>Villa Flora vor der Renovation 2024
Von 2014 bis 2024 war die Villa Flora verwaist, weil
die Winterthurer Regierung das Kunstbudget gekürzt hatte und ein Museumsbetrieb in der Villa deshalb nicht mehr möglich war. Um die Hahnloser-Sammlung dennoch zu zeigen, schickte man sie auf auf Tournee. Nach Hamburg, Halle, Paris, Stuttgart, Bern...
Im Kunstmuseum Bern hätte die Kollektion als Dauerleihgabe weiter leben sollen – aber dann 2017 die Wende: Das Winterthurer Stadtparlament kam auf seinen Beschluss zurück und sprach die notwendigen Mittel für ein neues >Konzept für die drei Museen.
Die Villa Flora ist eines davon – die anderen zwei:
>Kunst Museum Winterthur und das
>Kunst Museum Winterthur Reinhart am Stadtgarten
Villa Flora nach der Renovation 2024
Villa Flora mit Statue von Maillol
2017 erging der Auftrag, die Villa Flora einer Komplettsanierung zu unterziehen. Diese Arbeiten konnten 2024 abgeschlossen werden. Seit dem
22. März 2024 erstrahlt die Villa wieder in altem
Glanz – jetzt als Museum.
Der neue Gartenpavillon als Café
Ergänzt wurde die Villa durch einen Gartenpavillon. Dieser dient einerseits als Empfangsraum für die Besucher, aber auch als Innen- und Aussencafé. Die Räume der Villa, früher ein Wohnhaus, wurden museumstauglich umgebaut.
Im neuen Museum: jeder Raum mit
prachtvollen Parkettböden
Sie beginnt mit dem Sammlerpaar >Arthur und Hedy Hahnloser, die kurz vor 1900 heiraten. Das Paar zieht in diese klassische Stadtvilla aus dem 19. Jahrhundert ein. Arthur Hahnloser ist Augenarzt. In einem Anbau richtet er seine Augenklinik ein – die Villa selbst dient als Wohnhaus. Im Laufe der Jahre werden die Räume sukzessive umgestaltet. 1927 kommt eine Galerie dazu, die ganz auf die Präsentation von Kunstwerken ausgerichtet ist – sie erhält sogar ein Oberlicht, wie bei einem «richtigen» Museum. Nun steht nicht mehr das Wohnen im Vordergrund, sondern die Kunst: die Gemälde und Skulpturen sollen präsentiert und betrachtet werden. Die Villa Flora wird zum Kunsthaus.
Nach dem Tod von Arthur (1936) und Hedy (1952) übernimmt Sohn Hans Robert Hahnloser (1899-1974) die Betreuung der Sammlung; nach seinem Ableben geht sie an die Hahnloser/Jaeggli-Stiftung über. 1995 wird die Villa Flora in ein Museum umgebaut, wo die Sammlung bis 2014 gezeigt werden kann – aber dann...
>siehe oben, streichen die Winterthurer Behörden das Budget zusammen...
2024 erstrahlt die Villa Flora nach einer umfassenden Renovation wieder im alten Glanz.
>mehr über das Sammlerpaar Hahnloser
>die Hahnloser-Sammlung auf Tournee
>mehr über die Villa vor der Sanierung 2024
>Das neue Museumskonzept Winterthur 2018
>mehr über das Kunst Museum Winterthur
>mehr über das Kunst Museum Winterthur Reinhart
Das SammlerpaarHedy und Arthur Hahnloser-Bühler, um 1919. Foto Hedy Hahnloser-Bühler ©Ass. Willy Maywald-ABAGP.
Hedy Hahnloser, 1908. Félix Vallotton (1865-1925). Mme Hedy Hahnloser, 1908. Kunst Museum Winterthur, Hahnloser/Jaeggli Stiftung.
