Maltechniken

 

 

Prähistorische Malerei vor 15'000 - 20'000 Jahren

 

höhlenmalerei

Höhle von Lascaux. Foto Don Hitchcock.

 

Höhlenmalerei


Direkt auf Felswänden aufgetragene Farben.
Öle, Fette und Harz als Beimischung.

 

 

Quelle: 

>www.farbimpulse.de

 

Für das Rot verwendeten die Höhlenmaler vor 15-20'000 Jahren  
Eisenerze wie Hämatit, auch Rötel genannt, und Magnetit sowie Ocker, ein Gemisch verschiedener Verwitterungsprodukte von Eisenerz. Schon damals verstanden sie sich auch auf das Erhitzen von eisenhaltigem Gestein und gelangten so zu einem haltbaren leuchtenden Rot.

 

Damit die Farben besser deckten, setzten sie ihnen zum Beispiel Ton, Talk, Feldspat oder Granit zu. Auf tonhaltigen Wänden vermischten die Höhlenmaler die Farben einfach direkt mit dem Untergrund.

 

War der Fels jedoch rau und feucht, verwendeten sie
wahrscheinlich Öle, Fette und Harze als Beimischung zu den Farben.

 

 

 

Griechische Antike bis 6. Jahrhundert n.Chr.

 

fayum

Fayum mummy portrait. British Museum London.

 

Enkaustik


Aus dem griechischen Wort «enkauston» = eingebrannt.

 

In Wachs gebundene Farbpigmente werden heiss auf den Maluntergrund aufgetragen.

 

Für die Heisswachs-Malerei verwendete man geschmolzenes Bienenwachs, manchmal mit Zusatz von Nussöl. Die Farbpigmente stammten meist aus Ägypten. Die Farben wurden heissflüssig auf Stein, Holz oder Elfenbein aufgetragen. Manchmal auch kalt mit heissen Spachteln.

 

Dank der Enkaustik erlebte die antike griechische Malerei ihre Blüte, doch geriet diese Technik ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. in Vergessenheit.

 

Das ägyptische Mumienporträt (Fayum mummy portrait) im British Museum in London weist noch heute eine erstaunliche Leuchtkraft auf.

 

 

 

 

9. Jahrhundert bis heute

 

turner

Joseph Mallord William Turner (1775–1851). Venice,
a storm, 1840. Watercolour. British Museum.

 

Aquarell


Die wasserlöslichen Aquarellfarben bestehen aus feinen Pigmenten und wasserlöslichen Bindemitteln wie Gummi arabicum. Häufigster Malgrund ist Papier.

 

 

Charakteristisch für ein Aquarellbild ist, dass es mit nicht deckenden Farben gemalt ist. Man nennt das auch lasierend oder transparent.

 

Die Farben werden nur mit Wasser verdünnt. Farbmischungen entstehen durch das Übereinandermalen von Farbschichten. Der Malgrund schimmert durch die Farben hindurch. Weiss entsteht dort, wo der (weisse) Papiergrund ausgespart wird.

 

Die Technik ist alt und wurde schon sehr früh auf Papyrus angewandt. Im Mittelalter ab dem 9. Jahrhundert wurden lasierende Wasserfarben vor allem für die Kolorierung von Tuschezeichnungen und Holzschnitten verwendet.

 

>William Turner war es, der im 18. Jahrhundert die Aquarellmalerei salonfähig machte. Er brauchte sie nicht nur zur Kolorierung von Zeichnungen, sondern malte seine Aquarellbilder direkt auf dem Malgrund.

 

 

 

Frühes Mittelalter bis etwa 15. Jahrhundert

 

mantegna

Andrea Mantegna (1431-1506), Die Auffahrt Christi, 1461. Galleria degli Uffizi, Florenz.

 

Tempera


Die Farbpigmente werden mit einem Bindemittel aus einer Wasser-Öl-Emulsion gebunden.

 

In der Malerei wurden vorwiegend Ei-Tempera und Kasein-Tempera verwendet.

 

 

Vorteile: Tempera trocknet sehr langsam, dadurch konnten die Bilder noch lange nachbearbeitet werden. Tempera zeichnet sich durch hohe Altersbeständigkeit aus. Risse, wie sie bei der Ölmalerei auftreten, sind selten.

 

Nachteile: Aufwändiges Malverfahren, weil der Farbauftrag bei Ei-Tempera durch «Stricheln» und in mehreren Schichten erfolgen muss. Zudem können sich die Farben nach dem Trocknen optisch verändern.

 

Temperafarbe wird oft spöde und ist deshalb für Leinwände wenig geeignet. Sogar Bildträger wie Holz können sich unter Tempera verziehen.

 

Ein weiterer Nachteil ist die geringe Haltbarkeit der fertigen Tempera-Emulsion, eine Lagerung ist schwierig.

 

Meister wie >Peter Paul Rubens (1577-1640) haben Tempera auch nach der Einführung der Ölmalerei noch verwendet, vor allem zur Untermalung. In der Ikonenmalerei wird Tempera auch heute noch benutzt.

 

 

 

 

15. Jahrhundert bis heute

 

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Anders Zorn
(1860-1920). Une première, 1888. Nationalmuseum Stockholm.

 

Gouache


Die Farbpigmente werden grob vermahlen und mit Kreide angereichert. Als Bindemittel dient Gummi arabicum.

 

Wasserlöslich und trotzdem deckend.

 

Gouache kann ebenso deckend wie lasierend verwendet werden. Damit vereint sie Eigenschaften von Aquarell (lasierend) und Öl (pastos).

 

Nach dem Trocknen weist sie eine samtartig matte Oberfläche auf. Sie kann auch nach dem Trocknen wieder mit Wasser angelöst werden.

