesburg (1883-1931). ©Netherlands
Institute for Art, Den Haag.

 

 

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Theo Van Doesburg (1883-1931). Peinture pure, 1920. Centre Pompidou, Paris.

 

 

 

 

Theo van Doesburg – Vater der Konkreten

 

Der niederländische Maler, Bildhauer, Schriftsteller und Architekt ist 1917 Mitbegründer der berühmten Künstlervereinigung «De Stijl» – zusammen mit Piet Mondrian und weiteren. Von ihm stammt der Begriff «Konkrete Kunst», den er 1924 einführt.

 

1921/22 ist er als Lehrer für architektonische Gestaltung am Weimarer >Bauhaus tätig. Zu dieser Zeit führt er den Dadaismus in den Niederlanden ein.

 

1926/27 arbeitet er mit >Sophie Taeuber-Arp in Strassburg am berühmten Vergnügungszentrum «Aubette».

 

1929 ist er Mitbegründer einer Pariser Künstlergruppe, die sich «Art concret» nennt. Die Gruppe folgt seinen Ideen einer rein geometrischen und – wie er es nennt – «vergeistigten Kunst». Die Gruppe gründet auch eine Zeitschrift mit dem Titel «Art concret», diese kommt allerdings nur einmal heraus. Und auch die Künstlergruppe selbst hat nicht lange Bestand.

 

Ihr folgt 1931 eine neue Künstlervereinigung, die sich «Abstraction-Création» nennt und etwas weiter gefasst ist, also nicht in geometrischen Formen erstarren muss. Initiant ist Georges Vantongerloo. Ihr gehören weitere Künstler wie >Jean Arp, >Robert Delaunay, Frantisek Kupka, Albert Gleizes und auch Theo van Doesburg an.

 


   

 

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Piet Mondrian
(1872-1944).
Foto 1911. ©Verlag Dumont, WikiCommons.

 

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Composition en rouge, bleue et blanc II, 1937. Centre Pompidou, Paris.

 

 

 

Piet Mondrian, Vertreter des Konstruktivismus

 

Sein Name taucht vor allem im Zusammenhang mit der niederländischen Gruppe von Malern, Architekten und Designern auf, die 1917 unter dem Namen «De Stijl» gegründet wurde. Gründungsmitglieder waren Theo van Doesburg, Piet Mondrian und Georges Vantongerloo.

 

Piet Mondrian ist für seine konstruktive Kunst mit den geometrischen Mustern bekannt und hängt mit solchen Werken in allen wichtigen Museen der Welt.


Sie unterscheiden sich nicht grundsätzlich von
Doesburgs
Arbeiten, die dieser «konkret» nennt.

Mondrian bevorzugt aber den Begriff «konstruktiv».

 

Nicht unterschlagen darf man, dass Mondrian auch impressionistische und kubistische Werke hinterlassen hat und eine zeitlang sogar den Fauvisten nahe stand. >mehr

 

1940 emigrierte Mondrian nach deutschen Bombenangriffen auf London in die USA. Er schloss sich in New York den Künstlern der abstrakten Kunst an, die sich in der 1936 gegründeten «American Abstract Artists» vereint hatten.

 

 

>mehr über Piet Mondrian

 

>Ausstellung «der andere Piet Mondrian» 2022

 

 

 

Die «Zürcher Konkreten»

 

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Max Bill um 1970. Foto
©Marcel Vogt, ETH-Bibliothek Zürich.

 

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Max Bill (1908-1994)

 

In den 1930er-Jahren bildete sich die Gruppe der «Zürcher Konkreten». Sie ging von der Kunstgewerbeschule Zürich aus, die heute Zürcher Hochschule der Künste heisst.

 

Zu den «Zürcher Konkreten» zählt man:

Max Bill, Hans Coray, Camille Graeser, Hans Hinterreiter, Johannes Itten, Leo Leuppi, Verena Loewensberg, Richard Paul Lohse, Anton Stankowski, Carlo Vivarelli und André Evard.

 

So definiert Max Bill die konkrete Kunst:

«Konkrete Malerei und Plastik ist die Gestaltung von optisch Wahrnehmbarem. Ihre Gestaltungsmittel sind die Farben, der Raum, das Licht und die Bewegung.
Konkrete Kunst ist in ihrer letzten Konsequenz der reine Ausdruck von harmonischem Mass und Gesetz. Sie ordnet Systeme und gibt mit künstlerischen Mitteln diesen Ordnungen das Leben».

 

Bild: Max Bill (1908-1994). Kugelschale mit drei gleichen Ausschnitten, 1955-90. Albertina-Batliner, Wien.

 

>mehr über Max Bill

 

>mehr über Hans Hinterreiter

 

>mehr über Johannes Itten

 

 

 

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Richard Paul Lohse, 1982.
Foto ©Hans-Peter Siffert, Zürich.

 

lohse

Richard Paul Lohse (1902-1988). Konstruktion mit Dreiecken, 1942. Kunsthaus Zürich.

 

 

Richard Paul Lohse (1902-1988)

 

Er gründete 1937 zusammen mit Leo Leuppi eine avantgardistische Vereinigung moderner Schweizer Künstler unter dem Namen «Allianz».

 

In den 1940er-Jahren stiess er zur Konkreten Kunst und befasste sich in seinen Bildern mit der horizontal-vertikal-Gliederung von Farbfeldern.

 

Die Module bestehen meistens aus Quadraten und/oder rechteckigen Elementen. Sie stehen in einer bestimmten Anordnung zueinander und sind nach mathematischen Regeln erschaffen.

 

Aber nicht immer, es gibt in seinen Bildern auch Dreiecke, wie in diesem Bild hier.

 

Weitere Werke von Richard Paul Lohse im

 

>Museum Haus Konstruktiv Zürich

 

 

 

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Sophie Taeuber-Arp (1889-1943). Sechs separate Räume, 1939. Galerie von Bartha Basel.

 

Sophie Taeuber-Arp (1889-1943)

 

Die berühmteste «Konkrete» unter den Schweizer Künstlerinnen. Das Kunstmuseum Basel widmet ihr 2021 eine umfassende Retrospektive – in Zusammenarbeit mit dem MoMA New York und der Modern Tate Gallery London.

 

 

>mehr über Sophie Taeuber-Arp

 

 

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Fotos / Diashow

 

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