Arthur Hahnloser, 1909. Félix Vallotton (1865-1925). Le docteur Arthur Hahnloser. Kunst Museum Winterthur, Hahnloser/Jaeggli Stiftung. |
Wie die grossartige
Seit März 2024 ist sie wieder in ihrem alten Zuhause zu sehen – in der Villa Flora. Vorher war sie auf Tournee, in mehreren Museen, von Hamburg bis Paris. >mehr
Hedy und Arthur Hahnloser bauten ihre Sammlung zwischen 1907 und 1936 auf. Die Geschichte der Villa Flora als Kunstmuseum ist eng verknüpft mit jener des Sammlerpaars.
Hedy Hahnloser-Bühler war eine Cousine des Winterthurer Kunstsammlers >Richard Bühler. Sie war die treibende Kraft beim Aufbau der Sammlung. Sie selbst war auch als Malerin tätig.
Arthur Hahnloser war von Beruf Augenarzt. Als Mitglied des Vorstandes des Kunstvereins Winterthur war er an der Gründung des Kunstmuseums beteiligt, das 1916 eröffnet wurde.
Die Hahnloser gelten als Vorreiter für die Einführung der französischen Moderne in der Schweiz. Denn was man sich heute kaum noch vorstellen kann: Um 1900 herum herrschte hierzulande sowohl bei den Sammlern als auch in den Museen noch ein Kunstgeschmack vor, der sich auf alte Meister beschränkte. Was damals die französische Avantgarde produzierte, schien hier niemanden zu interessieren. Als >Richard Bühler, eben neu in den Vorstand gewählt, an der Sitzung des Winterthurer Kunstvereins 1909 ein flammendes Plädoyer für die moderne Kunst hält, ist man entsetzt. Arthur Hahnloser schreibt danach an Ferdinand Hodler: «Das eine haben wir aus dem Streit gelernt – das Publikum ist bei uns noch enorm rückständig». >mehr
Wie also kamen die Hahnloser auf den Geschmack für die Moderne Kunst? Um 1906 herum sahen sie in der >Turnus-Ausstellung in Zürich Schweizer Moderne wie Cuno Amiet, Ferdinand Hodler und Giovanni Giacometti. 1907 besuchten sie Giacometti in seinem Bündner Heimatdorf Stampa und kamen mit einem seiner Gemälde im Gepäck zurück.
Noch im selben Jahr fuhren die Hahnloser nach Genf zu Hodler – und auch bei ihm kauften sie ein Bild. Damit waren die Weichen gestellt – jetzt war das Interesse an der Moderne geweckt.
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Paul Cézanne (1839-1906). Portrait de l'artiste, 1877-78. Hahnloser/Jaeggli Stiftung.
Felix Vallotton (1865-1925). Le Chapeau violet, 1907. Courtesy Hahnloser/Jaeggli Stiftung.Henri Manguin (1874-1949).
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Einstieg in die französische Moderne
Für die Sammlung französischer Moderner war der Schweizer Maler und Kunstvermittler Carl Montag (1880-1956) für die Hahnloser eine wichtige Stütze. Er war seit 1903 in Paris und dort bestens vernetzt. 1908 fuhren Hedy und Arthur erstmals nach Paris. Dort sahen sie eine Cézanne-Ausstellung und waren begeistert.
Bedeutsam war dann der Kontakt zum Lausanner Künstler Félix Vallotton. Auch von ihm erwarben sie Bilder. Es entwickelte sich ein spezielles Freundschaftsverhältnis. Vallotton, der mehrheitlich in Paris arbeitete, wirkte nun für die Hahnloser als künstlerischer Berater beim Aufbau ihrer Sammlung.
Dann kam das Interesse für die Fauves um Henri >Matisse auf. Von Matisse besitzt die Sammlung heute eine ganze Reihe von wertvollen Werken. Und auch die anderen Fauves wie Albert Marquet oder Henri Manguin sind in der Kollektion vertreten.
Henri Manguin spielte eine besondere Rolle in der Villa Flora – er war stetiger Gast und ging dort sozusagen ein und aus. Der in Paris geborene Manguin studierte und arbeitete ab 1894 im Atelier von Gustave Moreau, wo Henri Matisse und Albert Marquet seine Mitschüler waren. Wie Manguin die Villa Flora sah, zeigt sein Gemälde von 1912.