 

Gouache wird vorwiegend auf Papier oder Karton verwendet, kann aber auch auf Leinwand vermalt werden.

 

Gouache wurde schon im Mittelalter in der Buchmalerei verwendet,

aber erst im 15. Jahrhundert entdeckten Künstler wie

>Raffael, >Tizian und >Dürer diese Technik.
Sie verwendeten Gouache für Studien, Entwürfe und Untermalung.

 

Künstler der Moderne wie >Henri Matisse und >Marc Chagall arbeiteten auch öfter mit Gouache.

 

 

 

 

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Jan van Eyck (1390-1441). The Arnolfini Portrait, 1434. National Gallery London.

 

Ölmalerei


Als Malmittel wird Balsam-Terpentinöl, Harzfirnis oder Öl verwendet.

 

Öl als Bindemittel lässt sowohl extrem dünne wie auch sehr dicke Farbschichten zu.

 

Ölfarben sind nicht mit Wasser verdünnbar und werden in getrocknetem Zustand wasserfest.

 

Gilt als Königsdisziplin der Malerei. Ölmalen ist zwar bereits seit dem frühen Mittelalter bekannt. Den Durchbruch erlebte die Ölmalerei aber erst im 15. Jahrhundert.

 

>Jan van Eyck (1390-1441) war einer der Pioniere dieser neuen Technik. >Antonello da Messina (1430-1479) führte die Ölmalerei in Italien ein und beeinflusste damit zahlreiche grosse Meister.

 

Künstler schätzen die Ölmalerei vor allem wegen ihrer Farbrillanz und ihrer guten maltechnischen Eigenschaften. Ihr Hauptvorteil ist die lange Trocknungszeit der Farben. So können Ölfarben über lange Zeit ineinander vermischt und vermalt werden.

 

Der Farbauftrag muss «fett auf mager» erfolgen. Heisst: Man muss die dünnen, schneller trocknenden Schichten zuerst auftragen, ehe man die fetten malt. Grund: Wenn die oberen Schichten vor den unteren trocknen, ergeben sich Spannungen und die obere Schicht kann aufplatzen.

 

Bei älteren Ölbildern treten häufig Alterssprünge auf, die sich netzartig über das Bild ausdehnen. Solche Risse (so genannte «Krakelüren») entstehen, weil der Untergrund je nach Feuchtigkeit des Umfeldes weiter «arbeitet».

 

Bei der Prima-Malerei (auch «Alla-Prima-Malerei») hat der Künstler bereits die Endfassung des Bildes im Kopf und setzt jede Farbe als endgültigen Farbton ein. Das Mischen dieser Farben erfolgt nicht auf dem Bild, sondern bereits auf der Palette.

 

 

Rosalba Carriera (1675-1757). Allegorie der Musik, 1712. Bayrisches Nationalmuseum

 

Pastellmalerei


Im Prinzip handelt es sich um pulverisierte Farben, die zu einem Teig («pasta») verarbeitet und dann in einen Farbstift oder in Kreiden verwandelt werden.

 

Unter Pastellfarben versteht man Farben mit hohem Weissanteil – was helle, zarte Töne ergibt.

 

 

 

 

Die Geschichte der Pastellmalerei beginnt im 15. Jahrhundert. Einer der Ersten, der Pastellfarben verwendete, ist >Leonardo da Vinci (1452-1519). Ihm standen erst die Farben Schwarz, Weiss und Rot zur Verfügung. Er setzte sie für Skizzen ein, so z.B. für Studien zu seinem berühmten «Letzten Abendmahl».

 

Das Zeichnen mit den drei Kreiden kam ab dem 17. Jahrhundert in Mode. Dabei wurden auf einem getönten Papier schwarze, rote und weisse Kreiden eingesetzt.

Die meisten Künstler verwendeten die Pastellkreiden aber nur als Ergänzung zu ihren eigentlichen Maltechniken.

 

Als erste Künstlerin arbeitete >Rosalba Carriera (1675-1758) ausschliesslich mit Pastellkreiden. Ihre Porträts in Pastelltechnik fanden grosse Bewunderung sowohl in Italien als auch in Frankreich.

 

 

 

Ab 1950

 

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Roy Lichtenstein (1923-1997). Whaam! Acryl, 1966. Tate Britain London.

 

Acryl


Acrylfarben basieren auf Kunststoffdispersionen. Sie sind mit Wasser verdünnbar und härten zu einer wasserfesten Beschichtung aus.

 

Acrylfarben wirken bunter und leuchtender als Ölfarben. Realistische Farbtöne und feine Farbübergänge sind mit ihr aber nur schwer zu malen. Deshalb wird Acryl vor allem bei abstrakten und plakativ figürlichen Themen verwendet.

 

Die Acrylfarbe wird mit Wasser verdünnt und trocknet sehr rasch, danach ist sie wasserfest. Mit Wasser verdünnt kann sie lasierend vermalt werden. Mit Hilfe von Acrylbinder können, ähnlich wie in der Aquarellmalerei, dünne Lasuren gelegt werden.

 

Die ersten Acrylfarben kamen 1950 in den USA auf den Markt, waren aber für Anstreicharbeiten entwickelt worden. Schon bald benutzten sie Künstler für Wandmalereien, vor allem im Bereich des abstrakten Expressionismus. Zu ihnen zählen Frank Stella oder >Jackson Pollock, der als Begründer der Stilrichtung «Action Painting» gilt und für sein «Drip Painting» berühmt wurde. Auch die Popkünstler >Andy Warhol und >Roy Lichtenstein malten gerne mit Acryl, ebenso >David Hockney.

 

 

 

 

 

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