Die Epoche der grossen Emotionen und der «edlen» Bilder. Nach der geordneten Renaissance und dem verrückten >Manierismus sind nun monumentale Gefühle und jubelndes Pathos gefragt.
Kunsttechnisch gesehen kommt wieder mehr Ordnung ins Spiel: Bilder mit Strukturen, Bewegung und klarem Fokus, mit Einheit der Komposition. «Vollendung» heisst die Devise.
Eine bedeutende Rolle spielt dabei die katholische Kirche, die sich in dieser Zeit gegen die Reformation aufbäumt. Da kommen ihr biblische Darstellungen mit herzergreifendem Pathos gerade recht – so kann man die Gläubigen bei Laune und bei der Stange halten. In den katholischen Ländern setzt sich denn der Barock auch sehr leicht und schnell durch.
>Gianlorenzo Bernini (1598-1680).
Die Ekstase der heiligen Teresa, 1647-52.
Kirche Santa Maria della Vittoria, Rom.
>Nicolas Poussin (1594-1665).
Maria Himmelfahrt, 1649-50.
Musée du Louvre, Paris.
>Diego Velazquez (1599-1660).
Die Krönung der Jungfrau, 1641-44.
Museo del Prado, Madrid.
Barock ist aber nicht nur katholisch. Er spielt auch beim neuen Bürgertum eine bedeutende Rolle. In den reformierten Gegenden (Niederlande, Deutschland) werden nun Porträts gerfertigt, in denen die abgebildeten Personen als wichtiger dargestellt werden als sie eigentlich sind.
Warum man diese Epoche «Barock» nennt und woher die Bezeichnung stammt, ist nicht gesichert. Der Begriff könnte vom italienischen Namen einer bizarren Naturperle abgeleitet sein: von der «barocco».
Der pompöse Stil hält sich rund eineinhalb Jahrhunderte lang, von 1600 bis 1750. In seiner Spätphase werden dann die Abbildungen etwas feingliedriger und filigraner. Als «Rokoko» läuft er schliesslich langsam aus.
Titelbild (Ausschnitt)
Caravaggio (1571-1610).
Judith enthauptet Holofernes, 1598-99.
Galleria Nazionale d'Arte Antica, Rom.
Peter Paul Rubens (1577-1640). Das Urteil des Paris. 1632-35. National Gallery London.
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Zeitliche Einordnung Barock
1300 - 1600 >Renaissance 1520 - 1600 >Spätrenaissance/Manierismus 1600 - 1750 Barock 1730 - 1780 >Rokoko 1750 - 1820 >Klassizismus 1820 - 1850 >Romantik 1850 - 1880 >Realismus 1860 - 1900 >Symbolismus 1870 - 1900 >Impressionismus
1900 - 1950 >Moderne Kunst ab 1900
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Annibale Carracci (1560-1609). Salma di cristo, 1583-85. Staatsgalerie Stuttgart.
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Annibale Carracci (1560-1609)
In den meisten Kunstbüchern wird als Begründer des Barocks Caravaggio angeführt. Es gibt aber einen Künstler, der ein Jahrzehnt vor ihm tätig ist: Annibale Carracci. Dieser will von den gekünstelten Figuren des >Manierismus weg kommen und sich wieder an der Natürlichkeit der Renaissance orientieren. Heisst: Zurück zur natürlichen Abbildung. Das will der Barock auch, wenngleich in etwas pompöserer Form.
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Caravaggio (1571-1610). Amor als Sieger, 1602. Gemälde-galerie, Berlin. |
Caravaggio (1571-1610).
Er gilt allgemein als der Pionier des Barocks und als dessen Begründer. Zudem verpasst er seinen Gemälden eine völlig neue Lichtführung: Mit seiner «chiaro-scuro»-(hell-dunkel)-Technik entfacht er eine Revolution, die noch Generationen von Malern nach ihm beeinflusst.
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Peter Paul Rubens (1577-1640). Die drei Grazien, 1635. Museo del Prado.
Peter Paul Rubens (1577-1640).
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Peter Paul Rubens (1577-1640)
Der Flame ist sozusagen die Verkörperung des Barock und der bekannteste Vertreter dieser Epoche. Das hat nicht nur mit seinen pompösen Darstellungen biblischer Themen zu tun, sondern vor allem auch mit der Darstellung von nackten Frauen.
Für Frauen kreiert er seinen eigenen Stil, die «Rubensfigur». Er bildet sie nicht idealisiert ab – heisst: sie entsprechen nicht dem antiken Schönheitsideal – sondern malt sie so, wie das Ideal in seiner Epoche Mode war: füllig.
Seine biblischen Werke kommen mit der von der katholischen Kirche gewünschten Ausschmückung daher. Es geht dabei darum, die Gläubigen mit eindrücklichen Bildern davon abzuhalten, in die reformierte Kirche zu wechseln. In Rubens Werkstatt in Antwerpen fertigt er mit zahlreichen Mitarbeitern religiöse Bilder am Laufband.
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Artemisia Gentileschi (1593-1654). Susanne and the Elders, 1610. Schloss Weissenstein, Bayern.
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Artemisia Gentileschi (1593-1654)
Sie ist die Tochter des bedeutenden und vor allem am Königshof in London tätigen italienischen Malers >Orazio Gentileschi (1563-1639). Wie ihr Vater ist sie eine Anhängerin des Malstils von Caravaggio.
Sie gilt als die bedeutendste Barockmalerin Italiens und erzählt in ihren Bildern begeistert Geschichten aus dem Alten Testament und aus der griechisch-römischen Mythologie. Diesen Themen bleibt sie ein Leben lang treu.
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Nicolas Poussin (1594-1665). Danse à la musique du Temps (Chronos), 1634. Wallace Collection, London. |
Nicolas Poussin (1594-1665)
Man bezeichnet ihn als Vertreter des klassizistischen Barock. Das ist eine Art «Untergruppe» des Barock und präsentiert sich etwas rationaler und ausgewogener. Er bringt auch hellere und harmonische Farben ins Spiel und bevorzugt «schöne» Darstellungen (zum Beispiel im Gegensatz zu den eher düsteren Werken eines Caravaggio).
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Claude Lorrain (1600-1682). Landschaft mit Hagar und dem Engel, 1668. Sammlung Römerholz Winterthur. |
Claude Lorrain (1600-1682)
Der Franzose lebt und arbeitet (in Rom) in der Zeit des Barocks, nimmt aber eine Sonderstellung ein – als Begründer einer Landschaftsmalerei der besonderen Sorte. Er versteht es meisterhaft, biblische (oder auch mythologische) Geschichten in von ihm erfundene und komponierte Fantasielandschaften einzubetten.
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Rembrandt (1606-1669). Bathseba im Bade, 1654. Musée du Louvre, Paris. |
Rembrandt (1606-1669)
Seine biblischen Werke des Alten Testamentes müssen nicht zwingend den Schluss nahe legen, dass er ein frommer Mann war. Vielleicht war er das auch nicht. Seine berühmtesten Bilder zeigen denn auch mehr Bürgerliches, wie zum Beispiel die «Anatomielektion» oder «Die Nachtwache» der Amsterdamer Bürgerwehr.
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Fotos / Diashow Barock
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Weitere berühmte Maler des Barocks
>Anthonis van Dyck (1599-1641) >Gianbattista Tiepolo (1696-1770)
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