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Edouard Manet (1832-1883). Amazone, 1883. Kunst Museum Winterthur, Hahnloser/Jaeggli Stiftung.
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Monet, Manet...
Klar, dass in einer Sammlung französischer Moderner Namen wie >Claude Monet oder >Edouard Manet nicht fehlen dürfen. Von Monet besitzt die Stiftung allerdings nur wenige Werke. Vielleicht waren dessen impressionistische Gemälde zu diesem Zeitpunkt schon etwas gar teuer?
Ein berühmtes Gemälde von Edouard Manet ist die Amazone aus dem Jahr 1883 – es ist ein «pièce de résistance» der Hahnloser-Sammlung. Wie kommt man als Sammler an so ein Meisterwerk? Indem man gute Beziehungen zur Künstlerszene pflegt. Wie zu Henri Manguin, dem stetigen Gast in der Villa Flora, der diesen späten Manet in der Pariser Galerie Eugène Blot fand und ihn an das Sammlerpaar Hedy und Arthur Hahnloser vermittelte.
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Aristide Maillol (1861-1944). Flore, 1909-10. Kunst Museum Winterthur.
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Bronzen von Rodin und Maillol
Von den beiden grossen französischen Bildhauern Auguste >Rodin und Aristide <Maillol sind in der Villa Flora mehrere Werke zu sehen – sowohl m Museum als auch im Garten.
Im Innenbereich der Villa thront die schöne «Flore» von Aristide Maillol. Zwei weitere Bronzen dieses Künstlers sind im Gartenpark zu sehen: Beides berühmte Werke: L'été und Pomone – und beide wurden nach der Renovation des Hauses an ihrem alten Standort platziert.
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Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901). Femme rousse assise sur un divan (Justine Dieuhl), 1897. Kunst Museum Winterthur, Hahnloser-Jaeggli Stiftung. |
Henri de Toulouse-Lautrec...
Der adlige Künstler ist bekannt für seine Werke, die in der Welt der Cabarets, der Ballsäle, der Theater und der Bordelle spielen. Als die Hahnloser mit dem Sammeln begannen, war Toulouse-Lautrec schon sechs Jahre lang tot. Seine Plakate und Gemälde waren bereits gesucht und entsprechend teuer.
>mehr über Henri de Toulouse-Lautrec
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Vincent van Gogh (1853-1890). Place des voitures, 1881. Kunst Museum Winterthur, Hahnloser/Jaeggli Stiftung.Vincent van Gogh (1853-1890). Le semeur, 1888. Kunst Museum Winterthur, Hahnloser/Jaeggli Stiftung.
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...und sogar Vincent van Gogh
Obwohl kein Franzose, gehört der niederländische Superstar natürlich in eine Sammlung der französischen Moderne, die etwas auf sich hält.
Die Hahnloser waren allerdings ein paar Jahre zu spät dran, als sie 1907 mit dem Sammeln begannen. Hätten sie zwanzig Jahre früher begonnen, da wäre ein van Gogh noch für ein Butterbrot zu haben gewesen. Oder noch deutlicher ausgedrückt: Der Künstler wäre dankbar gewesen, wenn ihm jemand ein Bild abgekauft hätte.
Erst nach seinem Tod explodierten die Preise. Und zwar, nachdem van Goghs >Schwägerin Johanna das Szepter in die Hand genommen hatte. Sie propagierte und vermarktete die Bilder so geschickt, dass nun die Kunsthändler und -Sammler auf van Gogh abfuhren. Dennoch konnten die Hahnloser einige sehr schöne Werke erwerben.
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Fotogalerie Sammlung Hahnloser in der Villa Flora (Hängung April 2024)
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Ausstellung der Sammlung Hahnloser in Bern 2017/18 |
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Hahnloser-Ausstellung
Ausgestellt sind rund 100 Werke aus der Hahnloser/Jaeggli-Stiftung und aus der ehemaligen Sammlung Arthur und Hedy Hahnloser.
bis 11. März 2018.
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